Wie kam es dazu, dass Sie sich auf den Weg zur „Umweltschule“ gemacht haben?
Als ich vor vier Jahren Schulleitung an dieser Schule geworden bin, traf ich schon auf viele vorhandene Strukturen, die durch das stark engagierte Kollegium und meine Vorgängerin bereits etabliert waren. Durch die tatkräftige Unterstützung der gesamten Schulfamilie haben wir diese Strukturen erweitert und ausgebaut.
Wer an Ihrer Schule trägt die „Umweltschule“ mit?
Hier ist wirklich die gesamte Schulfamilie zu nennen. Das beginnt bei den Kolleginnen und Kollegen, sämtlichen Mitarbeitern der Mittagsbetreuungen und der Horte, den Kindern mit ihren Eltern, sowie dem Amtsmeister und unserer Reinigungskraft. Alle tragen durch ihre Beiträge, seien sie in den Augen vieler auch noch so unscheinbar, zum Gelingen von Umweltschule bei. Auch der Sachaufwandsträger, die Landeshauptstadt München, unterstützt mit mehreren Angeboten das Anliegen. Ebenso wie das Schulamt durch die Zuweisung von AG Stunden.
Werden Sie auch von externen Partnern oder Experten unterstützt?
Wir arbeiten im Rahmen des Programms „Schule N – Fair in die Zukunft“ (Schule der Nachhaltigkeit) mit fünf externen Partnern (Green City, Öko Projekt MobilSpiel e.V., ÖBZ, Naturindianer-Kids, Burg Schwaneck) zusammen. Sie bieten Münchner Grundschulen ein ganzheitliches, am Lehrplan orientiertes Gesamtkonzept zu Natur und Umwelt, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit an. Jede Klasse nimmt während des Schuljahres an fünf Veranstaltungen teil. Außerdem versuchen wir den Umweltgedanken nach außen zu tragen. Die externen Partner bieten nach Absprache mit der Schulfamilie auch Elternabende an unserer Schule an, z. B. „Plastik vermeiden-Zero Waste“.
Wie schaffen Sie es, angesichts der vielfältigen Herausforderungen, die der Schulalltag mit sich bringt, knapper Lehrerstunden und zugleich zeitaufwändiger Vorgaben „von oben“ (Digitalisierung etc.), nachhaltige Schulentwicklung im Bereich Umweltbildung umzusetzen?
Hier spielt sicherlich der lange Zeitraum eine Rolle, in dem sich die Schulfamilie mit dem Thema Umwelt befasst. Unsere Aktionen und Maßnahmen wurden nicht alle auf einmal oder gleichzeitig in Angriff genommen. Wir haben klein angefangen, das Programm hat sich nach und nach entwickelt. Viele Themenfelder finden sich außerdem im Lehrplan plus wieder.
Planen Sie, Ihr Engagement in der Umweltbildung weiter auszubauen?
Jetzt muss ich doch einmal ein bisschen angeben und hoffe, ich wirke nicht allzu überheblich. Wir sind bereits auf einem hohen Niveau, was die Umweltbildung anbelangt. Unser Bestreben ist zunächst einmal den erreichten Standard zu halten. Dies ist durchaus eine Herausforderung, da sich die Schüler- und Elternschaft an einer Grundschule im Laufe von vier Jahren erneuert. Allerdings ist es wie immer im Leben: Erfolg und Lob beflügeln. In den Köpfen der Schulfamilie befinden sich bereits neue Ideen und Aktionen, von denen sicherlich die eine oder andere in den kommenden Jahren umgesetzt werden wird.
Was raten Sie anderen Schulen, die sich auch gerne auf den Weg machen möchten?
Ich hoffe, dass beim Lesen dieses Artikels der eine oder andere Kollege denkt: „Deswegen sind die Umweltschule? Das machen wir doch auch!“ Und genau das ist es! Viele Schulen sind bereits auf dem Weg zur Umweltschule oder sind es bereits, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Ein Vorschlag wäre, mit der Schulfamilie eine Bestandsaufnahme zu machen und sich dann zu überlegen: Was können und wollen wir weiter unternehmen? Kleine Schritte, die im Laufe der Zeit zu einer Haltung werden, sind sehr effektiv und nur anfangs zeitintensiv. Externe Partner können bei der Orientierung helfen. Wir erreichen, gerade als Grundschule, über unsere Kinder alle Bevölkerungsschichten. Jeder, der wie ich Kinder hatte, die im Unterricht „Mülltrennung“ erarbeitet haben, wird sich lebhaft daran erinnern, wie jedes nur falsch getrennte Papier mit einem missbilligenden Blick oder einem treffenden Kommentar des Kindes begleitet wurde. Wir können wirksam sein, wir müssen nur anfangen.
Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team alles Gute auf dem weiteren Weg!
Das Interview führte Martin Göb-Fuchsberger, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik beim MLLV. (Der Artikel erschien ursprünglich in der MLZ.)