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Humor ja, Angst nein!

Wilhelm Busch wurde am Karfreitag 190. Das Verständnis von Pädagogik, das er in „Max und Moritz“ zeigt, ist inzwischen natürlich überholt. Dennoch lässt sich vom Erfinder der Lausbuben etwas abschauen, findet BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Welche Streiche hätten Max und Moritz wohl gespielt, wenn es zu ihrer Zeit schon Instagram gegeben hätte?

Ihr Schöpfer Wilhelm Busch, der am Karfreitag 190 Jahre alt geworden wäre, lies die beiden bekannten Lausbuben noch handfeste Streiche spielen: erhängte Hühner, angesägte Brückenbretter, mit Schießpulver gefüllte Pfeifen. Die Strafe der beiden für ihre Vergehen war ebenfalls drastisch: Vom Müller wurden sie in die Mühle gesteckt und anschließend an die Hühner verfüttert.

Pädagogik der Angst ist längst überholt

Über den immer noch beliebten Geschichten schwebt ein 150 Jahre altes Verständnis von strafender Pädagogik, das heute natürlich längst überholt ist. „Eine Pädagogik der Angst brauchen wir nicht“, sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit dem Münchner Merkur zum Geburtstag von Wilhelm Busch.

Heute würde man vielmehr „reflexiv und nachfragend auf Streiche reagieren“ und sich als Pädagogin erstmal fragen, warum Kinder und Jugendliche überhaupt gegen Regeln verstoßen. Fleischmann, die selbst lange Leiterin einer Mittelschule war, stellt klar: „Schüler, die Schwierigkeiten machen, haben Schwierigkeiten.“ Erst wenn man diese Schwierigkeiten versteht, lässt sich pädagogisch angemessen reagieren.

Konsequenzen klar begründen

Konsequenzen braucht es dabei natürlich trotzdem – speziell, wenn das Fehlverhalten eine Straftat bedeutet. Im den sieben Streichen von Max und Moritz wären das unter anderem Anstiftung zur Selbsttötung, Diebstahl, Körperverletzung und versuchter Totschlag.

Auf die Frage, was sich die beiden Lausbuben wohl heutzutage einfallen lassen würden, tippt Simone Fleischmann auf das leider weit verbreitete Cybermobbing: „Ein Schüler veröffentlicht ein Foto von einem Mitschüler auf der Toilette auf Instagram“, wäre ein „Streich“ im Jahr 2022. Da sei von Pädagoginnen und Pädagogen erstmal Aufklärung gefragt, was so etwas für den Betroffenen bedeutet und wie respektvoller und werteorientierter Umgang mit sozialen Medien überhaupt funktioniert. „Dann zeigen die Schüler sogar Verständnis und akzeptieren auch harte Strafen“, berichtet Fleischmann.

Auf Lernfreude und eine gute Beziehung kommt es an

Aus Sicht der BLLV-Präsidentin lässt sich trotz des überkommenen Verständnisses von Angst und Strafe aber immer noch etwas von Wilhelm Buschs Geschichten lernen. Denn Kinder können besonders gut lernen, wenn sie daran Freude und Spaß haben. Zudem ist für gelingende Bildung eine gute Beziehung zur Lehrkraft entscheidend – auch und besonders, wenn es um Fehlverhalten und Konflikte gilt.

Und sowohl für kindliche Lernfreude wie für Beziehungsqualität gibt es heute wie vor 150 Jahren immer noch eine Art Wundermittel, findet Simone Fleischmann: „Ein wesentliches Element guter Pädagogik ist Humor.“

<< Mit Bezug auf den Artikel „Der Vater von Max und Moritz wird 190“ von Andreas Daschner, der am 15.4.2022 im Münchner Merkur erschien

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Herz.Kopf.Hand. Ganzheitliche Bildung

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