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12. Verleihung des Menschenrechts-Filmpreises Startseite
Menschenrechte

Filme, die aufklären und aufrütteln

Eindrückliche Einblicke gewähren die Preisträger des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises: etwa in die Realität einer Kleinfamilie aus dem unter Beschuss stehenden Aleppo oder in das Leben diskriminierter namibischer Mädchen.

Menschen, die Angst haben, im Bombenhagel umzukommen. Menschen, die unter Armut leiden und kein Geld für die essentiellsten Dinge haben. Menschen, die Opfer von Gewalt werden. Diesen Menschen verleihen die FilmemacherInnen des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises Gehör. Am 5. Dezember findet heuer die 12. Preisverleihung statt, bei dem Filme in insgesamt 5 Wettbewerbskategorien ausgezeichnet werden. Coronabedingt wird der Preis in einem Online-Format verliehen. Durch den Abend führt Christoph Süß (u.a. bekannt als Moderator des Nachrichten-Magazins „quer“).

Die prämierten Filme zeigen, dass engagierte Berichterstattung Voraussetzung dafür ist, dass Regierungen und nicht-staatliche Akteure ihrer Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte nachkommen. In diesem Sinne versteht sich der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis als Teil der Bildungslandschaft.

Filme als wertvolle Quelle für den Unterricht

Prämierte Filme werden - zusammen mit didaktischen Materialien - für die Bildungsarbeit, Filmscreenings/Filmgespräche oder für andere eigenständige Veranstaltungen aufbereitet und angeboten. Der BLLV unterstützt dieses Engagement als Träger. Sandra Schäfer (1. Vorsitzende des NLLV) und Sandra Oehring (Geschäftsführerin NLLV) gehören der Jury des Filmpreises an und sind überzeugt davon, dass Lehrerinnen und Lehrer aus den Filmen für den Unterricht ganz viel wertschöpfen können.

"Das Medium Film transportiert Inhalte und Perspektiven, erzeugt Emotionalität und gerade Menschenrechtsfilme auch Betroffenheit. Das kommt bei den Schülerinnen und Schülern an. Unterricht mit Herz, Kopf und Hand", sagt Sandra Oehring. Sandra Schäfer ergänzt: "Gerade als BLLV ist es nahezu unsere Pflicht gemäß unseres Manifests „Haltung zählt“, Haltung zu zeigen und somit auch aus dieser Perspektive, hier das Medium Film, zu unterstützen um diese Themen zu erschließen, für uns aber auch für unsere Schüler."

"Erweitert die Perspektive und korrigiert den eigenen Fokus"

Sandra Schäfer und Sandra Oehring haben als Jury-Mitglieder alle Filme gesehen und berichten, was die Filme in ihnen ausgelöst haben. "An ein getaktetes hintereinandergeschaltetes Schauen von Filmen war nicht zu denken. Oftmals musste ich über das Gesehene, die Messages nachdenken, für mich selbst reflektieren, etwas verschriftlichen, mit anderen ins Gespräch kommen", so Oehring. Sich nach einem langen, oftmals durch Corona erschwerten Arbeitstag noch mit Problemen und Konflikten von anderen Menschen zu beschäftigen, fiel zunächst auch Sandra Schäfer nicht leicht. "Doch das Gegenteil geschieht, wenn man sich auf die Themen der Filme einlässt. Es erweitert die Perspektive und korrigiert den eigenen Fokus. Es schmerzt zu erkennen, wie viel noch zu tun ist, weltweit. Wie selten wir „hinschauen“."

Schwer fiel der Jury, die Preisträger zu küren - war die Bandbreite an eindrucksvollen Filmen und wichtigen Themen groß. Sandra Schäfer ließ besonders der Film  „Sterben im Mittelmeer“, Europas Rückzug aus der Seenotrettung, nicht los: "Die Politik findet keine Antworten und hat keine Lösung. Schauen wir nach Griechenland, hält das Leid dauerhaft an. Der Auftrag gerade für den Bereich Bildung muss klar sein."

