Martin Göb-Fuchsberger (MGF): Herzlichen Glückwunsch Ihnen und Ihrem Team zur Auszeichnung im Rahmen des Bundeswettbewerbs „alle für EINE WELT für alle“! In der Begründung heißt es: „Die Schule überzeugte die Jury mit ihrem dynamischen Nachhaltigkeitskonzept ‚Konzept N‘.“ Bitte stellen Sie uns dieses besondere Konzept kurz vor.
Sütsch: Im Sinne des Whole Institution Approach wird am WSG eine Schulkultur gefördert, die den Lebensraum Schule – mit all seinen Akteur*innen – als Ganzes betrachtet. Das „Kerngeschäft“ der Schule, guter Unterricht, wird dabei mit weiteren wichtigen Aspekten des Systems Schule verknüpft, wie z. B.: Schule als Ort, der sozial und ökologisch fair gestaltet ist – Schulessen, Einrichtung, Unterrichtsmaterialien, Schulgarten, Umgang mit Müll, Energieverbrauch usw. Gemäß dem Schulmotto „Verschieden sind wir stark“ ist es uns wichtig, dass die Schüler*innen lernen, eine nachhaltige diskriminierungskritische Perspektive einzunehmen.
MGF: Wie kam es dazu, dass Sie sich auf den Weg zum „Konzept N“ gemacht haben?
Sütsch: Seit 2013 ist das WSG Umweltschule in Europa und arbeitet seitdem verstärkt mit verschiedenen externen Partnern zusammen, v. a. mit dem Ökoprojekt MobilSpiel e. V., dem Nord Süd Forum e. V. und Greenpeace e. V., aber auch mit dem Münchner Umweltzentrum im ÖBZ, foodsharing e. V., Initiative für Wandel Trudering. und Green City e. V.. Es fanden zahlreiche Projekte im Bereich BNE an unserer Schule statt, es fehlte jedoch stets ein Gesamtkonzept. Ziel des Konzepts N ist es, die vielfältigen einzelnen Projekte und Aktivitäten zusammenzuführen und zu vernetzen.
MGF: Die Jury stellte heraus, dass beim „Konzept N“ „alle Akteur*innen der Schulfamilie – Schüler*innen, Eltern, Lehrkräfte und das nichtpädagogische Personal – mit eingebunden“ werden. Wie sieht das konkret aus?
Sütsch: Lehrkräfte können unterschiedliche Aspekte der Nachhaltigkeit und globaler Gerechtigkeit nach eigenen Interessen und selbstgewählten Schwerpunktsetzungen in ihrem Unterricht und Schulalltag aufgreifen. Wir verfolgen einen partizipativen Ansatz, wo sich Schüler*innen aktiv einbringen können, z. B. als Umweltbeauftragte, über die SMV in P-Seminaren. oder auch über spezielle Workshops. Eltern werden die Grundsätze bereits bei der Einschreibung deutlich gemacht. Sie erhalten ein Infoblatt: Besonders wichtig ist die Unterstützung bei der Pausenverpflegung, der Anschaffung von Lernmitteln wie Heften oder Schreibmaterialien und beim Schulweg. Eltern sollen angehalten werden, die Kinder nicht mit dem Auto zu bringen. Ein wichtiger Bestandteil ist auch das nichtpädagogische Personal (Hausmeister*innen, Sekretariatsmitarbeiter*innen, Kiosk- und Mensabetreiber*innen und das Reinigungspersonal) zu informieren und für die Maßnahmen zu begeistern. Zum Austausch und Sammeln neuer Ideen haben wir das Forum N installiert. Hier kommen alle Akteur*innen der Schulfamilie zusammen und begegnen sich auf Augenhöhe. Die Ergebnisse werden auf einem Trello-Board zum Nachverfolgen gesammelt. Diese digitale Plattform ist ein wichtiger Bestandteil zur Beteiligung. Sie ist gestaltet wie eine Pinnwand und eignet sich um Ideen zu sammeln, die Entwicklung zu dokumentieren und Erfolge zu sichern.
MGF: An Ihrer Schule wurde eine „SDG-Broschüre“ erarbeitet, die „die einzelnen globalen Entwicklungsziele vorstellt und konkrete Umsetzungsmöglichkeiten im Umfeld der Schüler*innen beleuchtet.“ Welche konkreten Beispiele daraus sind Ihnen besonders wichtig?
Sütsch: Alle SDGs sind wichtig und das tolle an der Broschüre ist, dass wir zu jedem Ziel ein Beispiel an der Schule oder im Umfeld finden konnten. Das Ziel 7 „Zugang zu nachhaltiger Energie“ z. B. bedeutet für das WSG aktiv gegen den übermäßigen Verbrauch von Energie vorzugehen. Wir haben schon einige Maßnahmen getroffen, um den Zugang zu nachhaltiger Energie zu sichern und um zu versuchen, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Zum Beispiel wurden Solarpanels auf dem Dach der Turnhallen installiert. Außerdem ist im letzten Jahr ein Energierundgang durchgeführt worden und alle Lampen sind durch Energiesparlampen ersetzt worden. Zusätzlich nimmt das WSG am fifty/fifty-Projekt teil und hat in diesem Jahr zusammen mit Greenpeace in dem Projekt schools for earth seinen CO2-Fußabdruck ermittelt und dadurch viele weitere Anregungen erhalten, wie an dem großen Schulzentrum Energie eingespart werden kann.