Am 30. Januar wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler gewählt. Wenige Wochen später, am 24. März wurde das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ verabschiedet, das unter der Bezeichnung „Ermächtigungsgesetz“ in die Geschichte eingegangen ist. Die Reichsregierung unter der Führung Hitlers erhielt vom Reichstag das Recht, selbst Gesetze zu verabschieden ohne Zustimmung des Reichstags. Damit wurde die Gewaltenteilung zwischen Parlament (Legislative) und Regierung (Exekutive) aufgehoben. Mit diesem Gesetz schuf sich die Demokratie sozusagen selbst ab. Aus der Demokratie der Weimarer Zeit wurde eine Diktatur der NSDAP unter dem Führerprinzip. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft nahm ihren Lauf.
Unmittelbar nach der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes begann die systematische Verfolgung von Sozialdemokraten, Kommunisten, Juden und Regimegegnern. Bereits am 7. April, zwei Wochen nach dem Ermächtigungsgesetz, wurde das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums erlassen (auch „Ariergesetz“ genannt). Es hatte hatte das Ziel, alle jüdischen Beamten und politischen Gegner aus dem Staatsdienst zu entfernen. Dazu gehörten Juden, Menschen mit jüdischen Vorfahren und „Beamte, die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, daß sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten“. Auf der Grundlage dieses Gesetzes musste diesen Personen bis spätestens September 1933 gekündigt werden. Zum großen Teil verloren die Betroffenen auch ihren Anspruch auf eine angemessene Versorgung.
Dieses Gesetz bedeutete einen tiefen Einschnitt in die Biografien Tausender von Beamten. Es war der Anfang einer skrupellosen Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung. Als Erinnerung an die von den Nationalsozialisten verfolgten Lehrerinnen und Lehrer veröffentlichen wir die Biografie von Friedrich Reuß, der als Jude und angeblicher Kommunist verfolgt und aus dem Dienst entlassen wurde. Er konnte zusammen mit seiner Frau nach Moskau fliehen, wo er 1937 verstarb.
Die Biografie enstand im Rahmen des Projektes Erinnern des BLLV. In dem Projekt recherchieren und verfassen Schülerinnen und Schüler Biografien verfolgter jüdischer Lehrerinnen und Lehrer.