17.05.2017 - Gesundes Körperbewusstsein Grundschule

Magerwahn bereits in Grundschulen ein Thema

Viele Mädchen fühlen sich trotz Normalgewicht zu dick - „Hier läuft etwas gewaltig schief“, findet BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Sie fordert Gegenmaßnahmen.

Der Magerwahn hält auch in Bayerns Grundschulen Einzug. „Zu den vielfältigen Aufgaben von Lehrkräften gehört es in zunehmendem Maße auch, Mädchen und Jungen ein gesundes Körperbewusstsein zu vermitteln“ sagte die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, heute in München. Viele Kinder verfolgten schon in der ersten Grundschulklasse ein Ziel: „Sie wollen gefallen und möglichst attraktiv sein - und das bedeutet für viele Mädchen nur eines: möglichst dünn zu sein.“ Fleischmann hält dies für eine gefährliche Entwicklung. Immer wieder führe der übertriebene Schlankheitswahn in die Essstörung. Auch Jungs seien davon betroffen, Mädchen allerdings viel häufiger. „Lehrerinnen und Lehrer behandeln das Thema immer wieder im Unterricht und versuchen, den Kindern eine gesunde Einstellung zu ihrem Körper zu vermitteln.“ Es sei aber naiv zu glauben, sie könnten dadurch den Einflüssen, denen Heranwachsende außerhalb der Schule ausgesetzt sind, Herr werden. Die BLLV-Präsidentin forderte ein Umdenken in der Gesellschaft, denn das Thema gehe jeden etwas an. Initiativen wie das vom Kultusministerium angebotene Unterrichtskonzept „bauchgefühl“ zur Prävention von Essstörungen seien hilfreich, reichten aber allein nicht aus. Das Problem müsse von „allen Seiten“ angepackt werden.

„Es sollte endlich damit Schluss sein, dass wir es zulassen, Generationen von Frauen heranwachsen zu sehen, die sich andauernd selbst perfektionieren und optimieren wollen - und die letztlich traurig wegen ihres äußeren Erscheinungsbildes sind“, erklärte die BLLV-Präsidentin. Aus ihrer Zeit als Schulleiterin wisse sie, dass sich fast alle Mädchen „zu dick“ finden, egal, wie viel sie tatsächlich wiegen. „Das fängt bereits in der ersten Grundschulklasse an.“ Kinder hätten längst ihre Unbedarftheit und Sorglosigkeit verloren, denn sie beschäftigten sich wie Erwachsene sehr viel mit ihrem äußeren Erscheinungsbild und wollten es ständig optimieren. „Wer der Norm nicht entspricht, läuft zudem Gefahr zum Außenseiter oder gar gemobbt zu werden.“ Lehrkräfte greifen in solchen Fällen immer ein - allerdings können sie bei diesem Thema nur wenig ausrichten. Die Einflüsse fragwürdiger Fernsehsendungen und des Internets seien zu stark.

Eine wichtige Rolle spielten die Elternhäuser. Eltern könnten beispielsweise den Medienkonsum zu Hause einschränken oder selektieren. „Sie können Fernsehsendungen offen reflektieren und sie können ihren Kindern eine kritische Haltung vermitteln“, erklärte Fleischmann.

Auch das in den Familien gelebte Vorbild sei prägend. Manchmal seien es jedoch die Mütter selber, die Angst davor haben, ihre Tochter könnte als zu dick wahrgenommen werden. „Wohlmeinend setzen sie ihr Kind auf Diät und thematisieren ihr Essverhalten ständig. In vielen Fällen produziert dies aber spätere Probleme im Essverhalten.“

„Zu Hause“ sollte ein „geschützter Raum“ sein. Bewertungen von Äußerlichkeiten dürften dort keinen Platz haben, findet Fleischmann. „Eltern sollten sich außerdem immer bewusst machen, wie sie selbst über ihren Körper sprechen - und abfällige Äußerungen vermeiden. Wer ständig an seinem Körper herummäkelt, macht es seinen Kindern schwer, den eigenen Körper zu lieben.“ Viel besser sei es, Selbstbewusstsein zu vermitteln und sich in seiner Haut wohl zu fühlen. Ratsam sei es auch, vor den Kindern nicht über Defizite an ihren Körpern zu reden. Sie sollten nicht das Gefühl bekommen, dass sich der Wert eines Menschen an seinem Bodymaßindex bemisst.

„Schule und Elternhaus sollten immer an einem Strang ziehen - und in diesem Fall ganz besonders, schließlich geht es um die Gesundheit von Kindern“, betonte Fleischmann. Das Thema Gesundheit spiele im Unterricht immer wieder eine Rolle. Zentral sei das Wissen um ausgewogene und gesunde Ernährung. Vermittelt werden soll den Schülerinnen und Schülern aber auch, sich so anzunehmen, wie sie sind.

 

Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse (at) bllv.de



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