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Bedarf gestiegen – aber viel zu wenig Zeit Startseite Topmeldung

BLLV-Umfrage zur Arbeitsbelastung von Beratungslehrkräften und schulpsychologischem Fachpersonal

In einer BLLV-Umfrage wurden bereits zum dritten Mal bayerische Beratungslehrkräfte und schulpsychologisches Fachpersonal zu ihrer Arbeitssituation und -belastung befragt. Die Ergebnisse der Befragung von 237 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind ernüchternd.

In einer Umfrage des BLLV wurden nun bereits zum dritten Mal bayerische Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen zu ihrer Arbeitssituation und Arbeitsbelastung befragt. Die Ergebnisse: In den vergangenen 20 Jahren hat sich an der Belastungssituation von Beratungslehrkräften und schulpsychologischem Personal nichts verbessert.

Beratungstätigkeiten haben sich deutlich erhöht
Sei es die Covid-19-Pandemie, der Angriffskrieg auf die Ukraine, der Nahost-Konflikt oder die Klimakrise - das Krisengeschehen hat eine enorme Dynamik entwickelt und wirkt sich auch auf die Lebenswirklichkeiten sowie das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler aus. In der aktuellen BLLV-Umfrage geben 82 % der Beratungslehrkräfte und 81 % der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an, dass sich die Belastung durch die Beratungsfälle in den vergangenen Jahren gravierend erhöht hat.


BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann betont:

 

„Wie sollen Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen für die Kinder die beste Unterstützung bieten, wenn sie regelmäßig an ihre eigenen Belastungsgrenzen kommen? Gerade in Zeiten der Krise muss hier ganz besonders für Entlastung gesorgt werden. Starke Beratung und psychologische Begleitung setzt starke Lehrkräfte voraus!“


Fälle qualitativ anspruchsvoller geworden
In solchen Zeiten ist es unabdingbar, dass Schülerinnen und Schüler, aber auch die sie begleitenden Lehrerinnen und Lehrer auf ein sicheres Unterstützungsnetz zurückgreifen können. Beratungslehrkräfte und schulpsychologisches Personal nehmen in Krisensituationen eine extrem wichtige Rolle im Leben der jungen Menschen ein. Als Vertrauens- und Bezugsperson erleben sie die Kinder und Jugendlichen auch im Unterricht und sind oftmals die erste Ansprechperson für sie, aber auch für Lehrkräfte und Schulleitungen. In Anbetracht der krisenhaften Zeit unterstützen Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen nicht nur in deutlich mehr Fällen, sondern vor allem in schwerwiegenderen, beratungsintensiveren Fällen. Dazu zählen beispielsweise zunehmend Schülerinnen und Schüler mit Ängsten, Depression oder anderen psychischen Belastungen, aber auch Kinder und Jugendliche, die den Schulbesuch aus verschiedensten Gründen gänzlich verweigern.

Realitätscheck: Lücken in der Versorgung
Die Versorgung mit Beratungslehrkräften, Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ist an zahlreichen Schulen Bayerns nicht gesichert. Die auf dem Papier zur Verfügung gestellten Stunden für Schulberatung können nicht abgedeckt werden, weil Köpfe fehlen. Das erhöht die Belastung zusätzlich immens. Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in Bayern sind auch gleichzeitig ausgebildete Lehrkräfte. Sie müssten kurzfristig aus dem Unterricht rausgeplant und mehr in der Beratung eingesetzt werden, um den erforderlichen Bedarf der Schulberatung zu decken. In Zeiten des Lehrermangels ein echtes Dilemma.

Ratsuchende Schülerinnen und Schüler sowie Eltern schätzen den Wert der Beratungen
Der einzig erfreuliche Fakt der erhobenen Daten: Die ratsuchenden Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern schätzen die Schulberatung sehr:

  • 87% der Beratungslehrkräfte geben an, dass sie sich durch die ratsuchenden Eltern(-teile) und Erziehungsberechtigten (sehr) stark wertgeschätzt fühlen. Bei den Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind es sogar 94% der Befragten.
  • 91% der befragten Schulpsychologinnen und Schulpsychologen und 81% der Beratungslehrkräfte fühlen sich (sehr) stark durch die ratsuchenden Schülerinnen und Schüler wertgeschätzt.

Fazit
Die Ergebnisse der Umfrage sind ein eindeutiges Signal in Richtung der politischen Entscheidungsträger*innen: Die Rahmenbedingungen der Beratungstätigkeit müssen ebenso wie die Arbeitsbedingungen für Beratungslehrkräfte und Schulpsycholog*innen verbessert werden, um die in Krisenzeiten schulisch und gesellschaftlich dringend nötige Unterstützung für Ratsuchende zu stemmen. Und das ist ureigene Aufgabe des Staates. Dringend erforderlich ist dafür auch, dass die Tätigkeit der Beratungslehrkräfte sowie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen endlich in allen Schularten in Beurteilung, Laufbahn und Besoldungsstruktur anerkannt wird.
 

Silvia Glaser, Leiterin der Fachgruppe Schulberatung im BLLV und seit 17 Jahren im Schuldienst tätig:

 

„Kinder und Jugendliche in unseren Schulen brauchen gerade jetzt Beratung mehr denn je. Wir Beratungslehrkräfte und Schulpsycholog*innen können das – aber um die enormen Bedarfe zu bewältigen braucht es schnellstmöglich noch viel mehr von uns.“

 


Der BLLV fordert...

  • …für mehr Nachwuchs in der Schulberatung zu sorgen, dafür muss in Studien- und Nachqualifikationsmöglichkeiten investiert und der Anreiz erhöht werden, diesen Weg einzuschlagen.
  • …mehr Anrechnungsstunden für die Beratungsarbeit der Beratungslehrkräfte und Schulpsychologinnen und Schulpsychologen.
  • …diese Anrechnungsstunden müssen auch tatsächlich mit Personal abgedeckt werden, nicht nur auf dem Papier, sonst bleibt’s bei Augenwischerei.

Information zur Studie

 

  • Onlinebefragung, n= 237, davon 141 Beratungslehrkräfte, 96 Schulpsychologinnen und Schulpsycholgen aller Schularten
  • Befragungszeitraum: November bis Dezember 2023
  • Folgebefragung anhand eines Online-Fragebogens
  • Erste Erhebung 2005
  • Zweite Erhebung 2014
  • Befragung durchgeführt durch den BLLV

    Kontakt: Silvia Glaser, Leiterin der Fachgruppe Schulberatung im BLLV I E-Mail: schulberatung(at)bllv.de