Mit Gerhard Ruf verliert die Bildungslandschaft in Bayern einen leidenschaftlichen Pädagogen, einen visionären Verbandsvertreter und eine über Jahrzehnte prägende Leitfigur des BLLV. Sein unermüdliches Wirken für die Schulen, die Lehrkräfte und die Kinder Bayerns wird uns immer in Erinnerung bleiben.
Von den Herausforderungen der Zeit geprägt
Gerhard Ruf wurde 1929 in eine turbulente Zeit geboren. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von den Wirren des Zweiten Weltkriegs, der auch vor seiner Familie nicht Halt machte. 1943 zerstörte ein Bombenangriff das elterliche Haus in Nürnberg, und die Familie wurde nach Bad Windsheim evakuiert. Diese Erfahrungen stärkten in ihm den Wunsch, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Nach dem Abitur in Bad Windsheim absolvierte Gerhard Ruf die Lehrerbildungsanstalt in Schwabach und begann 1951 seine pädagogische Laufbahn als Einklasslehrer im Landkreis Weißenburg. In einer Zeit, in der Lehrkräfte nicht nur unterrichteten, sondern oft die kulturellen und administrativen Zentren ihrer Dorfgemeinschaften bildeten, setzte er Maßstäbe: Er war nicht nur Lehrer, sondern auch Kantor, Organist, Gemeindeschreiber und sogar Gründer einer Gemeindebücherei.
Sein erstes Wirkungsfeld in Osterdorf und Suffersheim prägte ihn ebenso wie er diese Gemeinden prägte. Dort legte er den Grundstein für seine Überzeugung, dass Bildung der Schlüssel zu einer besseren Zukunft ist.
Pädagoge aus Leidenschaft
Von 1972 bis 1992 leitete Gerhard Ruf die Grundschule Weißenburg I, die er zu einer der bekanntesten Bildungseinrichtungen der Region machte. Seine 20 Jahre als Rektor waren geprägt von Innovationsgeist, einem unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Bildung und einem tiefen Engagement für seine Schülerinnen und Schüler sowie Kolleginnen und Kollegen.
Noch viele Jahre nach seiner Pensionierung galt Gerhard Ruf als weiser Ratgeber, der mit seiner Erfahrung, seinem Humor und seiner Freundlichkeit ein geschätzter Ansprechpartner blieb. „Lehrersein war für ihn ein Traumberuf, und das blieb bis zu seinem letzten Tag so“, erinnert sich ein Kollege.
Ein Leben im Dienst des Lehrerverbandes
Für den BLLV war Gerhard Ruf weit mehr als nur ein Mitglied – er war eine der prägenden Persönlichkeiten des Verbandes. Seine Mitgliedschaft begann 1950, und schon bald übernahm er erste Führungsaufgaben:
- 1960–1972: Kreisvorsitzender in Weißenburg
- 1963–1972: Geschäftsführer des Bezirksverbandes Mittelfranken
- 1972–1992: Bezirksvorsitzender von Mittelfranken, Mitglied im Landesvorstand
- 1979: Herausgeber des „BLLV-Handbuchs für Lehrer in Bayern“ – einem dreibändigen Standardwerk für Lehrkräfte
- Leitung zahlreicher Kommissionen: EDV-Einführung, Versicherungs- und Finanzkommission, Mitgliederstatistik
- Aktiv im BBB und im VBE: Jahrzehntelang Mitglied in den jeweiligen Hauptausschüssen
- Mitinitiator des Mittelfränkischen Lehrertags: Eine bis heute erfolgreiche Fortbildungsveranstaltung mit hunderten Teilnehmern jährlich.
Sein organisatorisches Talent und seine diplomatischen Fähigkeiten machten ihn zu einem unverzichtbaren Verhandlungspartner für Lehrkräfte und Behörden. Besonders geschätzt wurde er für seine Zivilcourage, in entscheidenden Momenten klare Worte zu finden, sowie für sein Verhandlungsgeschick, mit dem er stets das Beste für die Lehrerschaft erreichte. „Er war ein Meister der Diplomatie und zugleich ein Kämpfer für Gerechtigkeit“, hieß es in der Laudatio von Gerhard Gronauer zu seinem 90. Geburtstag.
Ein Vermächtnis der Inspiration
Gerhard Rufs Einfluss beschränkte sich nicht nur auf Mittelfranken. Auf Landesebene führte er wichtige Reformen im BLLV ein und baute den Verband zu einer modernen Organisation aus. Insbesondere die Einführung der EDV im Verband in den 1980er Jahren war ein Meilenstein, den er maßgeblich vorantrieb.
Eines seiner Herzensprojekte war das „BLLV-Handbuch für Lehrer in Bayern“, das über Jahrzehnte als unverzichtbares Nachschlagewerk für Lehrkräfte galt. „Es war sein viertes Kind“, so ein Weggefährte, „neben seinen drei Söhnen, die ihm gemeinsam mit seiner Frau und seinen vier Enkeln große Freude bereiteten.“
Ehrungen und Anerkennung
Für sein außergewöhnliches Engagement erhielt Gerhard Ruf zahlreiche Auszeichnungen: Er war Träger der Karl-Heiß-Medaille und der Andreas-Därr-Medaille, den höchsten Ehrungen des BLLV. Zudem wurde er Ehrenvorsitzender des Bezirksverbands Mittelfranken und Ehrenmitglied des BLLV auf Landesebene.
Ein Mensch, der Spuren hinterlässt
Gerhard Ruf verkörperte wie kaum ein anderer die Werte des BLLV: Solidarität, Zusammenhalt und den festen Glauben an die Macht der Bildung. Mit seinem Humor, seiner Bescheidenheit und seiner unermüdlichen Energie war er für viele ein Vorbild. Sein Lebenswerk ist ein Fundament, auf dem zukünftige Generationen aufbauen können. Der BLLV wird ihn als Zeitzeugen, Kämpfer und Inspiration in Erinnerung behalten.
Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, die ihn als Ehemann, Vater und Großvater schätzte.
Der BLLV verneigt sich vor einem außergewöhnlichen Menschen.
Ruhe in Frieden, Gerhard Ruf.