„Gute Noten für Homeschooling“ titelt der mpfs (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) in seiner Pressemitteilung vom 21.04.2020. Grundlage ist eine deutschlandweite repräsentative Befragung von Schülerinnen und Schülern zwischen 12 und 19 Jahren, bei der diese zur aktuellen Situation der Schulschließungen befragt wurden. Auch die Lehrerinnen und Lehrer blicken laut forsa-Umfrage optimistisch in die Zukunft. Beispielsweise gehen etwa zwei Drittel davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler durch die aktuelle Situation auch in Zukunft „mehr Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess“ übernehmen werden.
Es wurden aber auch Probleme offenbart, die zwar schon länger bekannt waren, sich nun aber manifestierten: Die Lehrerinnen und Lehrer sehen großen Verbesserungsbedarf hinsichtlich der „Kompetenzen der Lehrkräfte mit digitalen Lernformaten“ (69 %), „der technischen Ausstattung der Schule“ (64 %) sowie „der Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses an der Schule, wie digitale Formate im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden sollen“ (57 %).
Persönliche Begegnung entscheidend für Lernerfolg
Ebenso sehen die Eltern laut einer offenen Umfrage des Bayerischen Elternverbands (BEV) noch Verbesserungsbedarf und wandten sich deshalb mit einem offenen Brief an den Kultusminister. Demnach (Stand: 15.04.2020) kommen zwar über 70 % der Kinder mit der „Schule daheim“ zurecht, allerdings ist dies auch mit einem Aufwand der Eltern verbunden, der von diesen als viel (28,82 %), sehr viel (19.83%) und teilweise auch als „Mission impossible“ (5,15 %) wahrgenommen wird.
Diese Schwierigkeiten waren erwartbar, denn die Probleme waren bekannt und wirklich niemand konnte auf eine derartige Situation vorbereitet sein. Es ist deshalb auch nicht die Zeit für Schuldzuweisungen. In Anbetracht dessen lässt sich jedoch eine klare Zwischenbilanz ziehen: Die Schulschließungen liefen nicht perfekt, aber das war auch nicht zu erwarten. Sie wurden von allen Beteiligten überraschend gut angenommen und dies ist entscheidend auf die hohe Professionalität und das große Engagement der Lehrerinnen und Lehrer zurückzuführen ist. Dieser positive Befund darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die persönliche Begegnung zwischen Lehrkräften, Kindern und Jugendlichen an einem gemeinsamen und sicheren Ort noch immer entscheidend für den Bildungserfolg ist. Auch dies ist eine Erkenntnis aus den Erfahrungen mit dem Fernunterricht der vergangenen Wochen.
Bildungsgerechtigkeit nimmt ab
Insbesondere Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf leiden unter der Situation der Schulschließungen. Auf dieses Problem weist auch eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hin, in der die Situation der Schülerinnen und Schüler zuhause untersucht wurde. „Beim aktuell praktizierten Homeschooling lässt es sich kaum verhindern, dass die Kinder in ungünstigen häuslichen Lebensverhältnissen einen Rückstand beim Lernfortschritt aufbauen, wobei neben einer unzureichenden Ausstattung der Haushalte auch zu geringe digitale Kompetenzen der Kinder und Eltern hemmend wirken können“, so das IW.
„Dass sich die Auswirkungen sozialer Ungleichheit [bei anhaltender Schulschließung] zwischen den Schülern verstärken werden“ befürchten auch laut forsa-Untersuchung ganze 81 % der Lehrkräfte. 75 % befürchten zudem eine sinkende Motivation der Schülerinnen und Schüler. Auch deshalb müssen wir nach und nach, aber sehr bedacht im Hinblick auf die Gesundheit der Lehrkräfte, Kinder und Jugendlichen zu einem gewohnten Schulalltag zurückkehren.