Im März dieses Jahres veröffentlichte die Bundesregierung ihren neunten Familienbericht und lieferte damit wichtige Informationen auch für die Bildungspolitik. Kurze Zeit später, im April, diskutierte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann gemeinsam mit Ines Jesse, Staatssekretärin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und Eva Kleinau, Leiterin der Abteilung Jugendhilfe-Schule im Referat Kinder, Jugend und Familien der Stadt Gelsenkirchen über den neu erschienenen Bericht und die hohe Bedeutung gelungener Bildungs- und Erziehungspartnerschaften in der Schule.
Die im Bericht ausformulierten Empfehlungen sind aus Sicht des BLLV sehr zu begrüßen, insbesondere die Anrechnung der sogenannten ‚Elternarbeit‘ bei der Arbeitszeit (eine Wochenstunde Lehrdeputatsreduktion) ist lange hinfällig, denn Bildung braucht Zeit!
Fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Eltern und Bildungsinstitutionen verbessert Bildungschancen
Der Neunte Familienbericht der Bundesregierung unter dem Titel „Eltern sein in Deutschland. Ansprüche, Anforderungen und Angebote bei wachsender Vielfalt. Empfehlungen für eine wirksame Politik für Familien“ (>> hier) rückt das Thema „Elternschaft in Deutschland“ in den Fokus. Ein Teil des Berichts widmet sich dem Thema Bildung und hier insbesondere der Kooperation zwischen Bildungsinstitutionen und Eltern.
Hierbei wird die hohe Bedeutung einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Eltern und Bildungsinstitutionen hinsichtlich der Verbesserung von Bildungschancen hervorgehoben, insbesondere weil die familiären Bildungsentscheidungen noch immer eine ganz zentrale Rolle für den späteren Bildungserfolg spielen. Für eine bessere Kooperation im Zuge des Grundschulübertritts positionierte sich auch der BLLV-Dachverband VBE im Dezember letzten Jahres mit einem „Eckpunktepapier Grundschulempfehlung“ (>> hier).
Bedeutung ganztägiger schulischer Angebote im Bericht hervorgehoben
Hervorgehoben wird im Bericht zudem die zunehmende Bedeutung ganztägiger schulischer Angebote. Diese erfordert auch eine bessere Abstimmung und Zusammenarbeit der Schule mit den Eltern. Positiv zu beobachten ist, dass sowohl Eltern als auch die Lehrkräfte sich mehrheitlich in der gemeinsamen Verantwortung für die Entwicklung der Kinder sehen. Schwierigkeiten bereitet jedoch nach wie vor das Ansprechen von Problemen.
Empfehlung für multiprofessionellen Teams
Der Bericht empfiehlt zudem den Ausbau familienbezogener Unterstützungsangebote, insbesondere in Form von multiprofessionellen Teams und eine damit einhergehende "Öffnung der Schule" und einer Vernetzung mit dem Sozialraum. Außerdem attestiert der Bericht ein qualitatives Defizit bei Ganztagsangeboten: Die Quantität sollte demnach bedarfsgerechter gestaltet werden und die Qualität so verbessert werden, dass in Zukunft möglicherweise auch Bildungsbenachteiligungen durch entsprechende Angebote ausgeglichen werden können, was bislang nicht gelingt.
Im November letzten Jahres verabschiedete der Landesausschuss des BLLV im Anschluss an eine eigens durchgeführte Umfrage (>> hier) die Position „Jetzt mal ehrlich: Wie können wir Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gut gestalten?“ (>> hier), die neben mehr offiziellen Zeitressourcen für die Kooperation mit den Eltern auch die Einbindung dieser in Schulentwicklungsprozesse sowie verpflichtende Aus- und Weiterbildungen für die Lehrerinnen und Lehrer in diesem Feld in allen drei Phasen der Lehrerbildung fordert. Auch im Neunten Familienbericht wird im Zuge einer systematischen Umsetzung von Bildungs- und Erziehungspartnerschaften eine entsprechende Qualifizierung der Fach- und Lehrkräfte empfohlen.
Auch zu „Qualitätsstandards schulischer Ganztagsangebote“ beschloss der BLLV übereinstimmend mit den Empfehlungen des Familienberichts kürzlich eine entsprechende Position (>> hier). Für eine Etablierung multiprofessioneller Teams spricht sich der BLLV seit vielen Jahren aus, zuletzt prominent auf der Landesdelegiertenversammlung 2019 (>> hier).
BLLV fordert - gerade in der Pandemie - flexibel, effizient und intelligent zu fördern
Der Neunte Familienbericht der Bundesregierung thematisiert an vielen Stellen die hartnäckige Aufrechterhaltung von Bildungsbenachteiligungen. Klar ist, dass die Corona-Pandemie diese noch einmal verstärkt hat: Sei es durch mangelnde digitale Ausstattung und Infrastruktur, durch fehlende Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher oder im Extremfall durch den völligen Kontaktverlust zu den Kindern und ihren Familien. Der BLLV fordert deshalb, jetzt flexibel, effizient und intelligent zu fördern! (>> hier)
Simone Fleischmann macht unmissverständlich klar: „Es muss jetzt gehandelt werden, die Politik muss dazu jetzt dringend einen konkreten Fahrplan vorlegen. Das ist sie den Schülerinnen und Schülern in dieser schwierigen Zeit schuldig“.
Weitere Informationen:
Zum Neunten Familienbericht der Bundesregierung geht es: >> hier
Weitere Informationen und Veranstaltungen im Zuge der Veröffentlichung des Neunten Familienberichts der Bundesregierung gibt es: >> hier
Zum Vorgänger-Bericht aus dem Jahr 2012 geht es: >> hier
Zur BLLV-Position „Jetzt mal ehrlich: Wie können wir Bildungs- und Erziehungspartnerschaft gut gestalten?“ geht es: >> hier
Zur BLLV-Umfrage geht es: >> hier
Zur BLLV-Position „Qualitätsstandards schulischer Ganztagsangebote“ geht es: >> hier
Zur BLLV-Position „Individuelle Förderung“ / Multiprofessionelle Teams geht es: >> hier
Zur BLLV-Position „Jetzt flexibel, effizient und intelligent fördern“ geht es >> hier
Zum „VBE Eckpunktepapier Grundschulempfehlung“ geht es: >> hier