Ein beeindruckendes Beispiel für eine gelungene akustische Sanierung ist das Uni-Klassenzimmer der Münchner Grundschule an der Haimhauserstraße, das der Forschung und der Ausbildung von Lehramtsstudierenden und Referendaren dient. Hier fühlen sich die Grundschüler seit dem Umbau wie zu Hause, wie sie verrieten. Das war nicht immer so. Bevor der Raum aufwändig schallgedämmt wurde, mussten die Kinder über lange Zeit hohe Lärmpegel verkraften. Nach dem Unterricht klagten sie über Kopfschmerzen, was am Ende dazu führte, dass nicht mehr in die Schule gehen wollten. Auch die Lehrerin der Kinder, Kerstin Wöhrle, berichtet davon, dass beispielsweise bei Partner- und Gruppenarbeit oder auch bewegungsintensiven Phasen ein höherer Geräuschpegel.
Das ist nun vorbei
Bei der Fachanhörung „Besser leise lernen - Wenn Akustik Schule macht“ des „BLLV - Arbeitskreises Lärm“, der „BLLV- Akademie“ und des Vereins „Gesundheitsladen München“ konnten sich die Teilnehmer davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, in Schallschutzmaßnahmen zu investieren.
Laut wie ein Rasenmäher oder Nähmaschine
Gerade im Zuge von Inklusion und Ganztagesangeboten in allen Schularten ist es dringend geboten, verbesserte Akustikbedingungen in unseren Schulen zu schaffen, um die sogenannte Nachhallzeit in Klasseräumen zu minimieren, wie BLLV-Akustikexperte Peter Hammelbacher (BLLV- Akustikexperte) in seinem Vortrag forderte. Die Nachhallzeit gibt an, wie lange ein Ton in einem Raum verweilt. Bei nicht schallgedämmten Räumen beträgt Sie mehr als eine Sekunde, so dass Lautstärken von bis zu 78 Dezibel entstehen können. Dies entspricht dem Geräusch eines laufenden Rasenmähers. Zum Vergleich: Bei einem Lärmpegel ab 85 Dezibel müssen Arbeitnehmer einen Gehörschutz tragen.
Ein schallisolierter Raum weist dagegen eine Nachhallzeit von weniger als 0,5 Sekunden auf. In einem so bedämpften Klassenzimmer könnte ein Lärmpegel von maximal 65 Dezibel entstehen. Das entspricht dem Geräusch einer Nähmaschine.
Viele Schulgebäude entsprechen nicht den Vorschriften
Allerdings erfüllen längst nicht allen Schulgebäude die Lärmschutzverordnung DIN 18041. Die Folgen sind laut Hammelbacher eine um bis zu 25 Prozent verminderte Lernleistung der Kinder, eine Überbelastung der Lehrer, aggressive und weniger hilfsbereite Schüler sowie eine allgemein schlechte Kommunikation und Wertschätzung im Klassenzimmer.
Ulrike Girardet kann Hammelbachers Feststellung nur bestätigen. An 53 von 60 Schulen in München und Oberbayern, an denen sie bereits gearbeitet hat, fand sie lärmintensive Klassenzimmer vor. Sie gab zu bedenken, dass bei benachteiligten Kindern mit ADS, Hörschäden, Spachlerndefiziten oder Kindern, die Deutsch als Zweitsprache lernen, der Lärm viel intensiver wahrgenommen werde, wodurch der Lernerfolg erheblich beeinträchtigt sei. Deshalb ist es aus Girardets Sicht mehr als geboten, dass sich das System Schule auf seine Schüler besser einstellt, denn schlechte Akustik benachteiligt die Benachteiligten.
Akustische Sanierung lohnt
Eine solche Sanierungsmaßnahme zahlt sich aus. Kerstin Wöhrle schwärmt von den Erfahrungen mit dem Uni-Klassenzimmer. „Meine Kinder lieben dieses Zimmer, sie sind ruhiger und weniger aggressiv geworden, verhalten sich auch in den Pausen verhältnismäßiger, so dass das soziale Klima an der Schule profitiert. Für mich ist das Unterrichten in diesem Raum irgendwie viel leichter geworden, ich habe das Gefühl, ich würde nur mit ein paar Kindern arbeiten.“