Perspektiven aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis auf den Umgang mit religiöser Vielfalt an Schulen wurden beim Fachtag der Biser-Stiftung präsentiert. Simone Fleischmann durfte als Präsidentin des BLLV neben einem politischen Statement auch an der Podiumsdiskussion zum Abschluss des Tages teilnehmen. Dabei war Fleischmann ein Aspekt besonders wichtig: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Religion oder Weltanschauung und mit der der Mitschülerinnen und -schüler biete "die Chance für eine ganzheitliche Bildung, für ein besseres Miteinander und für mehr Akzeptanz".
Am Vormittag hatte das trialogische Team des Projekts "Vielfalt.Gemeinsam.Lernen. - Zusammenhalt durch Vielfaltssensibilisierung und interreligiöser Bildung an Mittelschulen" sich und ihre Arbeit vorgestellt. Der Anspruch des Projekts ist es, Mittelschul-Lehrerinnen und -Lehrer beim Umgang mit religiöser Vielfalt zu unterstützen. Begleitet wurden sie dabei von einer muslimischen, einer jüdischen Referentin und einem christlichen Referenten. Lehrerinnen und Lehrer für den Umgang mit Vielfalt zu sensibilisieren - da stimmten das Projektteam und Simone Fleischmann überein - wird immer bedeutender.
Appell: Umgang mit Vielfalt verstärkt in die Lehrerbildung aufnehmen
Die Konsequenz, die das Team vorschlug und welche auch aus Sicht Simone Fleischmanns nötig wäre: Den Umgang mit Vielfalt verstärkt in die Lehrerbildung aufnehmen. Aus Sicht des BLLV wäre dies wünschenswert und würde Lehrerinnen und Lehrern ihren Berufsalltag sehr erleichtern.
Ein allgemeines Fazit des Tages: Viele Fehler passieren im gegenseitigen Umgang durch Unwissenheit und Unsicherheit. Eine frühe Vorbereitung auf die Bandbreite an Weltanschauungen und Religionen sowie den ganz individuellen Zugang dazu, schafft Sicherheit und "stärkt die Lehrerpersönlichkeit", wie Fleischmann ausführte.
Prof. Dr. Elisabeth Naurath führte im Rahmen der Veranstaltung aus, dass der Umgang mit Vielfalt eingebettet sein müsse in "Werte- und Demokratiebildung". Eine demokratische Grundhaltung setze voraus "jedem eine eigene Meinung, eigene Gefühle zuzugestehen", wie Naurath erklärte.
Dass das Thema, wie mit Religionen umgegangen wird, nicht nur bei dem Fachtag, sondern auch gesamtgesellschaftlich hochaktuell ist, machte Prof. Dr. Doron Kiesel deutlich. Nach den antisemitischen Bildern, welche auf der diesjährigen Documenta gezeigt wurden, stellte Kiesel eine "Asymmetrie zwischen dem sozialen Leben und dem, was wir lehren" fest. Für ihn ist die zentrale Frage, wie solche Bilder dekonstruiert werden können. Prof. Kiesel unterstrich dabei die Bedeutung des Grundgesetzes: die Spielregeln der Gesellschaft müssen anerkannt werden.
Fleischmann: Schulen können wichtigen Beitrag leisten
Ebenfalls zu Gast: Prof. Dr. Tarek Badawia. Badawia hob hervor, dass man den Fakt anerkennen müsse, dass man in einer vielfältigen Gesellschaft lebe. Deshalb müsse man auch lernen, wie man sich in welchen Kontext bewege.
Auch BLLV-Präsidentin Fleischmann zog nach dem Fachtag das Fazit: „Wir wollen und sollten mit religiös-weltanschaulichen Vielfalt nicht nur zurechtkommen, sondern gemeinsam diese Vielfalt gestalten. Die Chance für eine ganzheitliche Bildung, für ein besseres Miteinander und für mehr Akzeptanz nutzen.“ Es sei viel in Bewegung, das Ziel für den BLLV klar: "Religion ist ein eminent wichtiger Teil unserer Gesellschaft, sie in Schulen einfach auszublenden wäre eine verpasste Chance. Deswegen sollten wir unsere Schulen in Bayern religionssensibler aufstellen." Wie genau der Weg dahin aussieht, dies wird auch aktuell im Verband intensiv diskutiert.