bllv-internet.jpg
Privatsphäre schützen, sicher im Internet surfen Themen

Google, Facebook, Youtube und Co. bewusst nutzen

Google, Facebook & Co. sammeln eine Menge persönlicher Informationen über uns. Doch man kann seine Privatsphäre schützen. Vor allem Eltern und Lehrkräfte sollten die Möglichkeiten und Gefahren des Internets kennen, um Kinder sicher durch den Online-Dschungel zu lotsen. Medienexpertin Dorine Lattemann, Dozentin des BLLV-Akademie-Seminars "Facebook, Google, Youtube - bewusst online gehen", erklärt, worauf es ankommt.

Werden wir alle von Google, Facebook und Co. verkauft?

Google, Facebook und Youtube sind zwar kostenlose Plattformen, aber natürlich steckt ein Geschäftsmodell dahinter, mit dem die Anbieter Geld verdienen. Das funktioniert über die Sammlung von Daten, mit deren Hilfe man Profile von Nutzern anlegt und darauf zugeschnittene Online-Werbung schaltet, oder indem man Daten verkauft. Wenn ich beispielsweise auf bestimmten Plattformen wie Shops oder Suchmaschinen surfe, kann ich beim Besuch von anderen Internetseiten mit speziell auf mich zugeschnittener Werbung konfrontiert werden.

Wie funktioniert das?

Mit Hilfe von Cookies (Kleine Dateien, die von einer Webseite im eigenen Browser hinterlassen werden, Red.). Dadurch erkennen andere Webseiten, was ich mir vorher etwa auf einem Online-Shop angesehen habe und es wird die entsprechende Werbung angezeigt. Der Schuh, den ich zuvor angeklickt habe, wird mich dann vier Wochen lang durch das ganze Netz verfolgen.

Wir hinterlassen beim Surfen also eine Menge Spuren?

Ja. Ich kann zum Beispiel durch die IP-Adresse (besteht aus Zahlen, mit ihr wird jeder einzelne Rechner adressier- und identifzierbar, Red.) und das eigene Surfverhalten identifiziert werden. Ich gehe davon aus, dass Google mit Hilfe seiner Suchalgorhythmen in der Lage ist, das Surfverhalten von Nutzer zu analysieren und zu erkennen, wer hinter dieser IP-Adresse steckt. Wir alle googeln uns doch hin und wieder selbst oder in Personensuchmaschinen. Die IP-Adresse ist von unserem Namen dann nur noch einen Mausklick entfernt. Und damit sind alle Suchanfragen, die ich je gemacht habe, erst meiner IP-Adresse und dann meinem Namen zuzuordnen.

Ist es überhaupt möglich, unsichtbar im Netz zu bleiben?

Ich kann viel dafür tun, in dem ich zum Beispiel den Webbrowser so einstelle, dass er Cookies nicht mehr speichert. Bei Google kann ich die automatisch voreingestellte personalisierte Suche ausschalten. Wenn Google zuvor festgestellt hat, dass ich aus München komme und „Restaurant“ eingebe, bekomme ich durch die personalisierte Suche automatisch Gaststätten aus München angezeigt. Das funktioniert dann nicht mehr.

Wie schütze ich meine Privatsphäre in Sozialen Netzwerken?

Man sollte sich ganz genau anschauen, was mit den eigenen Daten gemacht wird. Wenn ich bei Facebook ein Konto anlege, gebe ich Facebook das Zweitnutzungsrecht für meine Fotos. Facebook darf meine Bilder verwenden, ohne dass ich dafür Geld sehe oder ein Recht auf Persönlichkeitsschutz habe. Das akzeptiere ich, sobald ich bei den AGBs das Häckchen gesetzt habe. Sonst könnte ich auch gar nicht Mitglied werden. Das heißt nicht, dass ich nicht Mitglied werden sollte, aber ich sollte nur Bilder von mir posten, die ich auch der „Bild“ -Zeitung geben würde, um es zu verdeutlichen.

