Das schaffen wir - Simone Fleischmann über den Erfolg des BLLV
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Das schaffen wir

Von scheinbaren und echten Erfolgen: In der Mai-Ausgabe der Kolumne aus der bayerischen schule fragt sich Simone Fleischmann, worin der "Erfolg" des BLLV liegt.

Vor drei Jahren wurde ich zur Präsidentin des BLLV gewählt. Seitdem habe ich mich immer wieder mal gefr agt: Was hast du für die Kolleginnen und Kollegen erreicht? Was ist der Erfolg unseres BLLV? Ja: Wir sind in den Medien sehr präsent. Unsere Meinungen und unsere Vorstellungen sind gefragt. Es gelingt uns, unsere Anliegen öffentlich zu machen.

Es gelingt uns, der Kompetenz der Praxis Gehör zu verschaffen. Es gelingt uns, das, was wir Lehrerinnen und Lehrer Tag ein, Tag aus on top leisten, in der Öffentlichkeit selbstbewusst und professionell zu benennen. Nicht zu jammern, sondern unsere Grenzen aufzuzeigen, zu vermitteln: Wir sind keine "faulen Säcke", wir sind Profis der Bildung und Erziehung und leisten einen stolzen Beitrag dazu, dass die Gesellschaft nicht weiter auseinanderdriftet. Politiker aller Parteien ziehen uns zu Rate, es ist uns - gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen Kräften - gelungen, Bildung zu einem Top-Thema zu machen.

Egal ob es die Big 5 sind - Inklusion, Integration, Digitalisierung, Ganztagsschule, Individuelle Förderung - oder die vielen weiteren Herausforderungen an unseren Schulen. Unsere Message ist angekommen: Ohne Bildung geht nichts. Aber ist das schon Erfolg?

Ja, in gewisser Weise schon. Und dennoch ist dies nicht genug. Es fehlt das konsequente und nachhaltige Handeln der Politik. Oft sage ich Politikern, die auf ihr Engagement für die Bildung verweisen: "Ich kann Sie erst loben, wenn Ihre Initiativen vor Ort an den Schulen angekommen sind. Aus Reden muss Handeln mit konkret erfahrbaren Folgen werden."

Natürlich lassen sich Reformen und die Verbesserung der Rahmenbedingungen nicht im Handumdrehen umsetzen. Trotzdem habe ich den Verdacht, dass gerne geredet und schnell vergessen wird. Wir Lehrerinnen und Lehrer befinden uns in einem eigenartigen Zustand. Einerseits sollen wir viele Themen dieser Gesellschaft in den Griff bekommen. Wir sollen die Grundlagen unseres gemeinschaftlichen Lebens in der Demokratie schaffen. Wir sollen die Qualifizierung für die Arbeitsplätze vorbereiten. Wir sollen jedes einzelne Kind optimal fördern.

Gleichzeitig stoßen wir wie nie zuvor an unsere pädagogischen und fachlichen Grenzen.Wer heute mit Kolleginnen und Kollegen über ihren Alltag in der Schule spricht, der muss erleben, wie fast alle mit den Alltagsumständen kämpfen. Sie jammern nicht, nein, sie sprechen aus einer tiefen Betroffenheit, hohen Professionalität und mit einer großen Ernsthaftigkeit.

In meinen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen erlebe ich auch große Zufriedenheit mit ihrer Berufswahl und eine hohe Identifikation mit den pädagogischen Aufgaben.Gleichzeitig aber begegnet mir zunehmend Ratlosigkeit bis hin zu Resignation.

Erfolg wäre für mich als Präsidentin des BLLV und als überzeugte Pädagogin, wenn wir Lehrerinnen und Lehrer noch viel intensiver als eine solidarische Gemeinschaft zusammenstünden. Erfolg wäre für mich, wenn jeder und jede von uns - unabhängig davon, an welcher Schulart er oder sie unterrichtet - selbstbewusst auftreten und für unsere Aufgabe werben würde.

Erfolg wäre für mich, wenn wir den Politikern nicht mehr wie Bittsteller die Euros abringen müssen,sondern wenn sie aus Überzeugung Investitionen in Bildung tätigen würden, um mit uns gemeinsam Schule zu dem zu machen, was sie ist: Der Schlüssel für eine zukunftsfähige, demokratische und glückliche Gesellschaft.

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