Nach Recherchen der dpa sind Sex und Gewalt in den Klassenzimmern angekommen. Kinder und Jugendliche machen dabei schlimme Erfahrungen und fühlen sich mit ihren Problemen oft allein gelassen. Woran liegt das?
Fleischmann: Die sozialen Medien haben die Kommunikation auch an den Schulen verändert. Im Pausenhof jemanden zu mobben, ist sichtbar. Da kann man sofort reagieren. Im Netz herrscht die Anonymität. Die Täter können bedrohen oder sexuell belästigen – und bleiben dabei weitgehend unbehelligt.
Die Opfer trauen sich oft nicht, etwas zu sagen. Wie können Lehrer und Lehrerinnen da reagieren?
Fleischmann: Wenn du spürst, dass ein Kind nicht gut drauf ist, dann musst du dir überlegen, an was das liegt. Du musst Elterngespräche führen, du musst dem Kind im Unterricht Chancen geben, sich zu zeigen. Du musst eine Analyse machen. Hier stoßen aber viele Kolleginnen und Kollegen schon allein wegen der Klassengrößen an ihre Grenzen. Daher ist der Einsatz multiprofessioneller Teams immer drängender. Wir brauchen mehr Beratungslehrer, Schulpsychologen und Sozialarbeiter.
Sind die Schulen ausreichend gerüstet, um auch mit diesen Herausforderungen der Digitalisierung umgehen zu können?
Fleischmann: Die Ausstattung ist nicht alles. Der Gelingensfaktor sind die Lehrerinnen und Lehrer. Mit ihrer Beziehung zu den Kindern, Kompetenzen, Authentizität, mit ihrem Können. Sie benötigen Zeit, um ihre Kompetenzen auszubauen und um auf die Probleme jedes einzelnen Kindes eingehen zu können.