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Worauf es bei Integration an Schulen ankommt Startseite
Interkulturelle Kompetenz Individuelle Förderung Multiprofessionalität

„Die Kinder selbst sind ja integrativ!“

Der Radiosender Bayern 3 spricht in seinem Schwerpunkt zu Migration mit BLLV-Präsidentin Fleischmann. Sie stellt klar: In Schulen scheitert es nicht am Wollen oder an der Expertise, sondern an politischen und gesellschaftlichen Weichenstellungen.

Schule muss vom Kind her gedacht werden, darin sind die Erziehungswissenschaftler einig. Und bei den großen Aufgaben Integration und Inklusion haben Kinder eine ganz klare Haltung, berichtet BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit dem Radiosender Bayern 3 in dessen Schwerpunkt-Berichterstattung zum Thema Integration: “Kinder sagen bei einem Kind mit Behinderung nicht ‘Wer bist denn du?!‘ Sie sagen nicht einmal, dass ein Kind behindert ist!“, stellt Fleischmann klar und ergänzt: “Kinder sagen auch bei einem ausländischen Kind nicht, ‘Dich wollen wir hier nicht‘. Nein, die Kleinen wollen gerne Vielfalt.“

Das gilt selbstverständlich auch für Lehrerinnen und Lehrer, betont die BLLV-Präsidentin: “Wir Lehrerinnen und Lehrer haben eine integrative Haltung: Wir wollen diesen Kindern eine Chance geben.“ Auch die professionelle Expertise ist aus Fleischmanns Sicht nicht das Problem: “Wir könnten es auch. Wir könnten den Kindern individuell begegnen. Wir wissen, wie gute Integration geht. Wir wissen – vor allem die Förderlehrer und die Spezialisten, die Deutsch als Zweitsprache studiert haben – wie ausländische Kinder gut Deutsch lernen.“

Personalmangel ist besonders für die Integration fatal

Woran es in der Praxis oft scheitert, ist dass eben genau die für Integration gefragten Expertinnen und Experten fehlen, wie eben insgesamt viel zu wenig Lehrkräfte verfügbar sind: “Es ist ziemlich blöd, dass wir einfach zu wenige Profis am Start sind, die Kinder brauchen individuelle Förderung!“ Und dafür braucht es eben Multiprofessionalität an Schulen, damit Lehrkräfte in den großen Klassen mit hohem Migrationsanteil nicht alleingelassen werden. Das bleibt aber angesichts des für Jahrzehnte prognostizierten Lehrermangels in der Praxis oft nur ein frommer Wunsch.

Was Fleischmann dabei besonders sauer aufstößt, ist der gesellschaftliche und politische Umgang mit dieser Gemengelage: “Die Kinder mit Migrationshintergrund brauchen individuelle Förderung – andere aber auch. Und jetzt beginnt leider eine Neiddiskussion – und die ist echt hart für die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen. Wir wollen auch unbedingt, dass die Politik alles dafür tut, Migration nicht immer schlecht zu reden!“, fordert die BLLV-Präsidentin.

Schule so ausstatten, dass gesellschaftliche Erwartungen erfüllt werden können

Auf die Frage nach einer Lösung, verweist Fleischmann auf den dramatischen Zustand an den Schulen: “Die Lösung liegt momentan darin, dass die Kolleginnen und Kollegen vor Ort sich alle Haxen ausreißen und alles geben.“ Das kann aber nicht auf Dauer gut gehen, schon jetzt sind vielerorts die Belastungsgrenzen weit überschritten. Deshalb hat der BLLV im Vorfeld der Landtagswahlen in Bayern vehement gefordert, die Kernmannschaft von grundständig ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen so zu stärken, dass sie trotz prekärer Personalsituation weiter die Fahne an den Schulen hochhalten können. Besonders, wenn eben anspruchsvolle Aufgaben wie Integration zur Zufriedenheit aller und gemäß den gesellschaftlichen Erwartungen gestemmt werden sollen.

Das heißt im Klartext, auch bei der Integration kommt es darauf an, den Nachwuchs für den Beruf zu begeistern: „Wir brauchen ganz viele Menschen, die Lust haben, uns als Profis zu ergänzen“, sagt Simone Fleischmann. Die derzeitigen Arbeitsbedingungen sind aber kein besonders gutes Argument, stellt die BLLV-Präsidentin klar und fordert politisches Gegensteuern: „Der Beruf muss attraktiv bleiben, damit junge Menschen sagen: ‘Ja, ich will Lehrerin oder Lehrer werden.‘ Wir Lehrerinnen und Lehrer wären dafür die besten Werbeträger. Wenn wir sagen könnten ‘Was für ein schöner Beruf!‘, dann sagen junge Leute auch ‘Das mache ich!‘.