„Die FDP wird nicht müde, in der Öffentlichkeit immer wieder zu betonen, sie wolle die Mittelschulen und ihre Verbünde stärken und weiterentwickeln. Der Antrag nach einem Modellversuch für eine Wirtschaftsschule ab der fünften Klasse widerspricht diesen öffentlichen Beteuerungen in eklatanter Weise und wird vom BLLV entschieden zurückgewiesen.
Seit Jahren gibt es eine Abstimmung mit Füßen, die die Übertrittszahlen an die häufig privat betriebenen Schulen schrumpfen lässt. Nun versucht die FDP, den damit verbundenen Schülerrückgang zu kompensieren: Nach der bereits erfolgten Ausweitung von ursprünglich vier auf jetzt schon fünf und, wenn es nach dem Willen der FDP geht, jetzt sogar sechs Jahrgangsstufen ab Klasse fünf.
Diese Salamitaktik vom Feinsten muss endlich gestoppt werden. Die Wirtschaftsschullobby beschwichtigt, die absoluten Schülerzahlen seien sehr gering. Das hilft den unmittelbar betroffenen Mittelschulen in der Nachbarschaft aber wenig. Wer die Mittelschule tatsächlich stärken will, muss diesem Treiben endlich einen Riegel vorschieben: Jede Ausweitung der Wirtschaftsschule schadet der Mittelschule und ist eine öffentliche Herabsetzung dieser angeblich so geschätzten Schulart.
Die Forderungen sind ein Unding zur Unzeit! Wie kann man gerade jetzt eine Strukturdiskussion aufmachen? Was die Schulen, die Kinder und die Lehrerinnen und Lehrer jetzt bräuchten, wären Sicherheit, Halt und Orientierung. Keine Unruhe oder ideologiegesteuerte Debatten.
Was sind die vielen Bekenntnisse zum Erhalt der Mittelschule denn wert, wenn sie durch solche Forderungen konterkariert werden? Es gab schon einmal einen Modellversuch mit gravierenden Folgen für die Mittelschule: Er ging der flächendeckenden Einführung der sechsstufigen Realschule voraus. Sollte der Wirtschaftsschul-Modellversuch ähnliche Folgen haben, so wäre das ein entscheidender Schritt hin zur Abschaffung der unverdrossen als Erfolgsmodell gepriesenen Mittelschule.“