Mit einer Gedenkminute erinnerten viele Schulen zu Beginn der Woche an den ermordeten französischen Lehrer Paty. Gedenken ist gut, reden aber noch besser, regt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Interview mit der Tageszeitung Welt an. Jetzt müsse man die Umstände des Mordes in der Klasse erklären und darüber diskutieren. „Dafür brauchen Lehrer aber Mut“, ist Fleischmann überzeugt. Sie müssen in den Klassenzimmer mit den Schülern diskutieren: Was sagt der Staat dazu, was sagt das Recht dazu, was sagen Religionsgemeinschaften dazu?
Schüler zum reflektierten Denken anregen
Lehrerinnen und Lehrer erleben jetzt, wie Schülerinnen und Schüler ganz unterschiedlich auf die Tat reagieren: Neben denen, die die Tat reflektieren und verurteilen, gibt es auch welche, die polemisieren. Fleischmann hat auch von Lehrern gehört, die die Mohammed-Karikaturen nicht mehr zeigen wollen, obwohl sie es früher getan haben: „Das kann ich gut nachvollziehen. Aber ich würde mir wünschen, dass sich die Kolleginnen und Kollegen nicht entmutigen lassen, sondern den Willen haben, kontroverse Debatten in die Schule zu holen.“
Lehrer sollen politische Bildung betreiben
Für Fleischmann wird die Diskussion aber zu wenig komplex geführt, wenn sie nur auf muslimische Jungs mit islamistischen Tendenzen abzielt. Für Fleischmann geht um viel mehr: „Alle Schüler müssen lernen, in einer hoch heterogenen Welt zurechtzukommen und unterschiedliche Einstellungen zu akzeptieren.“ Eine zentrale Aufgabe von Lehrkräften ist es nach Ansicht von Fleischmann, Kinder ins reflektierte Denken zu bringen. Dazu gehört für sie, verschiedene gesellschaftliche Meinungen offen zu diskutieren: „Die Gesellschaft will, dass wir politische Bildung betreiben.“
-> das komplette Interview mit Simone Fleischmann in der Welt zum Nachlesen