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Pressemitteilung: Keine Zeit, kein Personal Startseite

Kitas werden mit Problemen oft alleine gelassen

Wie eine aktuelle Studie zum Kita-Leitungskongress in Augsburg zeigt, ist die Not an den Einrichtungen groß. BLLV-Präsidentin Fleischmann fordert deutliche Verbesserungen.

München / Augsburg - „Die Anforderungen in den bayerischen Kindertageseinrichtungen haben sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Die Rahmenbedingungen für die Leitungen und die Erzieher/innen sind jedoch unverändert schlecht geblieben.“ Darauf macht die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann anlässlich des diesjährigen Kitaleitungskongresses in Augsburg am 25. und 26. Juni aufmerksam. Die Probleme seien in vielen Einrichtungen gravierend. Das gehe auch aus der diesjährigen DKLK-Studie hervor.

Personal- und Zeitmangel

„Hauptkritikpunkt ist und bleiben der Personal- und Zeitmangel, sowie eine mangelnde Unterstützung vonseiten der Politik“, so Fleischmann, die beim Kitaleitungskongress am morgigen Mittwoch zu Gast sein wird. Den hohen Anforderungen könnten die Erzieher/innen so nicht gerecht werden. „Wenn die Politik nicht endlich handelt und für angemessene Rahmenbedingungen sorgt, ist die Qualität vieler Einrichtungen in Gefahr. Die Beschäftigten brauchen mehr Zeit und mehr personelle Unterstützung.“ Bei der Bezahlung gebe es zwar Verbesserungen, doch wirklich angemessen entlohnt würden Erzieher/innen immer noch nicht.

Nach wie vor müsse sich eine Erzieherin/ein Erzieher um zu viele Kinder kümmern. „Sie haben kaum Zeit zur Vor- und Nachbereitung der zu leistenden Bildungsarbeit, zum Erstellen von Entwicklungsdokumentationen, für Besprechungen im Team oder für die Teilnahme an Fortbildungen.“

Situation in Bayern

Bei der Fachkraft-Kind-Relation klafften auch in Bayern Wunsch und Wirklichkeit noch immer weit auseinander: Die Ergebnisse der DKLK-Studie für Bayern zeigen, dass die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation im U-3-Bereich in 93% der Fälle schlechter ist als die wissenschaftlich geforderte Zielgröße von 1:3. Bei der Betreuung von Kindern über drei Jahren bewegen sich 19% der Einrichtungen im Bereich des empfohlenen Fachkraft-Kind-Schlüssels von 1:7,5, während in über acht Prozent der Kitas eine Fachkraft für mehr als acht Kinder zu ständig ist.

Die personelle Unterversorgung führe auch dazu, dass es immer schwieriger werde, Kinder angemessen zu beaufsichtigen - das damit verbundene Haftungsrisiko liege aber bei den Einrichtungen. „Kitas, die trotz personeller Unterversorgung den Betrieb aufrechterhalten, gehen ein großes Risiko ein.“

Enormer Druck

Die Personalknappheit führe auch dazu, dass den Beschäftigten ständig Zeit fehle. Sie stünden daher auch unter enormen Druck. „Viele Kitas leiden darunter sehr: 23% der Kitas in Bayern müssen (vorübergehend) ihre Gruppen vergrößern, 12% müssen ihre Öffnungszeiten (vorübergehend) reduzieren und gar 82% mussten ihre Angebote für Kinder (z.B. Ausflüge) (zeitweise) reduzieren. Sie könnten die ihnen anvertrauten Kinder nicht angemessen fördern, Lernfortschritte dokumentieren oder intensiv auf jedes einzelne Kind und seine Bedürfnisse eingehen. Obwohl sie die Missstände nicht zu verantworten hätten, würden sich viele bis zur Erschöpfung verausgaben. Sie kaschierten dabei oftmals das tatsächliche Ausmaß der Unterversorgung an den Kitas.

„Das ist unerträglich und muss beendet werden“, fordert Fleischmann. Sie verlangt Investitionen. „Sie dürfen nicht länger verweigert werden.“ Es gelte, deutlich mehr für die Qualität der frühkindlichen Bildung und Erziehung zu tun. Lippenbekenntnisse reichten nicht aus.

Es brauche:

  • eine angemessene Bezahlung in Form substanzieller Lohnsteigerungen auf allen Ebenen, auch um die Attraktivität des Berufes zu erhöhen

  • eine Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation in Richtung der empfohlenen Mindeststandards, z.B. durch die Entlastung bei Verwaltungsaufgaben und den Abbau gesetzlicher Überregulierung, durch die Erhöhung von den Anrechnungsstunden für die Leitungsarbeit und durch den Einsatz von multiprofessionellen Teams

  • eine flächendeckende Vergütung der Ausbildung im frühpädagogischen Bereich

  • Sofortmaßnahmen, die zur Auflösung der Personalunterdeckung beitragen, um die Sicherheit von Kindern und das Haftungsrisiko für Träger und Leitungen zu minimieren

  • flächendeckende Strategien und Maßnahmen zur Gewinnung von qualifiziertem Personal, um dem massiven Fachkräftemangel zu beheben


Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse@bllv.de

Weitere Informationen

VBE/forsa Studie zur Leitung an Kitas: Kita-Leitung in Zeiten des Fachkräftemangels

Zeit für Bildung: gerecht.investieren - Frühkindliche Bildung

Hintergrund: Frühpädagogik

Deutschen Kitaleitungs­kongress 2019: Internetseite



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