Ob schlecht laufendes homeschooling, fehlende digitale Ausstattung, verwirrende Kommunikation oder Hygienemaßnahmen, die wahlweise zu lasch oder übertrieben wahrgenommen werden: Die einfachste Lösung ist es stets, Lehrkräfte dafür verantwortlich zu machen.
Engagement wird nicht wahrgenommen
Hingegen Positiv-Beispiele von Lehrkräften, die ihre Schülerinnen und Schüler auf engagierte und originelle Art und Weise durch die Krise bringen, würden kaum wahrgenommen, sagt Bildungsjournalist Andrej Priboschek im Interview mit news4teachers.de. Seiner Meinung nach eignen sich Lehrerinnen und Lehrer deshalb so gut als Sündeböcke, weil sie gerade in der jetzigen Krise als priviligiert gelten, da sie nicht um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen und über eine starke Interessenvertretung verfügen.
Wie Lehrkräfte aber derzeit belastet seien durch Homeschooling, Präsenzunterricht, Notbetreuung und der Betreuung der eigenen Kinder, werde in den Medien nicht widergespiegelt. Neben den Medien prangert er vor allem die fehlende Unterstützung seitens der Politik an: den immensen Sanierungsstau oder extrem kurzfristig angeordnete Anweisungen in der Krise.
Digitalwirtschaft jetzt gefordert
Priboschek graust es vor dem kommenden Schuljahr. Denn die von den Ländern eigens entwickelten Lernplattformen sieht er kritisch. Er schlägt vor, als ersten Schritt den Ablauf des kommenden Schuljahres zunächst zu entwickeln und dann transparent vor Eltern und Lehrkräften zu kommunizieren. Dabei würde klar werden, was beide Seiten erwarten können und was eben nicht.
Der Bildungsjournalist sieht auch die Digitalwirtschaft in der Rolle, den praktischen Nutzen von Digitalangeboten für den Unterricht aufzuzeigen und auf verständliche Art und Weise auch Lehrkräften nahezubringen. Lehrkräfte bräuchten einfache, stabile und datenschutzrechtlich unbenkliche digitale Werkzeuge.