>> Zum Livestream der Preisverleihung am Samstag, den 5. Dezember 2020 um 19 Uhr.

Gewinner Kategorie Langfilm: "For Sama"

Über einen Zeitraum von fünf Jahren erzählt Waad al-Kateab von ihrem Leben im aufständischen Aleppo, wo sie sich verliebt, heiratet und ihr Kind zur Welt bringt, während um sie herum der verheerende Bürgerkrieg immer größere Zerstörung anrichtet.

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Gewinner in der Kategorie Non-Professional: "Just. Another. Month."

Was hat Menstruation mit Schule zu tun? Jede Menge. Für unzählige Mädchen in Namibia heißt es Monat für Monat: Ohne Binden keine Bildung. Denn während ihrer Periode gehen viele von ihnen nicht in die Schule, weil sie sich keine Sanitärprodukte leisten können. Der Dokumentarfilm "Just. Another. Month." von Rosa-Lena Lange und Charlotte Weinreich, beide Studentinnen der Sozialwissenschaften, macht deutlich, welche Folgen die Periodenarmut für Frauen in Namibia hat. Doch es geht im Film um mehr als fehlende Binden und Tampons. Er greift tiefer und zeigt viele Menschenrechtsverletzungen auf, die Frauen widerfahren. Nur, weil sie menstruieren. Der Film gewährt aber auch Einblick in die Welt der Männer in Namibia, die kaum Kenntnisse über die Menstruation haben, aber viele Vorurteile, die in Ächtung der Frauen münden.

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Gewinner der beiden Kategorien Hochschule und Bildung: "Masel Tov Cocktail"

Dimitrij Liebermann (19) ist Jude und hat Tobi geschlagen. Dafür soll er sich entschuldigen. Nur leid tut es ihm nicht unbedingt. Auf dem Weg zu Tobi begegnet Dimitrij ein Querschnitt der deutschen Gesellschaft und immer wieder ein Problem, das es auszuhandeln gilt: Seine deutsch-jüdische Identität. Eine Bestandsaufnahme. 

Sandra Oehring dazu: "Einfach eine Nummer für sich. Witzig mit ernstem Hintergrund. Die beiden Regisseure Arkadij Khaet und Mickey Paatszch haben aus dem Thema „Heute als Jude in Deutschland leben“ filmisch absolut etwas Einmaliges gemacht. Nicht umsonst hat dieser Film gleich in zwei Kategorien Preise bekommen: Hochschule und Bildung. Gerade im Bereich Bildung, zu dem ich als Vorjury-Mitglied einiges an Expertise beisteuern konnte, habe ich diesen Film sofort verorten können. Ich freue mich, dass durch die Prämierung in dieser Kategorie der Film tatsächlich noch mehr Aufmerksamkeit bekommen und dadurch Einzug in den Unterricht halten wird."

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Gewinner der Kategorie Kurzfilm: "Ab 18! - Die Tochter von ..."

Als Micaela drei Jahre war, wurde ihre Mutter entführt. Ihre Kindheit in Argentinien war geprägt von der Suche nach der Mutter. Mit 19 Jahren lebt Micaela erstmals allein - ohne Polizeischutz. In Argentinien gilt der Fall Marita Verón als Politikum: Eine junge Frau, die von Menschenhändlern auf offener Straße verschleppt wurde, und bis heute verschwunden ist. Und ihre Tochter, die angetrieben von der kämpferischen Großmutter, von klein an auf der Suche war. 


Über den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis

Seit 1998 wird der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis im Rhythmus von zwei Jahren verliehen. Mit 400 bis 450 Einreichungen pro Jahrgang zählt der Wettbewerb europaweit zu den größten und renommiertesten seiner Art. Der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis ist ein unabhängiger Medienwettbewerb. Zum Trägerkreis zählt auch der BLLV.




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