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Deutscher Kitaleitungskongress in Augsburg Startseite Topmeldung
Arbeitsbelastung

DKLK-Studie 2021: wachsender Zeit- und Personalmangel in bayerischen Kitas

Am 18. und 19. Oktober war der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) als letzte von fünf Städten zu Gast in Augsburg. Im Vorfeld fand die jährliche DKLK-Umfrage unter heuer fast 4.500 Kitaleitungskräften statt. Die Ergebnisse sind alarmierend: wachsender Personalnotstand, zusätzliche Herausforderungen durch Corona und eine Verschlechterung der Betreuungsqualität auch in bayerischen Kitas.

Die größte Fachveranstaltung für Kitaleitungen im deutschsprachigen Raum, der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK), findet in diesem Jahr wieder live statt – am 18. und 19. Oktober im Augsburger Kongress am Park. Unter dem Motto „Leiten. Stärken. Motivieren." stehen 60 Workshops, Vorträge und Praxis­foren auf dem Programm. Für Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungs­dienst im BLLV, einer der wichtigsten Termine im Jahr: „Durch die viel­fältigen Fortbildungsangebote, aber auch den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen bekomme ich viele Anregungen, neue Ideen und wichtige Impulse für meine Arbeit mit den Kitas.“

Fehlende Leitungszeit, hohe Belastungen, schlechter Betreuungs­schlüssel
Schockierend empfindet Sarah Heße allerdings die Ergebnisse der diesjährigen DKLK-Studie 2021: „Dass rund 38 Prozent der Befragten in Bayern keinerlei Frei­stellungs­zeit für ihre Leitungs­tätigkeit bekommen, ist ein Unding - vor allem wenn man weiß, wieviel Zeit diese Aufgaben in Anspruch nehmen.“ So gab fast die Hälfte der Befragten an, mehr als 60 Prozent ihrer Arbeitszeit für Leitungs­auf­gaben zu benötigen. Diese Zeit fehlt in der Betreuung, die Leidtragenden sind einerseits die Kinder und andererseits die pädagogischen Fachkräfte. Ihre dadurch noch höhere Arbeitsbelastung hat zur Folge, dass Krankschreibungen und Fehl­zeiten steigen, so die Aussage von 58,7 Prozent der Befragten.

Zu wenige Fachkräfte betreuen zu viele Kinder

Äußerst kritisch sieht Heße auch die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation, die in Bayern „weit entfernt ist von einem sinnvollen und wissenschaftlich empfohlenen Betreuungs­schlüssel“. Der läge für unter 3-jährige Kinder bei 1:3. Diese Situation findet sich in Bayern nur bei ca. 10 Prozent der Befragten. Fast 90 Prozent ga­ben an, dass eine Fachkraft deutlich mehr Kinder betreut; 14,5 Prozent sprachen sogar von bis zu 10 Kindern. Ähnlich sieht es bei den über 3-Jährigen aus: 1:7,5 lautet die Empfehlung hier, de facto betreuen in Bayern rund 50 Prozent der Fach­kräfte zwischen zehn und zwölf Kindern, knappe 20 Prozent sogar bis zu 20 Kinder. „Hier schlägt der Personalmangel zusätzlich voll zu“, so Heße.

Deutlichen Verbesserungsbedarf sieht die Fachgruppenleiterin auch im Bereich der Fort- und Weiter­­­bildungen, für die kaum Zeit bleibe. Laut DKLK-Studie haben 30 Prozent der Befragten aufgrund der Personalsituation im vergangenen Jahr gar keine Fortbildung besucht, der Großteil (knapp 40%) hat dafür höchstens 1-3 Tage in Anspruch genommen. „Dabei ist die Aus-, Fort- und Weiterbildung ein maßgeblicher Faktor für eine gute Qualität in bayerischen Kitas“, so Heße. Das sehen auch die meisten der Befragten so - 63 Prozent äußerten den Wunsch, mehr Fort­bildungen zu spezi­fischen Leitungsthemen zu besuchen.

Echte Wertschätzung und Gehaltserhöhung statt einmaligem Applaus

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bilanziert: „Hier muss dringend mehr passieren. Kitaleitungen brauchen mehr Zeit, mehr Personal, aber auch mehr Wertschätzung. Die aktuelle DKLK-Studie zeigt, dass sie sich von der Politik nach wie vor nicht ausreichend wahrgenommen und gewürdigt fühlen. Und da reichen ein bisschen Applaus und Beschwörungen ihrer Systemrelevanz nicht aus. Eine Erhöhung ihres Gehalts um fünf Prozent – wie in den aktuellen Tarif­verhand­lungen gefordert – wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Andere Schritte müssen folgen“, so Fleischmann.

Weiterhin fordert der BLLV:

1. Aufeinander abgestimmte, flächendeckende Investitionen im Rahmen einer bundesweit abgestimmten Fachkräfteoffensive, ergänzt um regional angepasste Maßnahmen.

2. Sofortmaßnahmen zur Beseitigung aufsichtspflichtrelevanter Personal­unterdeckungen.

3. Nachhaltige Investitionen in eine wahrnehmbare Verbesserung der Arbeits­bedingungen, vor allem bei Personalausstattung, Bezahlung, Einführung einer grundsätzlich vergüteten Ausbildung, Fort- und Weiterbildungen sowie räumlicher und sächlicher Ausstattung, um die Attraktivität des Berufsbildes dauerhaft zu stärken.

4. Eine Anpassung der vertraglich fixierten Leitungszeit an den tatsächlichen Bedarf, systematische Evaluierungen der Leitungszeit und - wo angezeigt - vertragliche Korrekturen durch den Träger. Eine Entlastung von Kitaleitungen bei Verwaltungsaufgaben, unter anderem durch eine Verbesserung der digitalen Infrastruktur.

5. Weitere Anstrengungen, um den Fachkraft-Kind-Schlüssel in Richtung des von der Wissenschaft empfohlenen Niveaus zu bringen. Der unterstützende Aufbau multiprofessioneller Teams muss auch in diesem Sinne gefördert werden.

6.  Klare und möglichst einheitliche Corona-Vorgaben für Kitas sowie eine ehrliche und systematische Analyse der Erfahrungen aus der Pandemie unter Einbezug aller Akteure. Von der Politik müssen präventiv Maßnahmenpläne und Mechanismen für künftige Krisenszenarien entwickelt werden. Der Aufbau eines professionellen Krisenmanagements ist zwingend erforderlich.

Der DKLK ist eine gemeinsame Veranstaltung des VBE Bundesverbands und  der drei VBE Landesverbände - dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnen­verband (BLLV), dem VBE Baden-Württemberg und dem VBE Nordrhein-West­falen - sowie der AOK und Fleet Education Events.

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Schlagwörter: #Arbeitsbelastung
Themen:
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