Beim "Dokumentarfilmwettbewerb für junge Menschen" lautete das Thema in diesem Jahr "Leben". Teilnehmen konnten Schüler.innen von der Grundschule bis zur Berufsoberschule, über 30 Filme wurden eingereicht. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) stiftete Preise in Höhe von insgesamt 1.100 Euro.
1. Preis der Hauptkategorie
AUSNAHMEZUSTAND
Von Lilith Stahl, Kimberly Voigt, Zoey Dornheim, Celine Kirchner, Bernadette Hammel und Patricia Pfautsch, der Filmgruppe „Luisenfilm“, Antoria-Werr-Zentrum St. Ludwig
Im Film kommen die Regisseurinnen, die Mädchen aus der Filmgruppe des Antonia-Werr-Hauses, selbst zu Wort. Teilweise frei, teilweise zuvor reflektiert und niedergeschrieben berichten sie von ihrem Ausnahmezustand: Die Maßnahmen um Corona setzen ihnen besonders zu, da sie an den Wochenenden nicht mehr zu ihren Familien fahren können. Ihre Offenheit, mit der sie berichten und die ausgewählten Momente aus dem aktuellen Alltag, berühren ohne zu sentimentalisieren. Dieser authentisch erzählte Film gibt Halt – den Protagonist.innen und auch den Betrachter.innen. Das und der wohlbedachte Einsatz von Musik, die Kameraführung und eine stimmige Dramaturgie haben die Jury überzeugt.
Laudatio von Dr. Dieter Reithmeier, leitender Geschäftsführer des BLLV e.V. und Hauptpreisstifter des Jugendfilmwettbewerbs von DOK.education
2. Preis der Hauptkategorie
NICHT AUS DEM BILDERBUCH
Von Nathalie Kurzweg, Städtische Anita-Augspurg Berufs-Oberschule München
Die Filmemacherin schafft das Kunststück, die Geschichte einer ganz normalen Person zu erzählen und uns dazu zu bringen, zu erkennen, wie interessant das vermeintlich normale Leben ist. Denn, was ist schon normal? Die Regisseurin Natalie nimmt uns mit auf eine Reise zu einer außergewöhnlichen und starken Mutter, die Schwester der Filmemacherin, die mit Anfang 30 ihr viertes Kind erwartet, ihr Abitur nachgeholt und sich selbstständig gemacht hat und sich gegen verschiedene stereotype Zuschreibungen wehrt. Der Film macht Mut, dass positive Veränderungen im Leben passieren können und man alles schaffen kann. Die Filmemacherin beweist Feingefühl und künstlerisches Gespür: Sie erzählt professionell mit leisen Momenten aus dem Alltag eine große Geschichte.
Laudatio von Juror Jalal Mawlawi, Moderator, Schauspieler und Mitglied des KinoAsyl Festival in München
3. Preis der Hauptkategorie
DIE LIEBE EINER MUTTER
Von Leonie Ehrmüller, Städtische Anita-Augspurg Berufs-Oberschule München
Die Regisseurin blickt über den Tellerrand eines alltäglichen Lebens und nimmt uns mit zu einer Mutter, die von ihrem Leben mit ihrer behinderten Tochter erzählt. Eine sorgfältige Auswahl an Szenen führt durch den Tagesablauf von Mutter und Tochter und lässt uns frei und tief in ihr Leben blicken. Die Erzählung der Mutter im Off ist der rote Faden. Dabei liegt der Fokus nicht, wie man vermuten könnte, auf dem Kind, sondern auf der Mutter und ihrer Geschichte. Die Verbindung zu ihrer Tochter ist dabei in jedem Moment spürbar. Es gelingt der Regisseurin, Einblicke in eine Lebenswelt mit besonderen Herausforderungen zu geben. Eine Lebenswelt, die in ihrem Alltag dann letztlich genauso durch Normalität geprägt ist, wie das Leben anderer Familien auch. Der Film zeigt eine Frau, die die Herausforderungen ihres Lebens angenommen hat und mit ihrer Kraft und der Liebe zu ihrer Tochter uns allen Mut macht.
