Dass Lehrerinnen und Lehrern sich häufig verschiedensten Formen von Gewalt ausgesetzt sehen, hat eine Studie des BLLV mit seinem Dachverband VBE ergeben. In der Resolution „Gewalt gegen Lehrkräfte“ fordert die Landesdelegiertenversammlung des BLLV als höchstes Beschlussgremium des Verbands „Verwaltung und Politik auf, das Problem nicht länger zu ignorieren, und den Diskurs darüber nicht zu tabuisieren“.
Vorgesetzte und Verwaltung müssten im Sinne ihrer Fürsorgepflicht „das schulische Personal bestmöglich schützen und unterstützen“. Der BLLV verweist dabei auf Beschimpfungen, Beleidigungen, tätliche Angriffe und Verunglimpfungen im Netz – insbesondere auch auf die „politisch motivierte Form der Hetze“ in Form von Aufrufen zu Denunziation von Lehrkräften auf Internetportalen.
Wertschätzung und Respekt
Konkret soll die Verwaltung Statistiken über jegliche Vorfälle führen und veröffentlichen. Von der Politik erwartet der BLLV, dass sie „das Strafgesetzbuch in Bezug auf Übergriffe gegen alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes verschärft.“ Das sei „eine Frage der Wertschätzung und des Respekts“.
Der scheidende Leiter der Rechtsabteilung, Hans-Peter Etter, stellt klar: "Wer Gewalt ausübt, übertritt eine Rote Linie des gesellschaftlichen Miteinanders. Das können und werden wir nicht hinnehmen."
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann sieht die Gesellschaft insgesamt in der Pflicht, jeder könne etwas gegen die Verrohung im Umgang unternehmen: "In der öffentlichen Diskussion ist der Ton generell rauer geworden. Wir müssen uns auch fragen, wie gehen Politiker miteinander um, wie geht ein Vorgesetzter mit seinen Angestellten um? Jeder, der beobachtet, dass in einer Auseinandersetzung die Sprache verroht, muss einschreiten und kontra geben. Von einer gewaltvollen Ausdrucksweise ist es oft nur noch ein kurzer Schritt zu tatsächlicher, körperlicher Gewalt." Dazu hat der BLLV auch das Manifest HALTUNG ZÄHLT initiiert.
Auch für die Prävention von Gewalt an Schulen spielt aus Sicht des BLLV die Möglichkeit, ganzheitlich zu bilden im Sinne von Lehrern, die Schülern menschlich begegnen können, eine entscheidende Rolle: „Ein Kind, das Schwierigkeiten macht, hat selbst Schwierigkeiten“, stellt Simone Fleischmann klar. „Vorbeugen kann man Gewalt daher nur durch eine intakte Lehrer-Schüler-Beziehung, die der Lehrer immer wieder neu knüpfen und pflegen muss. Eine gute Beziehung zu den Schülern aufzubauen, braucht aber Zeit.“