Buchrezension_Fachliteratur_Vatter_Frontalunterricht-neu-entdeckt
Fachliteratur in der Rezension Service

Frontalunterricht – neu entdeckt

Ein für eine ausgewogene Diskussion unverzichtbares Fachbuch: "Frontalunterricht – neu entdeckt" von Herbert Gudjons in 4. aktualisierter Auflage. Aktuell, den Frontalunterricht beleuchtend und zum Nach- und Überdenken von Unterrichtssituationen einladend.

"Frontalunterricht – neu entdeckt. Integration in offene Unterrichtsformen" von Herbert Gudjons (UTB, 4. aktual. Aufl., 269 Seiten, 19,90 EUR)

Der Hinweis „neu entdeckt“ deutet auf Neues hin, das bisher keine Berücksichtigung fand. Insofern reizt es schon, neue Aspekte beleuchtet zu finden, die den negativ angehauchten Frontalunterricht in anderem Licht erscheinen lässt. Wenn ein Fachbuch gerade in einer Zeit, in der Stationenlernen, Lerntheken, Gruppen- und  Partnerarbeit, Differenzierung und Individualisierung im Fokus stehen, den Stellenwert des Frontalunterrichts aufzeigt, dann verlangt das nach Aufmerksamkeit.

War diese Unterrichtsform doch im modernen Unterricht viele Jahre verpönt, obwohl sie mit 75 % die am häufigsten praktizierte Sozialform ist. Das Erscheinen in vierter Auflage zeigt, dass großes Interesse an der Thematik vorhanden ist. Also lassen wir uns ein auf die Gedanken des Autors, der die Vorzüge des Frontalunterrichts zu begründen weiß und das so, dass die praktizierende Lehrkraft gar kein schlechtes Gewissen haben muss.

Dabei zeigt er in vielen lernpsychologisch begründeten Beispielen die Verzahnung mit den anderen Unterrichtsformen auf. Unverzichtbar ist Frontalunterricht, wenn er richtig in Unterrichtsphasen integriert ist, die „Eigentätigkeit, Selbstverantwortung, Selbststeuerung und Kooperation der Lernenden zu fördern“. Guter Frontalunterricht lässt auch lebendige Unterrichtsformen zu, ja kann sie auch initiieren. Er ist nicht nur das Einflößen von Wissen, sondern nutzt das Klassenzimmer als Bühne, wie wir sie aus dem Entertainment kennen. Im Theater, im TV, im Kabarett gelingt es den Protagonisten auch das Publikum zu faszinieren, mitzunehmen, mitzureißen und ihm etwas zu mitzugeben. Warum soll dies nicht auch im Klassenzimmer gelten?! In diesem Sinne ist die frontal agierende Lehrkraft im Raum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, die mit Aktion, Information, ihrer Lehrerpersönlichkeit den Lernprozess in Interaktion befördert.

Fazit: Ein Fachbuch, das aktuell ist, den Frontalunterricht beleuchtet und zum Nach- und Überdenken von Unterrichtssituationen einlädt; aber immer in Verbindung mit anderen Unterrichtsformen zu sehen ist. Unverzichtbar für eine ausgewogene Diskussion, für die Ausbildung ohnehin.

>> Eine Rezension von Jochen Vatter, ehem. Leiter der FG Fremdsprachen im BLLV