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Islamismus und Schule: Diversität thematisieren mit Rückendeckung und Supervision

In der Debatte um den Umgang mit islamistischen Tendenzen an Schulen stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann klar, dass Schulen Kinder und Jugendliche demokratisch und kritisch bilden. Lehrkräfte brauchen Rückendeckung und Supervisionsmöglichkeiten.

Auslöser einer teils höchst aufgeregt geführten Debatte war der Mord am französischen Lehrer Samuel Paty, der im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, um das Thema Meinungsfreiheit zu behandeln. Nun schlagen die Wellen hoch bei der Frage, wie an Schulen generell mit islamistischen Tendenzen umgegangen wird. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann mahnt hier vor weiterer Polarisierung und stellt klar, welche Rolle Schulen verfassungsgemäß zukommt:

„Für uns ist ganz wichtig, dass Kinder Diversität, unterschiedliche Meinungen und religiöse Vielfalt, die sie in der Gesellschaft jetzt erleben, in der Schule thematisieren“, betont Fleischmann gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. „Denn wir sind die Einrichtung für Bildung und Erziehung: Wir wollen diese Themen aufnehmen, damit die Kinder von heute eine Gesellschaft von morgen demokratisch, aber auch kritisch tragen können. Das ist ein wesentlicher Auftrag von Schule!“

Mut braucht Rückendeckung

Diesen zu erfüllen, stelle Lehrkräfte natürlich auch vor Herausforderungen: „Wir spüren, dass das Thema Islamismus und Radikalisierung in der Gesellschaft Thema ist, insofern muss es auch in der Schule Thema sein – und dazu brauchen wir viel Mut und viel Rückendeckung“, sagt die BLLV-Präsidentin im Interview und nimmt besonders die Schulverwaltung in die Pflicht, wenn Konflikte eskalierten: „Was wir Lehrerinnen und Lehrer brauchen, wenn es zu Grenzüberschreitungen kommt: Supervision, und Rückendeckung durch die Schulverwaltung. Wir brauchen vor Ort die Möglichkeit, uns darüber auszutauschen, was uns beschäftigt!“

Gegenüber der Bayerischen Staatszeitung räumte Simone Fleischmann ein, dass manche Kolleginnen und Kollegen lieber auf die kritische Behandlung des Themas Islam im Unterricht verzichteten, weil sie eben diese Rückendeckung vermissten. Diese ist aber aus Fleischmanns Sicht unabdingbar, weil es eben auch die Auseinandersetzung an Schulen mit dem Thema ist. Die BLLV-Präsidentin zählt daher auch zu den Erstunterzeichnern eines Aufrufs zur Behandlung der Mohammed-Karikaturen an Schulen, der initiiert wurde von Tarek Badawia, Professor für Islam und Religionspädagogik an der FAU Erlangen-Nürnberg und Markus Tiedemann, Professor für Didaktik der Philosophie und Ethik an der Universität Dresden, über den unter anderem die ZEIT berichtet.

Kulturelle Identität geben, Respekt und Toleranz vermitteln

Um extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken macht sich der BLLV seit vielen Jahren für einen Islamunterricht an Schulen stark, der von hier ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen gehalten wird. Kultusminister Piazolo will das Projekt in ein reguläres Wahlpflichtfach überführen und sagt: "Ich halte das in einem Zeitalter, in dem sich Radikalisierung über das Internet oft außerordentlich schnell vollziehen kann, auch für eine wichtige Aufgabe, um Jugendliche vor einem Abdriften in parallele Gedankenwelten zu bewahren."

Simone Fleischmann betont, dass es nicht nur deswegen darum gehe, die religiöse Ausbildung aus den Moscheen in die Schulen zu holen, sondern auch, um muslimischen Kindern und Jugendlichen zu signalisieren, dass sie eine kulturelle und weltanschauliche Heimat auch in der Institution finden, die allen vermitteln soll, wie bereichernd ein Zusammenleben ist, das von Toleranz, Sensibilität für Unterschiedlichkeit und gegenseitigem Respekt geprägt ist.