Warum fällt es Kindern so schwer, die Aufmerksamkeit und Konzentration über einen längeren Zeitraum zu halten?
Anita Hinke: Bei Kindern ist die Konzentrationsspanne sehr viel kürzer als bei Erwachsenen. Ein Grundschulkind ist aufgrund seiner biologischen Ausstattung nicht in der Lage, 45 Minuten aufmerksam zu sein und konzentriert zu arbeiten. Ein Viertklässler hält etwa 15 Minuten am Stück durch, Jugendliche brauchen spätestens nach einer halben Stunde eine Pause.
Wie kann ich die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit fördern?
Anita Hinke: Indem ich den Unterricht rhythmisiere, Entspannungs- und Bewegungsphasen einplane. Wenn Kinder unter Anspannung stehen ist Konzentration ist nur schwer möglich. Anspannung erzeugt Stress, der den Körper überflutet und die Kinder sind dann erst recht unaufmerksam und unkonzentriert.
Spätestens dann ist eine kurze Pause angesagt.
Anita Hinke: Die muss ja nicht lange sein. Kurze Entspannungs- und Bewegungsphasen von zwei bis drei Minuten reichen völlig. Dass können Dehnungs-, Entspannungs- oder Atemübungen sein oder auch kleine Bewegungseinheiten in spielerischer Form – das hängt jeweils vom Alter ab.
Sind solche Unterbrechungen nicht vertane Zeit?
Anita Hinke: Gegenfrage: Wie viel vertane Zeit fällt an, wenn keiner zuhört?
Soll ich die Übungen fest einplanen oder bei Bedarf durch eine kurze Pause unterbrechen?
Anita Hinke: Beides. Man sollte immer beobachten, wie es den Schülern gerade geht, und den Unterricht unterbrechen, wenn es nötig erscheint. Wenn Kinder lange still sitzen mussten und Müdigkeit vorherrscht, könnte sie eine Bewegungsübung aktivieren. Umgekehrt bringt eine Atemübung angespannte Kinder wieder herunter.
Beeinflussen solche Pausen auch das Klassenklima?
Anita Hinke: Auf jeden Fall. Sie stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Klasse. Die Kinder machen etwas gemeinsam, haben zusammen Spaß und sie lachen miteinander.
Es geht bei Ihnen auch lustig zu?
Anita Hinke: Klar. Lachen ist eines der besten Entspannungsmittel.
*Anita Hinke ist Diplom-Sozialpädagogin, Spiel- und Theaterpädagogin sowie Tanz- und Bewegunstherapeutin. Seit 1987 arbeite sie als freiberuflichen Dozentin und Trainerin für Fach- und Führungskräfte.