Ausgebrannt: Damit es nicht soweit kommt, fordert der Aktionsrat Bildung mehr Prävention und Hilfe für Lehrkräfte.
Mangelndes Prestige des Lehrerberufs, Mobbing, Überstunden und eine häufig fehlende Feedback-Kultur seien einige der Gründe, warum die Diagnosen psychischer Erkrankungen im Bildungswesen anstiegen, heißt es in einem jetzt vorgestellten Gutachten des Expertengremiums. Diesem gehören namhafte Wissenschafter wie Pisa-Experte Manfred Prenzel oder der Ökonom Ludger Wößmann vom Münchern ifo-Institut an. „Die Belastungen haben deutlich zugenommen“, sagt dazu auch der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), Klaus Wenzel. Hinzu komme, dass Erziehungsaufgaben immer mehr auf die Schule abgewälzt würden. Die Folge: Burnout-Symptome wie chronische emotionale Erschöpfung, Schlafstörungen und eine Unfähigkeit, abschalten zu können, könnten dann zu Fehlzeiten und Frühpensionierungen führen.
Kranke Lehrer, schlechte Bildung
Nach Angaben des Aktionsrats hat sich die Zahl der Krankheitstage wegen psychischer Leiden seit 2000 fast verdoppelt. „Bleibt der Status Quo unverändert, sind Abstriche in der Bildungsqualität die Folge. Diese werden auch Auswirkungen auf den Ausbildungsstatus der nachwachsenden Generationen und damit langfristige Effekte haben“, sagt Prof. Dr. Dieter Lenzen, Vorsitzender des Aktionsrats.
Zwar gilt Burn-out nicht als medizinisch anerkanntes Krankheitsbild. „Wir sprechen von psychischen Erkrankungen, die in der Regel einen Mix aus privaten und beruflichen Hintergründen als Ursache haben. Einen pauschalen Zusammenhang zwischen Arbeitswelt und steigenden psychischen Erkrankungen gibt es nicht“, betont Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die den Aktionsrat Bildung finanziert. „Klar ist aber: Wir brauchen Lösungen und Angebote für die Betroffenen. Bildungspolitik und Bildungseinrichtungen müssen ihren Beitrag zur Prävention leisten.“ Das Expertengremium hat dazu konkrete Handlungsvorschläge formuliert.
Regierung schmettert BLLV-Forderungen seit Jahren ab
BLLV-Präsident Klaus Wenzel begrüßte den Vorstoß. „Die Staatsregierung ist in Sachen Lehrergesundheit bis heute weitgehend untätig geblieben“, kritisierte er. Vor allem Schulleiter treffe dieses Versäumnis hart: Sie müssten bei Krankheitsfällen improvisieren. Der Unterricht sei dann kaum aufrechtzuerhalten, da die Lehrerversorgung zu knapp sei.
Der BLLV fordert die Verantwortlichen seit Jahren zum Handeln auf und hat mehrfach konkrete Vorschläge zum Gesundheitsschutz vorgelegt. Die Initiativen des BLLV sind von der Politik aber stets abgeschmettert worden, so zuletzt auch die 2013 eingereichte Petition „Umsetzung des Arbeitsschutzgesetzes“. Der Petitionsausschuss des Landtags hatte diese mit der Stimmenmehrheit der CSU abgelehnt und war der Stellungnahme des Kultusministeriums gefolgt, wonach für den Schutz der Gesundheit von Lehrkräften bereits genügend getan werde.
Nun bekommt der BLLV Unterstützung von prominenter Seite: Der Aktionsrat Bildung und die Bayerische Wirtschaft fordern Politik, Verwaltung und Bildungseinrichtungen auf, Gesundheitsprävention zu fördern.