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Mobbing & Cybermobbing: Besonnene Prävention mit der gesamten Schulfamilie!

UPDATE: Bei einer Expertenanhörung im Landtag zu Mobbing an Schulen fordert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann verbindliche Konzepte und Unterstützung durch multiprofessionelle Teams. Lehrkräfte allein könnten Hilfe und Prävention nicht leisten.

Mobbing, Cybermobbing, Gewalt an Schulen: Am 24.10. suchte der Ausschuss für Bildung und Kultus des Bayerischen Landtags in einer Sachverständigenanhörung nach Antworten, BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann war als Expertin geladen. Der BLLV hatte schon vor dem jüngsten Vorfall in Neuperlach, bei dem vier Jugendliche einen Mitschüler auf dem Heimweg bewusstlos schlugen, mehrfach auf die Brisanz des Themas hingewiesen.

Aus Sicht von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist dabei entscheidend, dass Schule „als geschützter, sicherer Lebensraum erhalten wird“. Es gehe nicht nur darum, „wie am besten mit Mobbing umgegangen werden soll, sondern auch, wie es verhindert werden kann“, sagte Fleischmann im Vorfeld der Anhörung, über die Medienvertreter von Welt, Focus, T-Online und der Deutschen Presseagentur berichten.

Was kann Schule leisten?

Die Experten im Landtag waren sich dann einig, dass Mobbing für alle Beteiligten ein großes Problem mit enormen Belastungen bedeutet. Bei der Frage nach dem richtigen Umgang und geeigneten Präventionsmaßnahmen wird schnell klar, dass Lehrerinnen und Lehrer dies keinesfalls alleine bewältigen können. „Es muss die Frage gestellt werden, was Schule noch alles leisten soll, was der Auftrag von Schule ist!“, resümiert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Der Süddeutschen Zeitung sagte sie, dass Lehrkräfte zunächst Zeit und Raum brauchen, „den Unterricht auch mal sein lassen dürfen, wenn Schule auch noch Haltung vermitteln soll.“ Fleischmann machte aber klar, dass man Lehrerinnen und Lehrer mit der Aufgabe, Mobbing an Schulen systematisch einzudämmen, nicht alleine lassen könne. "Es ist uns Lehrern nicht egal, ein Kind leiden zu sehen, aber allein sind wir nicht in der Lage, jedem einzelnen vollauf gerecht zu werden“, sagte sie der Bayerischen Staatszeitung. Im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk ergänzte die BLLV-Präsidentin: „Es ist natürlich schon ein Eingeständnis, wenn Kolleginnen und Kollegen sagen: ‚Wir können das nicht!‘“. Die Experten im Landtag waren sich entsprechen einig, dass es für das Thema insgesamt mehr Fachleute wie Schulpsychologen, Sozialpädagogen und Beratungslehrer brauche und schlossen sich somit der langjährigen BLLV-Forderung nach multiprofessionellen Teams an.

Das Schulklima verantworten alle gemeinsam

Für Präsidentin Simone Fleischmann geht es konkret auch darum, eine verbindliche Strategie und konkrete Handlungsschemata zu erarbeiten, wie alle an Schule Beteiligten die Situation gemeinsam verbessern können. Denn die Experten im Landtag stellten gemeinsam klar, dass es beim Thema Mobbing nicht mit isolierten Projekten getan sei.

Es brauche vielmehr eine gemeinsame klare Linie mit klaren Ansprechpartnern für Eltern, Lehrer und Schüler, resümiert auch die Süddeutsche Zeitung. „Wir brauchen eine Atmosphäre des Miteinanders – ein positives, friedliches, offenes, demokratisches, Schulklima“, betont Simone Fleischmann dazu.

Verbote sind realitätsfern

Zeitgleich mit der Anhörung im Landtag wurden konkrete Lösungsansätze an der Mittelschule an der Simmernstraße in München unter Begleitung der Leiterin der Abteilung Berufswissenschaften im BLLV, Birgit Dittmer-Glaubig, in einem Projekt erarbeitet: Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe schlüpfen in einem moderierten Mobbing-Szenario in die Rollen von Tätern und Opfern, schildern dabei Eindrücke und erarbeiten Handlungsalternativen.

Den Umgang mit sozialen Medien pädagogisch aufzubereiten und dabei auch Mobbing im Unterricht zu thematisieren ist aus Sicht von Birgit Dittmer-Glaubig unabdingbar. Häufig geforderte und existierende Verbote hält die Konrektorin der Simmernschule für kontraproduktiv: „Unsere Kinder leben in dieser vernetzten, digitalen Welt“, stellt sie gegenüber schulen.de klar. „Wenn wir sagen, wir arbeiten mit Verboten, würden wir uns aus der Realität verabschieden“, so die Expertin des BLLV.

„Da mache ich nicht mit!“

Auch Dittmer-Glaubig sieht Mobbing als enorme Aufgabe fürs Kollegium und weist auf Grenzen hin: „Uns ist es auch ganz wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben zur Schulleitung und den Kolleginnen und Kollegen zu kommen und dass wir ihnen Rückhalt geben. Es ist eine Position des Hinschauens und nicht des Wegschauens. Wichtig ist aber auch, die Eltern mitzunehmen, aufzuklären und zu unterstützen. Denn die Schule hat einfach nicht die Möglichkeit, die Chatverläufe der Schülerinnen und Schüler vom Wochenende aufzuarbeiten.“

Aus dem Projekt haben die Schülerinnen und Schüler jedenfalls wichtige Erkenntnisse mitgenommen. „Wenn eine Person anfängt, zu beleidigen, dann geht es ganz schnell und am Ende haben sich alle nur noch beleidigt – ich war überwältigt, wie krass da beleidigt wurde“, sagt Schülerin Yasmina. Auch Mitschülerin Sarah meinst: „Das ganz kann heftig ausarten, schneller, als man denkt.“ Ihre Folgerung: „Man sollte sehr aufpassen, was man im Internet sagt.“ Yasmina fordert von ihren Mitschülern: „Nicht auf den Zug drauf springen. Wenn jeder sagt ‚Nein, da beleidige ich nicht mit‘, dann kann man solche Situationen vermeiden.“