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Kultusminister Piazolo will Umfeld für Bildung mit Herz, Kopf und Hand schaffen

„Ich werde persönlich dafür kämpfen, dass Sie Ihre großartige Arbeit mit Herz, Kopf und Hand machen können.“ Das verspricht Kultusminister Michael Piazolo Lehrerinnen und Lehrern auf der öffentlichen Festveranstaltung der Landesdelegiertenversammlung des BLLV.

Im Vorfeld der wichtigsten Veranstaltung des BLLV hatte Präsidentin Simone Fleischmann eine grundlegende Diskussion darüber gefordert, wie Schule der Zukunft aussieht und was sie eigentlich leisten soll – dazu hat der BLLV Positionspapiere und Anträge formuliert und wird sie auf der Landesdelegiertenversammlung (LDV) diskutieren und verabschieden. Der bayerische Kultusminister Prof. Michael Piazolo bekräftigt in seiner Rede die Notwendigkeit des Dialogs und stellt die Leitlinien seiner Politik dar. Dabei bekennt er sich zum Motto der Landesdelegiertenversammlung „Herz. Kopf. Hand. Bildung ist Zeit für Menschen“ und zur Forderung nach ganzheitlicher Bildung, wie sie der BLLV in seinem Manifest formuliert hat:

„Kinder und Jugendliche sind unser Schatz – jeder einzelne hat es verdient, die bestmögliche Bildung zu erfahren“, sagt Piazolo in direktem Bezug auf den Text, mit dem der BLLV klar macht, warum angesichts neuer Herausforderungen wie Digitalisierung, Integration und Inklusion an Schulen der ganze Mensch in den Blick genommen werden müsse, damit neben solidem Faktenwissen soziale Intelligenz, Kreativität, Offenheit, Teamfähigkeit und eine klare demokratische Werteorientierung vermittelt werden können.

Lehrkräfte sind Erfolgsgaranten vor Ort

Mit Blick auf die zusätzlichen Aufgaben in Schulen, aber auch auf den Schulalltag, zollt Piazolo Lehrkräften großen Respekt: „Angesichts dieser Herausforderungen bewundere ich, was Sie tagtäglich leisten. Das müssen wir in der Gesellschaft noch deutlicher machen. Denn es besteht immer auch die Gefahr der Überforderung. Es sind immense Aufgaben, vor denen Sie stehen. Mich beeindruckt ihre Bereitschaft, sich darauf einzulassen. Für Sie ist es anders als in anderen Berufen, in denen man auch einmal einen schlechten Tag haben kann. Sie aber stehen immer vor Schülern. Daher gilt mein Dank Ihnen, dass Sie sich dieser Herausforderung jeden Tag stellen und Schülern das vermitteln, was sie sich wünschen.“

Die Lehrerinnen und Lehrer im BLLV würdigt der Kultusminister als „Praktiker vor Ort“ und „Erfolgsgaranten“ für gelingende Bildung, die er als „Zukunftsaufgabe unserer Gesellschaft“ bezeichnet. Daher seien Investitionen in Schulen gut angelegt: „Jeden Euro denn wir in Bildung stecken, den sparen wir uns vielfach später in der Sozialpolitik“, betont Piazolo. Deshalb seien auch die Hälfte aller im Doppelhaushalt 2019/20 geplanten neuen Stellen im Bildungsbereich geplant. Als besondere Herausforderung nennt der Kultusminister zunehmende Heterogenität von Schülern und Eltern: „Die Antwort kann nur sein: mehr individueller Unterricht“, für den es natürlich mehr Lehrerstellen braucht, stellt er klar.

Empathie und pädagogische Exzellenz

Als entscheidend für gelingende Bildung nennt der Kultusminister Empathie. Neben einer starken Fachlichkeit, die bei allen Lehrerinnen und Lehrern gegeben sei, komme es vor allem auf „pädagogische Exzellenz“ an. Denn in der Bildung stehe immer der Mensch im Mittelpunkt:

„Was Schülerinnen und Schülern im Gedächtnis bleibt, sind Lehrerpersönlichkeiten. Nicht nur der Stoff der einzelnen Stunde. Ihr Beruf ist, trotz aller Schwierigkeiten, ein Traumberuf: Weil Sie so viel bewerkstelligen und anstoßen können bei Kinder und Jugendlichen, und unsere Gesellschaft prägen und gestalten. Das ist ein große Herausforderung, aber auch ein großes Geschenk. Dazu brauchen Sie aber natürlich auch das geeignete Umfeld.“

Kultusminister will für ganzheitliche Bildung kämpfen

Piazolo verspricht, sich dafür persönlich einzusetzen: „Schaffen werden wir das nur gemeinsam. Sie an vorderster Stelle, wir in der Partnerschaft.  Dabei werden wir unterschiedliche Meinungen haben, auch Streit. Aber wir können uns aufeinander verlassen. Ich vertraue jedem einzelnen im Raum, dass Sie jeden Tag versuchen, Schüler ein Stück besser zu machen. Dabei machen Sie großartige Arbeit und Sie tun es mit Herz, Kopf und Hand. Dafür danke ich Ihnen. Mein Ziel ist, Sie dabei so gut wie möglich zu unterstützen. Ich werde dafür kämpfen, dass wir es mit Herz, Kopf und Hand machen können – ich stehe dabei an ihrer Seite, auch persönlich, ich werde immer gerne das Gespräch führen. Es darf nicht passieren, dass auch nur einer das Gefühl hat, mit den Herausforderungen alleine gelassen zu werden!“