Also so wenig persönliche Infos preisgeben wie möglich und am besten auch noch das Profilfoto verfremden.

Das auch. Oder ich nutze Facebook ganz bewusst zur Selbstdarstellung ähnlich wie die klassische Pressearbeit. Facebook ist ein Multiplikator. Ich selbst gebe über Facebook zum Beispiel interessante Artikel weiter, die ich gerade gelesen habe.

Soziale Netzwerke sind also grundsätzlich nicht negativ zu bewerten, aber ich muss damit bewusst umgehen.

Genau. Man sollte zwischen realen und virtuellen Freunden unterscheiden. Wir vermischen das oft, weil wir reale Freunde häufig zu virtuellen Freunden machen, zugleich aber auch viele virtuelle Freunde gewinnen, die wir aber niemals zu realen Freunden machen würden.

Ganz wichtig sind hier die Privatsphäreeinstellungen.

Ich kann auf Facebook die Sichtbarkeitseinstellungen sehr stark einschränken, sodass nur enge Freunde mein Profil sehen und ich nicht auf Bildern oder Videos markiert werden kann.

Das tun aber gerade Kinder und Jugendliche nicht. Sie gehen mit dem Internet, insbesondere mit sozialen Netzwerken, besonders leichtfertig um. Was können Eltern und Lehrkräfte tun? Nutzt es etwas, in der Schule darüber aufzuklären?

Auf jeden Fall. Wenn Kinder merken, dass ihre Eltern oder der Lehrer nur wenig Ahnung davon haben, nehmen sie sie nicht ernst. Deswegen halt ich es für sehr wichtig, dass Eltern und Lehrer sich Medienkompetenz aneignen. Ich muss meinem Kind klar machen können, dass alles, was du da postest, viel mehr Leute sehen als nur „Freunde“.

Kinder und Jugendliche posten oft bedenkenlos Privates auch von ihren echten Freunden.

Ja, ein zweiter Grund, Kinder aufzuklären. Heute ist jedes Handy mit einer Kamera ausgerüstet, und es ist nur ein Klick nötig, das gerade aufgenommene Video irgendwo ins Netz zu stellen. Dabei gibt es ein Persönlichkeitsrecht, das man einklagen kann. Ich kann eben nicht Jedermanns Bild einfach so ohne Konsequenzen veröffentlichen. Deshalb sollte man unbedingt vorher fragen, ob man etwas einstellen darf. Das kann sonst teuer und juristisch unangenehm werden.

Was einmal im Netz ist, ist drin, für immer. Oder gibt es doch Möglichkeiten, etwas zu korrigieren?

Natürlich kann ich Bilder auf meiner Website löschen, aber wenn sie einmal von der Suchmaschine registriert worden sind, sind die Bilder weiterhin auffindbar. Dann muss ich bei Google aktiv anfragen, dieses Suchergebnis zu löschen.

Gibt es diese Möglichkeit auch bei sozialen Netzwerken?

Bei Facebook nicht. Facebook hat keine Niederlassung in Deutschland. Wenn ich mich auf Facebook registriere, bewege mich im amerikanischen Rechtssystem. Dort eine Löschung zu beantragen, ist sehr schwierig. Selbst wenn ich mein Account komplett lösche, werden die Daten bei Facebook weiter archiviert.

Was würden Sie raten?

Beschäftigen Sie sich wirklich damit, was Internet bedeutet. Glauben Sie nicht, dass niemand verfolgen kann, was sie dort machen. Nutzen Sie Suchmaschinen bewusst und mehrere. Kennen Sie ihre Rechte, fordern Sie sie ein und kümmern Sie sich um ihre Privatsphäreeinstellungen. Lernen sie die Möglichkeiten des Internets kennen, um es dann richtig zu benutzen.

*Dorine Lattemann hat Germanistik, Psychologie und Politik studiert. Sie ist Trainerin für moderne Kommunikations- und Medienthemen und als Dozentin an Hochschulen engagiert.



Mehr zum Thema

Themen:
Digitalisierung