Lernen heißt miteinander sprechen, einander zuhören, kommunizieren. Doch wenn es im Unterrichtsraum zu laut ist, gefährdet das nicht nur den Lernerfolg, sondern bereitet allen Beteiligten enormen Stress. Leider ist das an vielen Schulen der Fall, konstatiert BLLV-Vizepräsident Tomi Neckov:
„Wie laut es in Klassenräumen tatsächlich ist, wurde mittlerweile in verschiedenen Studien nachgemessen. Der durchschnittliche Schallpegel im Klassenraum beträgt zwischen 60 und 85 Dezibel. Zum Vergleich: Ein fahrender PKW, vom Straßenrand aus gehört, hat genau diese Lautstärke. Der Grundschallpegel in Räumen zu Bildungszwecken sollte nur bei etwa 30 oder 45 Dezibel liegen, um die Bildungsprozesse zu erleichtern. Wenn es im Klassenraum leise ist, verstehen sich die Schüler untereinander besser und formulieren längere und kompliziertere Sätze. Die Qualität des Unterrichtsgesprächs steigt.“
Bei Gruppenarbeit wird’s besonders laut
Dabei lässt sich schon mit überschaubaren finanziellen und technischen Mitteln die Lärmbelastung an Schulen deutlich reduzieren. Wie das geht, zeigen die Hörgeschädigten-Pädagogin Ulrike Girardet und der Lärmschutz-Experte und Sicherheitsingenieur Peter Hammelbacher in der Fachtagung „Gute Akustik macht Schule“ anlässlich des Tags gegen Lärm am 8. Mai im Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim.
Die beiden Referenten engagieren sich seit Jahren erfolgreich im Arbeitskreis Lärm des BLLV und kennen die Gründe für hohe Lärmpegel in Klassenräumen genau: Gerade bei offenen Unterrichtsformen und Gruppenaktivitäten, die moderne Pädagogik auszeichnen, schaukelt sich die Stimmlautstärke besonders auf – zusätzlich zum Grundpegel, der an Bildungsinstitutionen immer herrscht. Erschwerend kommt hinzu, dass es in vielen Klassenzimmern wegen ungenügender Lärmdämmung stark hallt.
Besonders wichtig für Kinder mit Förderbedarf
Gegen Letzteres lässt sich relativ leicht etwas unternehmen: „Die beste Maßnahme für eine verbesserte Raumakustik ist eine Renovierung der Klassenräume mit Schall-absorbierenden Materialien", sagt Tomi Neckov.
Konkrete Maßnahmen dazu vermitteln Ulrike Girardet und Peter Hammelbacher auf der Fachtagung mit Vorträgen zur Praxis bei Gebäudesanierungen von Schulen und Kitas sowie Neubauprojekten – orientiert an der Akustik-Norm DIN 18041. Die Referenten betonen, dass gerade Kinder mit Hörschäden, ADS, Sprachlerndefiziten oder Migrationshintergrund auf Lärmentlastung angewiesen sind. Daher ist gute Akustik auch eine Voraussetzung für Inklusion von Kindern mit Förderbedarf im Sinne der UN-Behindertenkonvention. Auch das soziale Klima an Schulen profitiert und die Gesundheit von Lehrkräften, Mitarbeitern und Schülern wird geschützt.
Details zur Fachveranstaltung:
Thema: „Gute Akustik macht Schule – Chancen bei Sanierung und Neubau von Schulen nutzen“
Termin: 8. Mai, 15:30 – 17:00
Ort: Staatliches Gesundheitsamt Rosenheim, Prinzregentenstraße 19
Anmeldung: Kerstin.Menzel(at)lra-rosenheim.de (bis 12. April 2016)
Die Teilnahme ist kostenlos.