Gestern hatte es noch so ausgesehen, als ob der Bildungsföderalismus aufgrund der fehlenden Einigkeit der Länder in der Frage der Abiturprüfungen in Zeiten von Corona an die Wand fährt. Schleswig-Holstein hatte angekündigt, wegen der Corona-Krise alle Schulabschluss-Prüfungen in diesem Jahr absagen. Die Noten sollen auf Basis der bisherigen Zensuren ermittelt werden. Doch heute trat die Kultusministerkonferenz auf die Notbremse und einigte sich darauf, dass in allen Ländern, also auch Schleswig-Holstein, die schriftlichen Abiturprüfungen stattfinden, soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist.
Wenn die Kultusminister der Länder tatsächlich nicht in der Lage gewesen wären, sich auf ein gemeinsames Vorgehen zu einigen, statt dass einzelne Länder vorpreschen, hätte das bedeutet, dass sich die bereits heute bestehenden Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten beim Abitur zwischen den Ländern ins Absurde vertieft hätten. Es ist nicht einzusehen, dass bereits jetzt in dieser Situation die Abiturprüfungen generell abgesagt werden. Es besteht noch keine Notwendigkeit, heute schon solche weitreichenden Entscheidungen zu treffen, ohne dass die weitere Entwicklung in der Corona Krise abzusehen ist.
>> Kommentar Fritz Schäffer, Leiter Abteilung Schul- und Bildungspolitik
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Kommentar in der Süddeutschen Zeitung (25.3.2020): "Wie konnte sie nur auf diese Idee kommen?"
Die Beschlüsse der KMK im Überblick