„Wir wollen flexibel und innovativ auf die Veränderungen unserer Zeit reagieren können“, fordern Lehrerinnen und Lehrer auf der Landesdelegiertenversammlung des BLLV. Dringend müssten digitale Kompetenzen bereits in der Lehrerbildung verankert werden, ebenso müssten Voraussetzungen geschaffen werden, um „Themen wie Inklusion, Integration und Ganztag vorantreiben zu können“.
Der BLLV hat dafür ein Modell der flexiblen Lehrerbildung entwickelt. Kernpunkte sind ein längeres schulartübergreifendes Grundstudium, intensive Praxisphasen sowie zwei Unterrichtsfächer für alle mit einer zusätzlichen Spezialisierung in Profilbereichen wie Inklusion oder Digitalisierung. Die Entscheidung für eine bestimmte Schulart erfolgt auf der Basis der Erfahrungen in den Praxisphasen erst nach 6 Semestern und nach dem „Bachelor of Education“. Als Abschluss erwerben alle Studierenden schulartübergreifend den „Master of Education“ nach 10 Semestern.
Lehrerbildung: flexibel, durchlässig, praxisnäher und mit Masterabschluss
Um für die veränderten Anforderungen an Schulen gerüstet zu sein, plädiert der BLLV in seiner Positionsbeschreibung zur Lehrerbildung für ein flexibles Modell, das spätere Spezialisierung, mehr Flexibilität und einen Masterabschluss für alle ermöglicht.
Berufs-Coaching und A13 für alle
Im Verlauf ihrer Ausbildung soll die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden stark im Vordergrund stehen, flankiert von berufsbiografischer Beratung und Coaching durch Experten mit Berufserfahrung.
Insgesamt müssen schon in der Lehrerbildung Fachdidaktik und Bildungswissenschaften aufgewertet werden, um moderne und kompetenzorientierte Lehrpläne methodisch adäquat umsetzen zu können.
Ziele des Modells sind neben der Steigerung der Qualität der Lehrerbildung eine erhöhte Flexibilität und Mobilität in der Lehrerbildung, die sich auch positiv auf die Unterrichtsversorgung auswirkt. Rahmenbedingungen dafür sind aus Sicht des BLLV mehr abgeordnete Lehrkräfte zur Verstärkung des Praxisbezugs im Studium, Gewinnung von kompetenten Ausbildungslehrkräften, ein Wandel in der Prüfungskultur, die auch an den Universitäten kompetenzorientiert sein muss, sowie als logische Konsequenz eines schulartübergreifenden Masterabschlusses die Eingangsbesoldung mit A13 für alle Lehrkräfte.
Bestens vorbereitet vor die Klasse
Die Defizite in der Lehrerbildung sind nach Ansicht von Dr. Fritz Schäffer, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im BLLV, ein Grund für Lehrermangel, dem die Politik mit der Zweitqualifizierung nur kurzfristig gegenzusteuern versucht: „Mit der Zweitqualifikation will das Kultusministerium einen Mangel beseitigen, den es selbst verursacht hat. Denn der Lehrermangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen ist Auswirkung einer Lehrerbildung, die zu sehr auf Abschottung der einzelnen Schularten und Sicherung von Standesprivilegien achtet. "
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann formuliert den Handlungsbedarf so: „Wir brauchen gute Berufsfeldorientierung und Dozentinnen und Dozenten, die Lust haben auf Lehrerbildung, wir brauchen eine Fachwissenschaft, die eng mit der Fachdidaktik kooperiert und selbstverständlich müssen die Bildungswissenschaften ganz zentral im Fokus stehen.“
Denn die Lehrerbildung hat aus Sicht des BLLV kaum bis gar nicht auf die veränderten Anforderungen an Schule reagiert. „Schluss mit dem Reformstau in der Lehrerbildung“, fordern die Delegierten des BLLV daher und geben mit dem Modell der flexiblen Lehrerbildung der Politik ein tragfähiges, zukunftsweisendes Konzept an die Hand.
» Positionsbeschreibung „Lehrerbildung“ im Wortlaut (pdf)
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Hintergrund: Dossier Flexible Lehrerbildung
Flexible Lehrerbildung: Das Modell im Detail und als Infografik
Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV: Für ganzheitliche Bildung