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Pressemitteilung 7. Januar 2020

BLLV lehnt Pläne des Kultusministeriums strikt ab

Präsidentin Fleischmann bezeichnet die Maßnahmen als kontraproduktiv und demotivierend / Es gelte, die Attraktivität des Lehrerberufs an Grund-, Mittel- und Förderschulen zu steigern.

„München - Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) lehnt die vom Kultusministerium geplanten Maßnahmen zur Bekämpfung des akuten Lehrermangels an Grund- und Mittelschulen strikt ab. „Seit Jahren weisen wir immer wieder auf die personelle Unterversorgung an den Schulen hin und haben auch viele Vorschläge zur Bekämpfung gemacht - dass nun die Lehrkräfte dafür büßen sollen, akzeptieren wir nicht“, erklärt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann heute in München. Sie wirft dem Kultusministerium massive Versäumnisse vor, für die nun die Lehrkräfte gerade stehen sollen. Geplante Maßnahmen wie verpflichtende Arbeitszeitkonten für Grundschullehrkräfte, Einschränkungen bei den Beurlaubungs- und Teilzeitmöglichkeiten, Erhöhung der Unterrichtsbelastung oder die Anhebung der Altersgrenze für den Antragsruhestand seien ausschließlich Maßnahmen, die die Belastungen der Lehrkräfte weiter erhöhen würden. „Davor kann ich nur warnen.“ Sie kündigt massiven Widerstand des BLLV an.

Es sei unerträglich, dass es ausgerechnet die Kolleginnen und Kollegen an den Grund- und Mittelschule treffe. „Sie haben bereits jetzt schon die höchste Unterrichtsverpflichtung und werden dafür auch noch schlechter bezahlt als andere Lehrkräfte“, moniert Fleischmann.

„Anstatt in der derzeitigen Notsituation diejenigen noch weiter zu belasten, die das System am Laufen halten, sollte vielmehr kritisch hinterfragt werden, ob es sinnvoll und unbedingt notwendig sei, ständig neue Aufgaben an die Schulen zu delegieren, wie beispielsweise die Digitalisierungsoffensive, das neue Pflichtfach Informatik, die Implementierung weiterer Alltagskompetenzen oder die Externen Evaluation. „Um nicht falsch verstanden zu werden: Diese Themen sind natürlich wichtig, doch sie kosten Ressourcen und die gibt es gerade nicht.“ Bevor man sich für Küraufgaben einsetze, müssten erst einmal die Pflichtaufgaben erledigt werden. „Und davon sind wir in Bayern an den Grund- Mittel- und Förderschulen gerade meilenweit entfernt.“

Attraktivität des Lehrerberufs steigern

Erneut fordert Fleischmann, die Attraktivität der betroffenen Lehrämter zu steigern. „Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen müssen endlich in der Besoldung den anderen Schularten angeglichen werden.“ Es sei nicht mehr vermittelbar, dass Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen weniger verdienen als die Lehrkräfte an allen anderen Schularten. Andere Bundesländer seien hier schon weiter und hätten diese Ungleichheit abgeschafft. Bayern gerät hier ins Hintertreffen. Ferner gelte es, die Lehrerbildung flexibler zu gestalten. „Hier muss endlich begonnen und der sog. Schweinezyklus durchbrochen werden.

„Die nun auf dem Tisch liegenden Maßnahmen des Kultusministeriums konterkarierten stattdessen alle Bemühungen, die Attraktivität des Grund-, Mittel- und Förderschullehramtes zu steigern: „Die ohnehin schon an der Belastungsgrenze arbeiteten Lehrkräfte werden ein weiteres Mal demotiviert, der Mangel an Lehrkräften werde darüber hinaus nur an den Symptomen und nicht an seinen Ursachen bekämpft.

 

 

Weitere Informationen

Die aktuelle BLLV-Pressemitteilung zu den Ankündigungen des KM bezüglich des Lehrermangels.

Auch an Schulleitern mangelt es massiv. Der BLLV fordert für Schulleiter mehr Leitungs- und Qualifikationszeit.

Im Interview mit dem Portal www.kinder-jugend-familie.de nennt Dr. Dirk Zorn (Experte für schulische Bildung bei der Bertelsmann Stiftung) Maßnahmen im Kampf gegen Lehrermangel: "Angehende Ruheständler, die noch Lust auf Schule haben, sollten ermuntert werden, ihre Pensionierung um ein paar Jahre aufzuschieben. Zudem sollte die hohe Teilzeitquote unter Grundschullehrkräften sinken; dafür braucht es bessere Unterstützung der Lehrpersonen etwa bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und schließlich werden in jedem Fall auch Personen benötigt, die nicht für die Grundschule ausgebildet wurden. Das können Gymnasiallehrer sein oder Studienabsolventen, die über keine pädagogische Ausbildung verfügen, also die sogenannten Quer- und Seiteneinsteiger."