Fälle qualitativ anspruchsvoller geworden
In solchen Zeiten ist es unabdingbar, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch die sie begleitenden Lehrerinnen und Lehrer auf ein sicheres Unterstützungsnetz zurückgreifen können. Beratungslehrkräfte und schulpsychologisches Personal nehmen in Krisensituationen eine extrem wichtige Rolle im Leben der jungen Menschen ein. Als Vertrauens- und Bezugsperson erleben sie die Kinder und Jugendlichen auch im Unterricht und sind oftmals die erste Ansprechperson für sie, aber auch für Lehrkräfte und Schulleitungen. In Anbetracht der krisenhaften Zeit unterstützen Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen nicht nur in deutlich mehr Fällen, sondern vor allem in schwerwiegenderen, beratungsintensiveren Fällen. Dazu zählen beispielsweise zunehmend Schülerinnen und Schüler mit Ängsten, Depression oder anderen psychischen Belastungen, aber auch Kinder und Jugendliche, die den Schulbesuch aus verschiedensten Gründen gänzlich verweigern.
Realitätscheck: Lücken in der Versorgung
Die Versorgung mit Beratungslehrkräften, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ist an zahlreichen Schulen Bayerns nicht gesichert. Die auf dem Papier zur Verfügung gestellten Stunden für Schulberatung können nicht abgedeckt werden, weil Köpfe fehlen. Das erhöht die Belastung zusätzlich immens. Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in Bayern sind auch gleichzeitig ausgebildete Lehrkräfte. Sie müssten kurzfristig aus dem Unterricht rausgeplant und mehr in der Beratung eingesetzt werden, um den erforderlichen Bedarf der Schulberatung zu decken. In Zeiten des Lehrermangels ein echtes Dilemma.
Ratsuchende Schülerinnen und Schüler sowie Eltern schätzen den Wert der Beratungen
Der einzig erfreuliche Fakt der erhobenen Daten: Die ratsuchenden Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern schätzen die Schulberatung sehr:
- 87% der Beratungslehrkräfte geben an, dass sie sich durch die ratsuchenden Eltern(-teile) und Erziehungsberechtigten (sehr) stark wertgeschätzt fühlen. Bei den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind es sogar 94% der Befragten.
- 91% der befragten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und 81% der Beratungslehrkräfte fühlen sich (sehr) stark durch die ratsuchenden Schülerinnen und Schüler wertgeschätzt.
Fazit
Die Ergebnisse der Umfrage sind ein eindeutiges Signal in Richtung der politischen Entscheidungsträger*innen: Die Rahmenbedingungen der Beratungstätigkeit müssen ebenso wie die Arbeitsbedingungen für Beratungslehrkräfte und Schulpsycholog*innen verbessert werden, um die in Krisenzeiten schulisch und gesellschaftlich dringend nötige Unterstützung für Ratsuchende zu stemmen. Und das ist ureigene Aufgabe des Staates. Dringend erforderlich ist dafür auch, dass die Tätigkeit der Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen endlich in allen Schularten in Beurteilung, Laufbahn und Besoldungsstruktur anerkannt wird.