Laudatio von Jurorin Dr. Sonja Moser, Leiterin des Fachbereich Neue Medien des Pädagogischen Instituts München
1. Preis der Kategorie Grundschule
SNOWBOARDEN IST MEIN LEBEN
Von Flora Weber, Gebel-Grundschule München
Die Filmemacherin Flora Weber nimmt ihr Publikum gleich zu Beginn motiviert mit und blickt auf das Leben ihres Cousins Leo, einem angehenden Snowboard-Profi in Österreich. Dramaturgisch geschickt setzt sie bestehende Snowboardaufnahmen ein und kombiniert diese mit einem kompetent geführten, eigenen Interview. Dabei zeigt sie sich zurecht selbstbewusst als Nachwuchs-Journalistin und Filmemacherin. Während des ganzen Films führt Flora aus dem Off durch die Erzählung. Ihr Team-Gedanke und das Interesse, über ihren Cousin einen Film zu machen, beeindrucken und lassen uns mitfiebern. Ob Leo wohl am Ende den lang ersehnten Backflip schafft?
Laudatio von Juror Thilo Stangl, Grundschullehrer und Mitglied des jungen BLLV e.V.
DOK.education Förderpreis
UMWELTSÜNDEN HUMMERSTEINER WEG
Alara Achmet, Ganna El-Rawi, Rosalie Guerra Sanchez, Sofia Haßler, Selin Kalyenci, Merve Kiziltroprak, Natalija Milic, Alisia Mincheva, Francesca Molino, Gkioulertzan Saatsi, Agapi Safarian, Amalia Steiner, Celine Wenzel, Ahmed Aslakhanov, Nikola Bjelosevic, Florian Böttcher, Umutcan Gümüs, Mateo Karivan, Florent Mustafaj, Valentin Valentinov, Berkay Yekeler, der Klasse 7b der Mittelschule Hummelsteiner Weg, Nürnberg
„Gerne möchten wir euch auf eine Änderungsreise in unsere Schule mitnehmen“ - so startet die Filmgruppe der Mittelschule Hummelsteiner Weg in Nürnberg ihren Dokumentarfilm über ein Klima- und Umweltprojekt an der Schule. Die Gruppe zeigt, wo an der Schule keine umweltbewussten Entscheidungen getroffen werden und stößt selbst Veränderungen an. Damit haben die Schülerinnen und Schüler ihr Gespür für ein sehr wichtiges Thema bewiesen. Sie bringen kreative, eigene Ideen ein und setzen diese in einem lebhaften, positiven Film um. Besonders bemerkenswert ist die Form, wie das Publikum immer wieder eingebunden wird: „Kommt mit!“. Im Film werden authentisch und ungefiltert Probleme angesprochen, deren Lösung der Gruppe sichtlich am Herzen liegt.
Laudatio von Ilka Knigge, freie Journalistin und YouTuberin des YouTube-Kanals Planet B vom Bayerischen Rundfunk
Lobende Erwähnung
DIE KLEINEN DINGE
Von Louisa von Schnurbein, Carl-Orff-Gymnasium Unterschleißheim
Eine Verkäuferin am Flughafen schenkt einem jungen Menschen, der traurig scheint, Süßigkeiten - eine liebevolle, unerwartete Geste. Louisa gibt den Figuren eine eigene Sprache und überzeugt durch ihre kreative Erzählweise. Der Film ist grenzüberschreitend in vielerlei Hinsicht. Jede und jeder auf der Welt kann ihn verstehen. Die Geschichte ist unterhaltsam und erfrischend und wirkt wie ein kleiner Erholungsmoment in dieser Zeit der schweren Nachrichten.
