München - Der Einschulungskorridor an Grundschulen ist da - und mit seiner Umsetzung jede Menge Frust und Irritationen. "Abgesehen davon, dass sich immer noch viele Lehrkräfte über die überstürzte Einführung ärgern und erhebliche Mehrbelastungen tragen müssen, hat der Einschulungskorridor auch Folgen für die Kleinsten", erklärt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Simone Fleischmann, heute in München. Es stehe zu befürchten, dass zurückgestellte Kinder in den Kitas aufgrund von Personalmangel nicht so gefördert werden könnten, wie es nötig wäre.
"Außerdem bringt die hektische Umstellung organisatorische und personelle Planungen an Schulen und Kitas durcheinander. Die Unruhe und der Unmut sind groß" - das zeige auch eine Umfrage, die der BLLV im April unter Schulleitungen an Grundschulen durchgeführt hat. Die Ergebnisse bestätigten: Der vom Kultusministerium verordnete Einschulungskorridor ist das falsche Signal zur falschen Zeit. Durch die Hektik bei der Umsetzung bleibe den Schulen kaum Zeit für eine professionelle Vorbereitung.
Der BLLV wollte bei der Umfrage unter Grundschulleiterinnen und -leitern wissen, wie konkret sich der Einschulungskorridor auswirkt, welche Folgen dies für die Kitas vor Ort hat und welches Signal die Politik durch die Art und Weise der Umsetzung sendet.
Probleme bei den Grundschulen
Die Ergebnisse: Mancherorts wirkt sich die Einführung negativ auf die Klassenbildung aus: Einige Schulleitungen geben an, prozentual deutlich mehr Rückstellungen zu haben als die Jahre zuvor - und somit weniger Eingangsklassen bilden zu können. Es gibt aber durchaus auch Schulen, bei denen die Anzahl der Rückstellungen gleich geblieben ist. "Übereinstimmend kritisiert wird jedoch der 'immense Mehraufwand' und 'enorme terminliche Probleme'", berichtet Fleischmann. Das sei, so geben es die Befragten an, auf die in ihren Augen "überhastete Einführung" zurückzuführen.
Probleme bei den Kitas
Beklagt werden außerdem "erhebliche Probleme" bei den Kitas. "Die meisten sind voll und es sind keine Plätze mehr vorhanden", so Fleischmann. Die Folge: "Die zurückgestellten Kinder können nicht mehr aufgenommen werden." Bei den Kitas und Kita-Leitungen herrschten - so jedenfalls die Wahrnehmung der befragten Schulleitungen - "große Verunsicherung". "Das spüren natürlich die Eltern und die betroffenen Kinder", erklärt Fleischmann. Und genau an dieser Stelle setze ihre Kritik an: "Was hier den Familien vermittelt wird, ist einfach ungut." Der Schulbeginn bzw. die Kita-Zeit sollte unbeschwert sein. Hier wird den Kleinsten und den Eltern viel genommen." Pädagogisch klug und sinnvoll ist das in ihren Augen nicht.
Fragwürdiges Signal der Politik
"In der Befragung wurden die Teilnehmer/innen auch danach gefragt, welches Signal die Politik mit der Art und Weise der Umsetzung ausgesendet hat. Die Antworten sollten nachdenklich machen", findet die BLLV-Präsidentin. Wenn es z.B. heiße, dass "die Professionalität der Schule in Frage gestellt worden sei", Kinder offensichtlich "geschont werden müssten, denn Schule sei ja etwas Bedrohliches", "das Kultusministerium einsame Entscheidungen treffe" und "nicht mit den Verantwortlichen spreche" oder "die Verunsicherung der Eltern nun mit voller Wucht die Schulleitungen treffe", werfe dies ein überaus fragwürdiges Licht auf die bayerische Schul- und Bildungspolitik.
Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse@bllv.de