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Flüchtlinge und Bildung: Masterplan gefragt

Ab Januar gibt es zusätzliches Geld für die Schulen, um Flüchtlingskinder zu unterrichten / BLLV-Präsidentin verlangt sinnvollen Einsatz und professionelles Bildungsmanagement

Pressemitteilung - Ab Januar stehen über 160 Millionen Euro für die Beschulung von Flüchtlingskindern an Grund- und Mittelschulen bereit. „Jetzt kommt es darauf an, einen Masterplan zu haben, damit die Mittel auch effektiv eingesetzt werden“, erklärte die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, heute in München. Es komme auch darauf an, dass die Schulen und  die Schulverwaltung in Eigenverantwortung innovativ, kreativ und passgenau Lösungen umsetzen dürfen.

 

Die vielen jungen Flüchtlinge stellten die Schulen vor große Herausforderungen, eröffneten aber auch die Chance für neue Wege und dafür, an den Schulen ein professionelles Bildungsmanagement zu etablieren. „Wenn das gelingt, profitieren alle“, sagte Fleischmann. Basis müsse ein Masterplan sein, der vom Kultusministerium schnellstmöglich vorzulegen sei. Auf einer Pressekonferenz präsentierte Fleischmann zusammen mit Vizepräsident Gerd Nitschke und weiteren Experten drei vorbildliche Ansätze, die zeigen: Es gibt viel Kompetenz, viel Kreativität und jede Menge gute Beispiele - vorausgesetzt die Schulen dürfen gestalten und bekommen das an Mitteln, was sie tatsächlich brauchen.

 

Der BLLV rechne es der Bayerischen Staatsregierung hoch an, dass sie in ihrem Entwurf zum Nachtragshaushalt 2016 zur Beratung im Bayerischen Landtag reagiert habe. Sie beantragt eine kräftige Finanzspritze für mehr Personal und Lehrerstellen. Neben den Grund- und Mittelschulen wird damit vor allem die Integration von Flüchtlingen an Berufsschulen unterstützt. „Ich habe es noch nie erlebt, dass die Staatsregierung Forderungen der Opposition und des BLLV toppt“, freut sich Fleischmann. Hinzu komme, dass die 1.079 Planstellen auf Antrag der CSU-Landtagsfraktion nicht erst zum September 2016, sondern bereits ab Januar kommen sollen. „Zusätzliche Planstellen im laufenden Schuljahr gab es noch nie“, so die BLLV-Präsidentin.

 

Bei aller Anerkennung vermisse sie jedoch einen Masterplan, aus dem ersichtlich werde, wie die Mittel von den Regierungen und Einzelschulen verteilt werden und wie Lehrer und zusätzliches Personal rekrutiert werden soll. Der Markt an Grund- und Mittelschullehrern sei leergefegt - trotzdem gebe es Möglichkeiten. Zum Beispiel könnten arbeitslose Lehrerinnen und Lehrer für Realschule und Gymnasium beschäftigt oder Pensionisten zurückgeholt werden. „Wir brauchen auch Anreize, damit Lehrerinnen und Lehrer, die in Pension gehen wollen, doch noch länger an der Schule bleiben.“ Schulen bräuchten außerdem Möglichkeiten, je nach Bedarf multiprofessionelle Teams zusammenzustellen und einzusetzen. „Gefragt sind kreative, unbürokratische und regional passgenaue Lösungen - ganz so, wie es Ministerpräsident Horst Seehofer mir gegenüber immer wieder betont hat“, sagte Fleischmann. Viele Lehrerinnen und Lehrer agierten bereits genauso:

Harun Lehrer aus München, der in Übergangsklassen unterrichtet: Lernen in einer Laptop-Klasse mit Flüchtlingen

Joachim Schnabel, Schulrat in Nürnberg-Land: Innovative Konzepte in der Vergabe von Lehrerstunden zur Integration von Flüchtlingen an Grund- und Mittelschulen

Beate Irle, Rektorin der Grundschule Rohrdorf (LK Rosenheim): kreative Förderkonzepte initiiert durch Schulleitung

 

Derzeit sei die Personaldecke an den Schulen unverändert dünn und die finanzielle Ausstattung bei der Flüchtlingsintegration stelle Schulleitungen, die Verwaltungsangestellten an den Schulen und Kollegien vor große Herausforderungen. Für den regulären Unterricht reicht es - mehr ist aber nicht möglich“, sagte BLLV-Vizepräsident Gerd Nitschke. Obwohl alle ihr Bestes gäben, seien zusätzliche Angebote wie Arbeitsgruppen, Förderstunden oder Differenzierungen an vielen Schulen nicht möglich. Viele Schulleitungen verfügten über keinerlei Reserven und viele Kolleginnen und Kollegen hätten ihre persönliche Belastungsgrenze längst überschritten. „Sie erhoffen sich ab Januar konkrete Entlastung und Verbesserung“, so Nitschke.

 

Ein erfolgreicher Masterplan müsse auch die Forderungen des BLLV-Positionspapiers „Flüchtlinge und Bildung“ aufgreifen und umsetzen. Der BLLV hält es u.a. für dringend erforderlich, den Schulen zu ermöglichen, Kinder und Jugendliche bereits aufzunehmen, bevor sie nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland formal schulpflichtig werden. Der Islamische Unterricht müsse deutlich ausgeweitet, Schulleiterinnen und -leiter müssen spürbar mehr Anrechnungsstunden erhalten und für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften im Bereich Deutsch als Zweitsprache brauche es zusätzliche Mittel. Auch die Zahl der Übergangsklassen sei weiter auszubauen. 

 

Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse (at) bllv.de