München - „Lesen gehört zu den Schlüsselkompetenzen, auch im digitalen Zeitalter. Es fördert die Fantasie und den aktiven Spracherwerb von Kindern“. Darauf macht die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, anlässlich des bundesweiten Vorlesetages am 15. November aufmerksam. Lesen habe für die Persönlichkeits-bildung eines Kindes und für seine seelische und geistige Entwicklung einen herausragenden Stellenwert, betont sie. „Wer lesen kann, erschließt sich die Welt.“ Kinder, die gut lesen könnten, schnitten zudem auch in anderen Lernbereichen besser ab, denn Lesen fördere die kognitive und sprachliche Entwicklung. Für junge Menschen sollte es daher selbstverständlich sein, nicht nur das Smartphone in die Hand zu nehmen, sondern auch ein gutes Buch. Weil nicht alle Kinder zu Hause zum Lesen ermuntert werden, brauche es Anreize und unterstützende Maßnahmen, so Fleischmann.
Wünschenswert wäre es, bereits jungen Menschen die Welt der Bücher nahezubringen und so ihre Lust auf das Lesen zu wecken. Hier sei die Schule gefragt, doch auch im Elternhaus könne viel getan werden: „Eltern können schon bei ihren Kleinsten anfangen, z.B. indem sie mit ihnen Bilderbücher anschauen und das Kind erzählen darf, was es auf den Bildern sieht. Viele Grundschulkinder mögen spannende Geschichten. Wenn der Vorleser genau da aufhört, wo es ‚knistert‘ und die Kinder auffordert, die Geschichte selber zu Ende zu lesen, kommen die meisten Kinder dem gerne nach.“
Lesemotivation stärken
Damit Kinder Texte verstehen und im Lesen geschult werden, sollten Eltern nicht nur laut vorlesen. „Es ist wichtig, dass Texte verstanden und analysiert werden können, denn dies ist grundlegend für die kritische Auseinandersetzung und Bewertung.“ Eltern, die ihr Kind fragen, was es denn gerade liest und worum es dabei geht, zeigen Interesse - auch das stärkt die Lesemotivation.
Leider fehle vielen Kindern aber das positive Vorbild. Oft spiele das Lesen in den Familien nicht die Rolle, die es bräuchte, so die BLLV-Präsidentin. Laut Vorlesestudie 2019 - sie wurde Ende Oktober vorgestellt - ist die Häufigkeit des Vorlesens auch abhängig vom Bildungsgrad der Eltern: Knapp 80% der Eltern mit höherer Bildung lesen ihren Kindern regelmäßig vor, aber nur knapp 50% der Eltern mit niedriger Bildung. Nicht alle Kinder hätten außerdem Eltern, die sich darum kümmern könnten oder wollten.
Daher sei es Aufgabe der Bildungspolitik dafür zu sorgen, dass alle Kinder im Lesen gefördert werden und Zugang zu guter Lektüre haben. Der bundesweite Vorlesetag sei ein gutes Beispiel dafür, wie das gelingen kann.