In Peru ist es nicht üblich, Bücher zu lesen. In Ayacucho, immerhin eine Stadt mit 151.000 Einwohnern, gibt es keine Bücherläden. So reiste Mia Gerhardt mit 16 Kinderbüchern in spanischer Sprache und einem Atlas aus Deutschland an. Finanziert wurden die Bücher aus dem Erlös einer Bastelaktion. Mia Gerhardt erzählt.
Die Organisation meiner Büchermission war schnell erledigt: Im Rahmen des Ferienprogramms der Casadeni habe ich eine "Hora de lectura", zu deutsch: Lesestunde, angeboten. Anfänglich war ich sehr skeptisch: Wie bekomme ich Kinder zum Lesen, die noch nie in ihrer Freizeit gelesen haben? Interessiert sie das überhaupt? Und haben wir die richtigen Bücher in Deutschland ausgewählt?
Meine Befürchtung, dass niemand teilnehmen würde, war unbegründet. Kurz vor Beginn des Programms war die höchstmögliche Teilnehmerzahl voh 12 Kindern erreicht. Die erste Lesestunde fiel mit den Vorbereitungen zum hiesigen Karneval zusammen. Kurzfristig hatte man die Lesestunde von Mittwoch auf Freitag verlegt, weshalb nur sechs Kinder kamen. Das war aber halb so schlimm, denn so konnte ich mein Konzept zunächst in einer kleineren Gruppe ausprobieren.
Zunächst gab ich den Kindern Zeit, sich die Bücher anzuschauen. Schnell merkte ich, dass sie anscheinend keine Ahnung hatten, was man eigentlich mit Büchern macht. Sie kannten nur ihre Schulbücherr - und war ja mit Arbeit und Lernen verbunden. So blätterten den Kinder fast hektisch durch die Bücher, schauten sich die Bilder an und legten sie wieder weg.
Ich erklärte ihnen, dass Bücher für mich etwas Schönes und Kostbares seien. Mit ihren Geschichten zum Nachdenken und Spaß haben, zum Entdecken oder Trösten, seien sie für mich fast wie ein guter Freund. Die Kinder schauten mich mit großen Augen an. Ein Mädchen fragte schüchtern, ob ich denn in meiner Freizeit lesen würde? Ich erzählte, dass ich von klein auf lese. Viel lese!
Auch Bücher wie "Der Regenbogenfisch", der da vor ihnen auf dem Tisch liege, gehöre zu meiner Kindheit. Was "Miss Mia" mal gemacht hatte, musste nun natürlich ausprobiert werden. Die Größeren fingen sogleich an, die Texte in den Büchern zu betrachten und sich gegenseitig vorzulesen. Die Kleineren schauten nicht nur die Bilder an, sondern begannen, die kurzen Bildunterschriften zu lesen - zunächst stockend, dann zunehmend begeisterter./sha