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"Im Herzen und im Kern Lehrer", in der ganzen Welt engagiert

Der BLLV muss Abschied nehmen von Dr. Dieter Poschardt, einem begnadeten Pädagogen, kritischen Denker und gleichermaßen kompetenten wie kreativen Macher.

Ein Nachruf von BLLV-Ehrenpräsident Klaus Wenzel

"Vor 40 Jahren haben sich unsere Wege das erste Mal gekreuzt. Und obwohl wir manches Projekt miteinander entwickelt und durchgeführt haben, fällt es mir nicht leicht, Dieter Poschardt umfassend oder gar vollständig zu beschreiben. Das liegt vor allem daran, dass Dieter Poschardt ein Mensch mit unzähligen Interessen und vielfältigen Fähigkeiten war. Nicht nur ein begnadeter Pädagoge, sondern auch ein professioneller Lehrerbildner. Nicht nur ein politisch denkender und beherzt handelnder Demokrat, sondern auch ein Reformer mit intelligenten Ideen und tausend Talenten. Nicht nur ein kritischer Denker, sondern auch ein ebenso kompetenter wie kreativer Macher.

Wenn Dieter Poschardt von einer Idee überzeugt war, dann zögerte er nicht. Er sagte ja. Er entwickelte eine Strategie. Er handelte.

Internationales Engagement und vielfältige Expertise

Ein typisches Beispiel ist das Namibia- Programm. Eine Studentin fragte nach, ob sie ihre Zulassungsarbeit über Deutschunterricht in namibischen Schulen schreiben könne. Daraus wurde dann bei Dieter Poschardt ein höchst anerkanntes und effektives Praktikumsprogramm über Jahrzehnte mit Hunderten von Teilnehmern.

Namibia war aber nur ein kleiner Teil seines internationalen Engagements. Er war häufig mit seiner vielfältigen Expertise in Entwicklungsländern sowie in den neu entstandenen Staaten im Balkan unterwegs. Er war im türkischen Finanz- und Zollministerium in Ankara tätig. In Pakistan förderte er als “Chief Technical Advisor“ die Mädchenerziehung. In Sri Lanka war er zur Schulung von Dozenten der pädagogischen Colleges und zur Entwicklung eines Schulungskonzeptes für die Lehrerbildung. In Kabul/Afghanistan trainierte er Dozenten. In Skopje/Mazedonien organisierte er zwei internationale Konferenzen zur Lehrerbildung. Die Liste ist nicht vollständig.  

Bedeutung der internationalen Ausrichtung des Lehrerberufs

Eines muss aber noch erwähnt werden: Durch seine liebe Frau Lisa war Dieter Poschardt auch besonders mit Dänemark verbunden. Er war ein profunder Kenner des dänischen Schulsystems und sprach perfekt die Muttersprache seiner Frau.

Dieter Poschardt stand mit seinem internationalen Engagement in unmittelbarer Tradition des ehemaligen BLLV-Präsidenten Wilhelm Ebert, der wie wenig andere die Bedeutung der internationalen Ausrichtung für den Lehrerberuf immer wieder betonte und selbst von 1973 bis 1975 Präsident des Weltlehrerverbandes war

Bei allem Engagement, bei aller Internationalität, bei aller beruflicher Vielfalt - Dieter Poschardt war im Herzen und im Kern immer überzeugter Lehrer, weil er an die Kraft der Pädagogik glaubte. Er war getrieben von dem Gedanken, dass über Schule die Gesellschaft gerechter werden kann und werden muss. Und er war einem humanistischen Menschenbild verbunden. Schule kann und darf nach seiner Überzeugung nicht pure Wissensvermittlung sein, sie ist immer auch Persönlichkeitsentwicklung und schafft damit die Grundlagen für eine demokratische und offene Gesellschaft.

60 Jahre Mitglied im BLLV mit vielfältigen Funktionen

So ist es nicht verwunderlich, dass der BLLV seine verbandliche Heimat war.

Bereits im ersten Semester trat Dieter Poschardt in den BLLV ein. Er war 60 Jahre Mitglied in unserem BLLV und war in zahlreichen verantwortlichen Funktionen tätig.

Er war der Experte bei der Implementierung des Bolognaprozesses in die Lehrerbildung - und zwar innerhalb und außerhalb des BLLV.  Er hat damit dem BLLV in der Diskussion um die Lehrerbildung großes Ansehen und Wertschätzung beschert.

Der BLLV verdankt Dieter Poschardt auch, dass wir international mitreden können und als Gesprächspartner auf dem internationalen Parkett ernst genommen werden.

Mit fränkischem Humor allen Herausforderungen und Widrigkeiten zum Trotz

Bei allen Herausforderungen und bei allen Widrigkeiten hat Dieter Poschardt nie seinen Humor verloren. Bis zum Schluss. Als ich ihn eine Woche vor seinem Tod über sein Handy anrief, um mich nach seinem Befinden zu erkundigen, meinte er in seinem gepflegten Fränkisch: “Wenn i nächste Woch‘n nimmer abheb‘, dann is da Akku leer“. Nun ist er leer. Aber unser Herz ist voller Wertschätzung und Dankbarkeit."