Die Betreuung von Kindern in bayerischen Kindertageseinrichtungen richtet sich nach dem 7-Tage-Inzidenzwert. Daher kommen auf die bayerischen Kitas weitere deutliche Lockerungen zu. In den Städten und Landkreisen, wo es die Inzidenzen zulassen, findet seit dem 7. Juni 2021 (eingeschränkter) Regelbetrieb statt. Das bedeutet, alle Kinder können nach langer Zeit wieder ihre Kita besuchen.
Für ein sicheres Miteinander in der Kindertagesbetreuung wurde die Bayerische Teststrategie ausgeweitet: Seitdem Antigen-Selbsttests speziell für kleinere Kinder unter sechs Jahren zugelassen sind, haben Eltern die Möglichkeit, kostenfrei zwei Selbsttests pro Woche zu erhalten. Gegen Vorlage eines Berechtigungsscheins, der von den Kitas ausgehändigt wird, können die Familien kostenlose Test-Kits in den Apotheken für die zweimal wöchentliche Testung der Kinder einlösen. Die Kosten trägt der Freistaat Bayern.
Durchführung freiwillig, Dokumentation seitens der Kita nicht erforderlich
Da die Testung von Kindern im Krippen- und Kindergartenalter eine enorme Belastung darstellt, sollen ihnen die Eltern diesen Stress abnehmen, indem sie ihre Kleinsten zu Hause selbst testen. Die Durchführung der Selbsttests ist für die nicht eingeschulten Kinder freiwillig und nicht Voraussetzung für die Zulassung zur Kindertagesbetreuung. Eine Dokumentation des Testergebnisses bzw. Vorlage in der Kindertageseinrichtung ist nicht erforderlich. Kinder, die den Hort besuchen, werden dagegen weiterhin im Rahmen des Schulbesuches getestet oder müssen sich im Rahmen des Präsenzunterrichts oder der Notbetreuung weiter testen.
Alles was am Arbeitsplatz oder im gesellschaftlichen Miteinander gilt, sollte auch für die Kitas in Bayern gelten
Regelmäßiges Testen ist sinnvoll und schafft Sicherheit und Schutz. Alles was am Arbeitsplatz oder im gesellschaftlichen Miteinander gilt, sollte auch für die Kitas in Bayern gelten. Gemeinsames Ziel ist der gegenseitige Schutz der Kinder, Familien und pädagogischen Fachkräfte.
Positiv: Durchführung der Tests nicht auf Kita-Angestellte abgewälzt
Die regelmäßige Testung von Kita-Kindern ist eine Herausforderung, fordert Zeit und Geduld und ist insbesondere für das Krippenalter mit erheblichem Stress für die Kinder verbunden. Die neue Kita-Teststrategie soll laut Ministerium „kindgerecht“, „elterngerecht“ sein und das pädagogische Personal nicht überfordern. Und an diesen Punkt gilt es festzuhalten, dass dies richtig ist und wünschenswerte Aspekte sind. Besonders, dass es außer Frage steht die Durchführung und Verantwortung der Testungen den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu übertragen.
Alles in Allem sind die Aspekte der Bayerischen Kita-Teststrategie (Freiwilligkeit der Testung, die Entlastung des Kita-Personals und die Durchführung durch die Eltern) gut und verständlich. Allerdings ist die Ergebnislage dadurch begrenzt. Zudem ist die Sensitivität der Antigen-Schnell-Tests nicht vergleichbar mit den PCR-Testungen. Letztlich ist das Testen erst dann wirksam und aussagekräftig, je mehr Kinder und Familien mitmachen. Darum ist es dringend notwendig ein professionelles Angebot oder alternative Optionen zu schaffen, die so niedrigschwellig wie möglich, aber dennoch valide sind.
Mögliche, professionelle Alternativen zu Selbst-Tests
Symptombasiertes Vorgehen
Die wichtigste Maßnahme, um die Ausbreitung von Infektionen in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung zu reduzieren ist, dass kranke bzw. symptomatische Kinder nicht in die Einrichtung kommen, bzw. COVID-19 verdächtige Symptome möglichst gezielt mit sicheren Diagnostikmethoden abgeklärt werden. Das Risiko einer Ansteckung in den Einrichtungen kann damit für die pädagogischen Fachkräfte, die Kindertagespflegepersonen, die Kinder und die Familien deutlich reduziert werden. Die Mehrheit der Kinder entwickelt Symptome, sodass ein symptombasiertes Vorgehen ein wichtiger Baustein zur Prävention in der Kindertagesbetreuung ist (Quelle: 3. Quartalsbericht Corona-KiTa-Studie I/2021).
Apotheker-Teams
Eine weitere Alternative stellt die Durchführung der Tests in der Kindertagesstätte vor Ort von mobilen Apotheker-Team dar. Die professionell geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen einmal wöchentlich in die Einrichtung, so dass für alle Beteiligten die Vergleichbarkeit sichergestellt werden kann. Modell-Projekte laufen bereits in anderen Bundesländern (vgl. Projekt in Mainz).
COALA (Corona – Anlassbezogene Untersuchungen in Kitas)
Mit der Corona-Kita-Studie erforschen das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Robert Koch-Institut (RKI), interdisziplinär welche Rolle die Kindertagesbetreuung bei der Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus SARS-CoV-2 spielt. Das Modul COALA ist eins von insgesamt vier Modulen der Corona-Kita-Studie. Durch anlassbezogene Untersuchungen werden Kita-Kinder und Kita-Beschäftigte schnellstmöglich nach Bekanntwerden eines SARS-CoV-2-Falles in einer Kombination von Hausbesuchen und Selbstbeprobungen untersucht. So sollen neue Erkenntnisse zu Übertragungen von SARS-CoV-2 durch infizierte Kita-Kinder festgestellt werden.
Elterntestungen
Epidemiologisch folgen die Infektionen bei Kindern dem Infektionsgeschehen bei Erwachsenen, sie gehen ihm nicht voraus. Testungen bei den Eltern können damit frühzeitiger und mit höherer Zuverlässigkeit einen Schutz bieten. Darum werden beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern anstatt der Kinder die Eltern regelmäßig getestet. Denn Testungen bei Erwachsenen können sich auf die vorhandene Infrastruktur in Testzentren und auch auf die in den Betrieben verfügbaren Tests stützen. Das bringt für die Krippen, Kindergärten und Kindertagespflegepersonen zusätzliche Sicherheit und Schutz. Zudem werden Diskussionen an der Kita- Pforte um die Frage nach der Berechtigung für eine Notbetreuung vermieden. Der simple Nachweis der Testung ist ausreichend.
Impfangebote
Kinder stecken sich nicht nur innerhalb der Kindertageseinrichtung, sondern auch innerhalb ihrer Familiensysteme an. Darum kann nicht nur Testen in Kitas helfen, das Geschehen einzudämmen, sondern auch wenn immer mehr Menschen im Umfeld der Kita geimpft sind. Deshalb muss es langfristig das Ziel sein, dass jedes Familienmitglied und alle in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen regelmäßig tätigen Personen, eine Möglichkeit zu einer Impfung bekommen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zum Schutz aller Kinder, ihrer Familien und der Beschäftigten in den Einrichtungen geleistet. // Ein Artikel von Sarah Heße, Leiterin der Landesfachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst im BLLV