In der Studie befürchten 16 Prozent der Lehrer, dass ihre Kraft und Gesundheit nicht ausreichen wird, um den Beruf bis zum gesetzlichen Pensionsalter ausüben zu können. Weitere 44 Prozent sind sich nicht sicher, ob sie so lange arbeiten können. Nur 41 Prozent der Befragten glauben, dass ihr Gesundheitszustand ausreichen wird. Lehrerinnen schätzen die Aussichten, bis zur Pensionierung arbeiten zu können, deutlich kritischer ein als ihre männlichen Kollegen. „Zeitdruck, fehlende Erholungspausen und große Leistungsunterschiede bei den Schülern belasten die Lehrkräfte am meisten“, erklärt Dr. Cornelius Erbe, Leiter des DAK-Geschäftsbereiches Produktmanagement.
Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes erreichten im Jahr 2009 rund 40 Prozent der Lehrkräfte die Regelaltersgrenze von 65 Jahren. Elf Prozent stellten einen Antrag auf Frühpensionierung mit dem 60. Lebensjahr. 22 Prozent der Lehrkräfte waren dauerhaft dienstunfähig und wurden zum „Versorgungsfall“. Insgesamt ging die Zahl der Frühpensionierungen in den vergangenen Jahren zurück.
Lehrerinnen leiden stärker unter Belastungen als ihre männlichen Kollegen
Nach den Ergebnissen der DAK-Studie leiden Lehrkräfte am stärksten unter sogenannter kognitiver Beanspruchung. 45 Prozent aller Befragten geben an, sie könnten nach der Arbeit schlecht abschalten und müssten oft an Schwierigkeiten in der Schule denken. Jeder dritte Lehrer ist zudem emotional hoch beansprucht. Sie fühlten sich gelegentlich „wie ein Nervenbündel“ und reagierten ungewollt gereizt. Die Zahl der Betroffenen war bei Lehrerinnen größer als bei männlichen Kollegen.
„Emotionale Beanspruchungen treten häufiger an Schulen auf, an denen die Schulleitung weniger mitarbeiterorientiert ist und es Unstimmigkeiten oder Streit im Kollegium gibt“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Lutz Schumacher von der Leuphana Universität Lüneburg. Es gebe zentrale Schutzfaktoren, die helfen, mit Belastungen umzugehen und die Gesundheit zu stärken. Im Lehrerberuf stellten neben sozialer Unterstützung durch die Familie auch die Zusammenarbeit im Team wichtige Schutzfaktoren dar. Auf persönlicher Ebene reduzierten die Fähigkeit, abzuschalten sowie ein aktiver und offener Umgang mit Problemen die empfundenen Belastungen.
Deutsche Lehrkräfte liegen bei der Bezahlung im oberen Mittelfeld
Der DAK-Studie zufolge sind die Arbeitsbedingen an den deutschen Schulen offenbar alles andere als optimal. Die Lehrkräfte hierzulande im Vergleich zu anderen EU-Ländern verhältnismäßig gut. Nach einer neuen Studie der EU-Kommission liegen die deutschen Lehrergehälter im oberen Mittelfeld. Am meisten verdienen Pädagogen in Luxemburg. Dort erhalten Sie bis zu 101 500 Euro, in Bulgarien nur 4300 Euro jährlich. In Deutschland verdient ein Grundschullehrer in Deutschland zwischen 38 200 Euro und 51 400 Euro im Jahr, in der Oberstufe sind es zwischen 45 400 und 64 000 Euro. Die Kehrseite der Medaille: Die Zahl der Unterrichtsstunden pro Lehrer liegt in Deutschland in allen Bereichen über dem Schnitt der in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu erteilenden Pflichtstunden.
VBE moniert Unterschiede bei der Bezahlung zwischen den Schulformen
Der Vorsitzende des BLLV-Dachverbandes auf Bundesebene VBE (Verband Bildung und Erziehung), Udo Beckmann, verwies auf die hohen Unterschiede bei der Lehrerbesoldung zwischen den einzelnen Schulformen in Deutschland. "Es gibt zwischen den Schulformen ein soziales Ranking. Da ist klar: Grundschullehrer sind in diesem sozialen Ranking des Lehrerberufs ganz unten. Wir wollen eine gleiche Bezahlung aller Lehrer für gleichwertige Arbeit." Auch BLLV-Präsident Klaus Wenzel sieht es als äußerst dringlich an, die ungerechte unterschiedliche Lehrerbesoldung, die aus den 50er Jahren stammt, zu überwinden. "Die Einführung der Beförderungsämter für Grund-, Haupt- und Realschullehrer in Folge des neuen Dienstrechts in Bayern war ein wichtiger Zwischenerfolg zur Überwindung der strukturellen Diskrimierung dieser Lehrergruppen. Die Aufgabe wird jetzt sein, die Ungleichbehandlung in der Besoldung zu überwinden", so Klaus Wenzel.
Mit Material von dpa