In Bayern geht man von etwa 8400 fehlenden Frühpädagogen aus (Quelle: Ländermonitor frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung 2017). "Optimale Bildungsbiographien müssen frühestmöglich gefördert werden. Doch gerade in der Förderinfrastruktur für Kleinkinder hat Bayern Verbesserungsbedarf: Trotz Rechtsanspruchs gibt es weder genügend Plätze, noch ausreichend pädagogisches Fachpersonal", fasst BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die Situation zusammen.
Vergleichbar mit Grundschullehrer/innen
Ein Grund für den Mangel an Frühpädagogen ist die unzureichende Honorierung - sowohl finanziell als auch gesellschaftlich. Die Fachgruppe Erzieher/innen im BLLV fordert deshalb: Frühpädagog/innen sollten dieselbe Wertschätzung erfahren wie ihre Kolleg/innen in der Grundschule. Simone Fleischmann: "Die Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher ist inakteptabel gering. Ich sehe dies auch als eine Diskriminierung eines Frauenberufs. Verantwortung und Gehalt klaffen weit auseinander."
Ein besserer Betreuungsschlüssel dient ebenfalls der Aufwertung der erzieherischen Leistung. Für unter Dreijährige gilt gemeinhin ein Personalschlüssel von 1:3, für Drei- bis Sechsjährige ein Schlüssel von 1:7,5 als qualitätssichernd. In Bayern liegt der Schlüssel derzeit bei durchschnittlich 1:4, bzw.1:8 (Quelle: Ländermonitor frühkindliche Bildung der Bertelsmann Stiftung 2017). Doch sind es nur 27 % der unter Dreijährigen in Bayern, die eine Kita überhaupt besuchen.
100 % Erziehungsarbeit
Ein guter Personalschlüssel sei aber erst dann etwas wert, wenn das Personal auch vollständig für die Erziehungsarbeit eingesetzt werden kann, so die BLLV-Fachgruppe weiter. Für Verwaltungstätigkeiten brauche es eine Zusatzkraft. Kita-Leiter/innen müssten wie ähnlich wie Schulleiter/innen ganz vom Erziehungsdienst freigestellt werden.
Aus Sicht des Verbands schließen sich hier noch weitere Handlungsfelder an:
- Bessere Förderung der Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule
- Ausbau der Ganztagsbetreuung von der Kita bis zur Sekundarstufe I
- Sicherung der wohnortnahen Schule und Kindertagesstätte
Auch der VBE sieht die frühkindliche Bildung vernachlässigt. Stefan Behlau, Vorsitzender der VBE-Landesgruppe NRW, das mit rund 15.000 fehlenden Erzieher/innen den bundesweit höchsten Bedarf hat, sagt: "Das Fundament der Bildung muss gestärkt werden. Es ist ein Fehler der Bildungspolitik, den Fokus oft nur auf den Schulabschluss zu richten.
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bestätigt dies: "Bildungsqualität muss von Kindheit an zählen. Wer früh investiert, muss später nicht teuer nachzahlen."
Hintergrund
Die Fachgruppe Erzieher/innen erarbeitet derzeit ein Grundsatzprogramm zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Frühpädagog/innen.
Der Deustche Beamtenbund (dbb) und der Verbans Bildung und Erziehung (VBE) sind die Dachverbände des BLLV auf Bundesebene.