Alles fing damit an, dass wir uns letztes Schuljahr als Umweltschule beworben haben. Das Thema Nachhaltigkeit war mir persönlich schon seit jeher wichtig und ich konnte zum Glück auch mein Kollegium dafür begeistern. Das Ganze entwickelte sich daraufhin schnell zum Selbstläufer und es kamen immer wieder neue Ideen von den Kolleginnen dazu. Nach und nach zog sich BNE als roter Faden durch das gesamte Schulleben.
Dazu gehören nicht nur die klassische Mülltrennung und das Recycling-Papier, sondern z.B. auch Klassensprecher- und Schulversammlungen, Klassenrat, verschiedene Spendenaktionen, die tiergestützte Pädagogik mit unserer Schulhündin Nelly. Unsere Aktion „Sei ein Vorbild“ belohnte die Schüler etwa dafür, dass sie zu Fuß zur Schule kommen oder aber mit Helm, wenn sie Fahrrad bzw. Roller nehmen, was die Verkehrssituation vor der Schule sehr entspannte. Den Kindern war es bei allem wichtig, dass sie mitreden durften. So entwickelten z.B. die Klassensprecher eine Umfrage mit dem Ziel, unsere Schule zu einem Wohlfühlort für alle zu machen. Gerade in der Grundschule sind die Kinder dankbar und sehr stolz, wenn sie Selbstwirksamkeit erfahren und merken, dass auch sie etwas bewirken können.
Doch wie konnten wir auch das Lernen nachhaltiger gestalten? Durch meine Mitarbeit in der AG BNE des BLLV wurde ich im Frühjahr auf die Initiative Ganztag_Bildung_Zukunft aufmerksam. Diese ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure aus Jugendarbeit, BNE, Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Wunsch, Schule zu überdenken und gemäß den Anforderungen der heutigen Zeit neu zu gestalten. Wir wurden spontan Pilotschule und von da nahm die Entwicklung richtig Fahrt auf.
Unsere Vision von Schule und erste konkrete Schritte entwickelten wir in einem kleinen Team aus Lehrkräften und Schulsozialarbeitern. Dann ging es darum, das ganze Kollegium mit ins Boot zu holen. Dies erwies sich jedoch schwieriger als gedacht, da in Zeiten von Lehrermangel und Corona alle längst an ihrer Belastungsgrenze angekommen waren. Deshalb gingen wir erst einmal einen Schritt zurück und erfassten die Wünsche des Kollegiums in einer Zukunftswerkstatt - eine Methode die hilft, Möglichkeiten zur Realisierung gemeinsamer Ideen zu entwickeln. Es wurde diskutiert, phantasiert und vor allem kommuniziert, wodurch alle näher zusammengerückt sind. Als wesentliches Ergebnis wünschten sich alle mehr fächerübergreifendes Lernen und intensivere Zusammenarbeit anstelle des Hetzens durch die Stofffülle jedes einzelnen Faches.
Daraufhin entwickelte jedes Jahrgangsstufenteam gemeinsam mit den Fachlehrkräften drei Mindmaps anstelle der üblichen Stoffverteilungspläne. Als Grundlage dafür wurde jeweils ein HSU-Thema ausgewählt, um das sich die verknüpften Themen in allen anderen Unterrichtsfächern ranken. Diese Sequenzpläne sorgen für eine große Entlastung der Kolleginnen und fächerübergreifendes, vernetztes und vor allem nachhaltiges Lernen bei den Schülern.
Die dadurch gewonnene Zeit möchten wir für den Frei Day nutzen. Dieser ist ein fest im Stundenplan verankerter Zeitraum von etwa vier Schulstunden, an dem die Schüler selbstständig an selbst gewählten Zukunftsthemen arbeiten - auf der Grundlage der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN. Dabei erlangen sie nicht nur fachliches Wissen sondern eignen sich auch überfachliche Fähigkeiten an. Und vor allem sind sie mit dem Herzen dabei.
Die heutige Generation von Schülern braucht nicht die reine kognitive Wissensvermittlung sondern Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Empathie, Flexibilität im Denken und die Fähigkeit, Informationen zu filtern und zu bewerten. Wenn wir an den Schulen enger zusammenarbeiten, gemeinsame Ziele entwickeln und sinnvolle Schwerpunkte setzen, ist BnE nicht etwas „on top“ sondern der rote Faden, der den Lehrerberuf wieder attraktiver machen kann.
Über die Autorin: Antje Zeisler leitet die Grundschule an der Camerloherstraße in Ismaning und ist stv. Vorsitzende der Abteilung Schul- und Bildungspolitik des BLLV Oberbayern sowie regionale Ansprechpartnerin für BNE des BLLV im Bezirk Oberbayern.