Die, die es erlebt haben, werden immer weniger: Zeitzeugen, die den Holocaust am eigenen Leib erfahren haben und Kindern davon im Unterricht davon eindrucksvoll erzählen können. In Lehrerfort- und -weiterbildung spielt die NS-Zeit eine eher untergeordnete Rolle. Vereinzelt werden Lehrkräfte im Unterricht mit israelbezogenenen Antisemitismus konfrontiert – etwa bei Kindern mit Migrationshintergrund.
Wie der Holocaust im Unterricht von Lehrerinnen und Lehrern aufbereitet wird, ist deshalb eine wichtige aktuelle Frage. Deshalb reiste auch eine Delegation des VBE zur Konferenz anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz vom 26. bis 29. Februar nach Krakau. Mit dabei waren Udo Beckmann (VBE-Bundesvorsitzender), Tomi Neckov (Stellvertretender Bundesvorsitzender des VBE und 2. Vizepräsident des BLLV) und Susann Meyer (Bundessprecherin des Jungen VBE).
Grundlage für alles: Verteidigung von Menschenrechten
Sie besuchten das Ausschwitz-Museum, nahmen an der Gedenkfeier teil. Im Anschluss erarbeiteten sie zusammen mit polnischen, österreichischen, israelischen Lehrergewerkschaften Ideen dafür, wie der Holocaust in den Klassenzimmern vermittelt werden kann. Im Dialog mit den anderen Seminarteilnehmern kristallisierte sich heraus: Grundlegend wichtig ist Verteidigung von Menschenrechten, die Förderung der Demokratiebildung, die Vermittlung von Grundwerten.
Dabei müssen Schülerinnen und Schüler in pädagogisch adäquater Form konfrontiert werden – Infos aus Archiven sowie Unterrichtsmaterialien gibt es ausreichend. Ein weiteres wichtiges Standbein ist Gedenkstättenarbeit. Sie sollte in allen Ländern fester Bestandteil des Lehrplans aller Schularten sein. Außerdem sollten Lehrerinnen und Lehrer in ihrer Ausbildung bereits auf die Thematik vorbereitet werden.
Gedenkstättenarbeit sollte fester Bestandteil des Lehrplans sein
Auch ganz praktische Beispiele für den Unterricht wurden im Seminar entwickelt. So könnte in Form eines Projekts Lebensgeschichten von verfolgten jüdischen Lehrerkräften oder Kindern, die in Konzentrationslagern waren, aufgearbeitet werden. Praxisorientierte Methoden wie Lapbooks oder Leporellos können helfen, die verschiedenen Aspekte des Holocaust aufzuarbeiten. Auch die Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerks wäre beispielhaft.