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Corona-Prämie: Anerkennung ist gut, Zeit wäre besser, Gesundheitsschutz ist am wichtigsten!

BLLV-Forderung, den hohen Einsatz von Lehrkräften während Corona anzuerkennen, erfüllt. Präsidentin Fleischmann stellt klar: Am besten wären aber mehr Zeit und Personal und Gesundheitsschutz muss an Schulen bei steigenden Zahlen Priorität haben!

Es herrscht Notbetrieb an den Schulen, das hat der BLLV unmissverständlich klargemacht. Unter Pandemiebedingungen Bildung zu gewährleisten fordert Kolleginnen und Kollegen enorm. Das hat nun auch die Staatsregierung gewürdigt: In der heutigen Kabinettssitzung des bayerischen Landtags wurde eine einmalige Prämienzahlung von 500€ beschlossen, ähnlich wie bereits für Pflege- und Krankenhauspersonal beschlossen, darüber hinaus hat die Staatsregierung auch ein Hilfsprogramm für im Kulturbereich Tätige aufgelegt.

Von der Prämie profitieren sollen laut offiziellem Bericht aus der Kabinettssitzung „Schulleitungen und staatliche Schulleiterinnen und Schulleiter sowie staatliche Lehrkräfte, die sich durch besondere Leistungen insbesondere bei der Digitalisierung des Unterrichts ausgezeichnet haben.“ Die Prämien seien „Ausdruck der Wertschätzung für die Anstrengungen der Schulen im vergangenen halben Jahr“, heißt es dort weiter. Kultusminister Piazolo erklärte auf der anschließenden Pressekonferenz, dass unter den etwa 14.000 vorgesehenen Lehrkräften auch solche berücksichtigt werden können, die sich generell um den Schulbetrieb während Corona verdient gemacht hätten, beispielsweise auch bei der Umsetzung von Hygienekonzepten.

Monetäre Anerkennung ist erfreulich, mehr Zeit und Personal wären entscheidend

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann begrüßt den Beschluss: „Ich denke, die Prämien für Kolleginnen und Kollegen, die alles gegeben haben, sind angezeigt und absolut gerechtfertigt“, sagt sie Interview mit dem Radiosender Antenne Bayern. „Ich bin aber nicht dagegen, dass auch andere Berufsgruppen, und das wird ja auch getan, ebenfalls Prämien bekommen, weil es eben eine besondere Zeit ist, die auch besonderes Engagement braucht. Das darf dann auch entsprechend entlohnt werden. Es ist ein erster Schritt, der Kultusminister hat das als kleines Zeichen der Anerkennung bezeichnet und der Wertschätzung.“ Für die gerechte Vergabe müsse nun das Kultusministerium Kriterien erarbeiten, die dann an Schulen fair umgesetzt werden.

Wichtiger als Applaus oder monetäre Wertschätzung sei den Kolleginnen und Kollegen, die sich am Aufeinanderprallen von Lehrermangel und Corona-Krise abarbeiten, aber eigentlich etwas anderes: „Was uns vor allem fehlt als Lehrerinnen und Lehrer, ist die Zeit für die Kinder, für die individuelle Zuwendung“, stellt Fleischmann im Livestream von BR24 zur Pressekonferenz der Staatsregierung klar. „Wir bräuchten jetzt ganz viel Differenzierung und Förderung, das wäre es jetzt eigentlich. Viele Kolleginnen und Kollegen sagen jetzt: Das Geld ist eine schöne Anerkennung, aber mir fehlt doch eigentlich die Zuwendung fürs Kind!“

Fairness bei Lernstoff und Prüfungen

Entsprechend positiv sieht der BLLV auch den heutigen Appell von Ministerpräsident Markus Söder, die Schulfamilie solle „maximale Flexibilität“ zeigen und den Betrieb an die jetzigen Herausforderungen anpassen. Er betonte ausdrücklich, dass das auch für Lehrpläne und Prüfungen gelte, denn Schülerinnen und Schüler sollten die Auswirkungen der Coronakrise nicht ausbaden müssen. Auch Kultusminister Michael Piazolo konstatierte, dass die Erwartungen von Gesellschaft an Lehrkräfte, Schulen und Schulleiter während Corona teils „unrealistisch hoch“ seien und appellierte für ein realistisches Maß. Man mache sich „Gedanken über den Lernstoff und auch darüber, wie Prüfungen aussehen.“