Perspektivwechsel

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bedankt sich für den Einblick in die Bildungspolitik aus Sicht des Kultusministeriums. Der gemeinsame Dialog sei immer hilfreich, besonders in kontroversen Gesprächen über wichtige Themen, die aber immer an der Sache orientiert sein sollten. Dabei bezieht sie sich auch auf den „Wallclown“ Tobias Wegner, der mit der Kombination von Körperspiel und um 90 Grad gedrehter Projektion scheinbar die Schwertkraft verdreht und so klar macht, dass sich Dinge ganz anders darstellen können, je nachdem von welcher Seite an einem Menschen gezogen wird.

In ihrer Forderung nach ganzheitlicher Bildung als Antwort auf die Herausforderungen, vor die Schulen durch vielfältige gesellschaftliche Erwartungen gestellt werden, verweist Fleischmann auf Artikel 131 der Bayerischen Verfassung, in dem es heißt: „Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden“. Als Bildungsziele seien religiöse Toleranz, „Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne, Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt“ genannt. Und weiter: „Schüler sind im Geiste der Demokratie […] und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen“.

Den Verfassungsauftrag endlich ernsthaft umsetzen

Fleischmann stellt klar: „Wir müssen nicht mehr oder weniger als diesen Verfassungsauftrag ernstnehmen und umsetzen. Wir müssen diesen Auftrag ehrlich und energisch herausholen aus dem Museum der Geschichte, aus den Sonntagsreden und aus den Präambeln der Lehrpläne. Wir müssen damit ernst machen. Nichts anderes meint dieses Motto, das wir uns gewählt haben. Herz. Kopf. Hand: der ganze Mensch, das ganze Kind.“

Die BLLV-Präsidentin fordert, dies konkret im Schulalltag im 21. Jahrhundert umzusetzen. Schülerinnen und Schülern müssten heute emotionale Intelligenz, Empathie und die Fähigkeit zur Selbstreflektion vermittelt werden. Sie bräuchten angewandtes Wissen im Sinne der Kompetenzorientierung, musisch-künstlerische Kompetenzen und Alltagskompetenzen sowie eine klare Werteorientierung. In der Frage, wie das konkret geschehen kann, sei der BLLV kompetenter Gesprächspartner: „Die Expertise der Praxis ist gefragter denn je: Wir wissen wie Schule der Zukunft geht!“, betont Simone Fleischmann.

Gesellschaft stabilisieren: Politik muss helfen, Schüler zu stärken


Den Kultusminister lädt die BLLV-Präsidentin zur Debatte auch über die Schulstruktur ein, die er selbst eröffnet habe, und verweist auf Themen wie den Grundschulübertritt, die Kampagne zur Mittelschule, Grundschul-Verbünde, Ganztagsgarantie, G9 und den Streit um neue Fächer vs. Querschnittsaufgaben wie Alltagskompetenz, Informatik, Medienkunde oder politische Bildung. Bildungsgerechtigkeit müsse das oberste Ziel dieser Debatte sein.

Dabei stimmt sie Kultusminister Piazolo zu, dass es darum gehe, kooperativ zu agieren: „Der BLLV ist nicht angetreten, um zu attackieren und zuzuspitzen“, stellt Fleischmann klar. „Unsere Aufgabe ist es nicht, zu polarisieren und zu spalten. Unsere Aufgabe ist es, diese Gesellschaft in einer sehr schwierigen Phase stabil zu halten, unseren Kolleginnen und Kollegen zu helfen, den enormen Herausforderungen gerecht zu werden. Unsere Aufgabe ist es, den Schülern Mut zu machen und sie zu stärken im Wandel der Zeit. Und unsere Aufgabe ist es, die Werte und Ideale unserer Gesellschaft, unserer Demokratie zu stärken. Das kann aber nur gelingen, wenn wir Lehrerinnen und Lehrer ermutigt und unterstützt werden, Schule nach diesen Ansprüchen zu gestalten. Das wollen wir gemeinsam tun. Wir brauchen die Politik und die Verwaltung. Wir brauchen ein gemeinsames Verständnis von Schule. Und wir brauchen immer wieder den Dialog!“

Genau dafür sei die Landesdelegiertenversammlung der richtige Ort. Simone Fleischmann verspricht: „Wir sind stark und wir bleiben dran. Mit Herz, Kopf und Hand.“

Die Landesdelegiertenversammlung des BLLV ist das höchste Beschlussorgan. 600 Delegierte vertreten 64.000 Mitglieder. Sie wählen Präsidium und Landesvorstand und beschließen die Ziele, Inhalte und Strategien für die Bildungs- und Lehrerpolitik des Verbandes. 2019 lautet das Motto „Herz.Kopf. Hand. Bildung ist Zeit für Menschen“.


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