Von Samuel Hofer
Dr. Maya Götz ist seit 2003 Leiterin des Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk. Dort beschäftigt sie sich mit den Medienwelten von Kindern und Jugendlichen, analysiert Fernsehtrends und berät bei der Konzeption neuer Formate.
Die Popularität von "Germany's Next Topmodel" erklärt sie so: Die Kandidatinnen funktionierten als Identifikationsfiguren. Ihre Aufgaben, wie Nacktfotografien mit Insekten oder erotische Shootings auf dem Schoß eines fremden Mannes, dienten den Zuschauerinnen zur Selbstpositionierung: Wie weit würde ich gehen? Dieselbe Funktion erfülle das gemeinsame „Ablästern“ über die Models: Wen finde ich hässlich? Wen gut?
Auch die Figur Heidi Klum fasziniert. Die Forschung von Maya Götz ergab: Unter den regelmäßigen Zuschauer/innen wünschen sich 57 Prozent Klum als Mutter. 71 Prozent gaben an, man könne von ihr lernen, wie man Kritik übt.
Kinder und Jugendliche mit Essstörung seien von der Sendung besonders fasziniert. Diese seien meist perfektionistische und soziale Menschen. Sie wollen sich der Gesellschaft anpassen und „alles richtig machen“. GNTM sei daher besonders interessant, da hier klare Aufträge geäußert würden: Nimm eine bestimmte Pose ein und unterdrücke deine Gefühle. Gemeinsam mit dem präsentierten Körperbild und der Verteuflung von dickmachender Nahrung ergebe sich dadurch eine riskante Mischung für gefährdete Kinder und Jugendliche.
Allerdings: Essstörungen sind hochkomplexe Krankheitsbilder. Häufig hängen sie mit anderen psychischen Erkrankungen zusammen. Götz betont daher, dass Fernsehsendungen auf keinen Fall die alleinige Ursache sein können.