Dem schließt sich BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit Antenne Bayern an: „Es ist kein normales Schuljahr, es wird nicht alles gehen und die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht darunter leiden“, stellt sie klar. „Ich finde es ganz wichtig, was Kultusminister Piazolo sagte: Die Erwartungshaltung muss heruntergeschraubt werden. Wir müssen den Kindern gerecht werden. Die Kinder leben in dieser schwierigen Phase wie wir auch. Wir dürfen niemandem unfair begegnen, vor allem nicht den Schülerinnen und Schülern.“

Ruhe und Bedacht statt Leistungspanik

Der BLLV setzt sich ohnehin seit Langem für einen prozessorientierten, individuellen Leistungsbegriff ein. Zum „Prozess“ gehört aktuell eben auch die Sondersituation an Schulen. Darauf gelte es mit Bedacht zu schauen: „Leistung ist wichtig, Wissen ist wichtig, aber wir können jetzt nicht mit der Brechstange durch“, betont Simone Fleischmann und mahnt zur Ruhe statt Ängste aufzubauen: „Keine Panik, keine gegenseitigen Schuldzuweisungen, auch nicht bei Eltern im Sinne von ‘Um Gottes willen, mein Kind lernt nicht genug‘“. Die BLLV-Präsidentin ist zuversichtlich: „Wir werden das auf lange Strecke mit den Kindern schon schaffen. Wir haben jetzt einfach eine Zeit, die alles andere als normal ist.“ Auf diese besonderen Umstände nun mit Bedacht reagieren zu können, entlaste nicht nur Kinder und Eltern, sondern auch Lehrkräfte.

Eine zentrale Frage in der Kabinettsitzung und bei der anschließenden Pressekonferenz mit Mediengespräch war – auch mit Blick auf das morgige Treffen der Ministerpräsidentin mit der Bundeskanzlerin –  die, ob ein Lockdown oder Teil-Lockdown drohe. Hier wollte Markus Söder nicht vorgreifen, stellte aber klar, wie die Strategie bei Schulen aussehe: „Schulen und Kitas sollen als Letztes schließen und als Erstes öffnen.“ Auch Kultusminister Piazolo betonte: „Es ist uns ein Anliegen, Schulen und Kitas so lange wie möglich offen zu halten.“

Schulen auch im Lockdown offen halten? Nur, wenn Gesundheitsschutz gesichert ist!

Diesen Ansatz begrüßt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann, stellt dazu auf Antenne Bayern aber klare Bedingungen: „Für uns ist ganz wichtig, dass Schulen und Kitas so lange wie möglich offen haben sollen – wir begrüßen das, wir wissen, wie systemrelevant wir sind und wie wichtig die Bildung der Kinder und der Jugendlichen ist“, sagt Fleischmann und stellt klar: „Das eindeutige Aber: Nicht, wenn wir nicht zu 100% die Hygienemaßnahmen umsetzen können. Der Gesundheitsschutz der Kinder ist Topthema , aber es gibt auch Lehrkräfte in den Schulen, und auch die müssen zu 100% mit ihrer Gesundheit geschützt werden. Also Schulen so lange wie möglich offen: Ja! Aber bei maximalem Gesundheitsschutz!“

Hier sieht Fleischmann vor allem die Behörden vor Ort in der Pflicht: „Ich erwarte von den Gesundheitsämtern, dass sie sehr bewusst hinschauen, und wenn sie es nicht mehr verantworten können, dann müssen sie die Schulen schließen. Dort leben Lehrerinnen und Lehrer mit Kindern auf engstem Raum zusammen. Da muss Gesundheitsschutz das Topthema sein!“