Laudatio von Ilka Knigge, freie Journalistin und YouTuberin des YouTube-Kanals Planet B vom Bayerischen Rundfunk
Dr. Dieter Reithmeier, der Geschäftsführer des BLLV, sagte bei der Preisverleihung im Silbersaal des Deutschen Theaters: „Wissen ist wichtig und unsere Basis. Aber es ist nicht alles! Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche nach Pestalozzis Kopf-Herz-Hand-Prinzip gebildet werden. Der junge Mensch muss sich auszudrücken lernen und dafür Raum und Gelegenheit finden. Darum sind wir ein begeisterter Partner von DOK.education!“
Die Bilanz von DOK.education, dem Bildungsprogramm für Schulklassen, Kinder und Jugendliche
Die neu aufgelegte SCHULE DES SEHENS von DOK.education hat bundesweit Schulklassen erreicht – und wird auch weiterhin hervorragend angenommen. Seit diesem Jahr erleben die Schüler.innen die digitalen Unterrichtseinheiten in einem Online-Kinosaal. Im Mittelpunkt steht jeweils einer von drei altersgerechten Filmen. Diesen sehen die Klassen zu Beginn, dann können die Lehrkräfte entscheiden, welche Unterrichtseinheiten folgen sollen: eine vorbereitete Filmanalyse mit aufgezeichnetem Gespräch mit den Regisseur.innen, ein Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten oder Aufgaben zum Filmthema. Die Lehrkräfte können die Unterrichtseinheiten der SCHULE DES SEHENS sowohl im Distanzunterricht, im Klassenzimmer oder als Hausaufgabe einsetzen. Sie erhalten zu jedem Film übersichtliche Begleitmaterialien und altersgerechte Arbeitsblätter.
Dieses neue Angebot wurde hervorragend angenommen: Bereits über 350 Lehrer.innen forderten die digitalen Unterrichtseinheiten für ihre Klassen an. Insgesamt wurden über 9000 Schüler.innen angemeldet, und allein im Festivalzeitraum haben bereits über 4000 Besucher.innen die Angebote von DOK.education wahrgenommen. Bis zum Schuljahresende können Lehrkräfte noch weiter mit den Filmen arbeiten. Die Nutzer.innen kamen aus ganz Deutschland – von Friesland über Berlin bis Baden-Württemberg. Rund 75 Prozent der Anmeldungen kamen aus Bayern. Damit erreicht das Bildungsprogramm DOK.education noch deutlich mehr Kinder und Jugendliche als im vergangenen Jahr.
Im Rahmen des Festivals konnten Kinder außerdem den Filmschaffenden im digitalen Raum begegnen und Fragen stellen. Rege genutzt wurde auch die Möglichkeit, den Protagonist.innen der Filme einen Brief zu schreiben. Knapp 70 handgeschriebene Briefe trafen bisher im Festivalbüro ein. Noch bis Juli haben Schulen die Gelegenheit, die Filme und digitalen Unterrichtseinheiten anzufordern.
Maya Reichert, Leitung DOK.education: „Wir haben mit der SCHULE DES SEHENS ein Modell entwickelt, das Lehrkräften einfach und professionell ermöglicht, Filmbildung, Medienkompetenz und kulturelle Teilhabe zu vermitteln. Die zahlreichen und herzlichen Rückmeldungen aus ganz Deutschland zeigen, dass das Einrichten der Online-Kinosäle für Schulklassen eine neue Tür zur digitalen Filmbildung aufgestoßen hat. Die Einheiten der SCHULE DES SEHENS vermitteln ein erstes Verständnis für die Lesbarkeit von künstlerischen Filmerzählungen: Dass jede Erzählung – also auch der Dokumentarfilm – gestaltet ist und die Zuschauer.innen in ihrer Wahrnehmung lenkt, ist vielen Kindern und Jugendlichen nicht bewusst. Diese Form der Medienkompetenz ist uns ein großes Anliegen.“
Mehr Informationen, auch zu den drei Filmen der SCHULE DES SEHENS, finden Sie hier.