Pressemitteilung - Das Motto des diesjährigen Weltkindertages, der jedes Jahr am 20. September gefeiert wird, lautet „Kindern ein Zuhause geben“ - es hätte aus Sicht der Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, nicht treffender gewählt werden können. „Viele Kinder haben es schwer“, sagte sie heute in München. „Da gibt es Kinder, die vor Krieg und Gewalt fliehen müssen, schwer traumatisiert sind oder psychische Störungen davontragen. Erhebungen belegen, dass etwa jedes dritte geflohene Kind aus Syrien traumatisiert ist. Aber auch Kinder, die hier geboren und aufwachsen sind, haben Probleme: So sind bereits 20% der Heranwachsenden im Alter zwischen drei und 17 Jahren von psychischen Auffälligkeiten betroffen, bei zehn Prozent lassen sich psychische Störungen nachweisen. Und da gibt es die Kinder aus armen Familien, denen gesellschaftliche Teilhabe erschwert wird und die schlechte Karten haben, wenn es um höhere Bildungsabschlüsse geht. Laut einer aktuellen Berechnung einer Bertelsmann-Stiftung liegt die Quote der Kinder, die in Bayern als arm gelten, bei 6,8% - 2011 lag sie noch bei 6,4%. Natürlich, den meisten Kindern in Deutschland und Bayern gehe es gut - die Not der anderen Kinder sei jedoch bedrückend. Nicht nur am Weltkindertag sollte darüber nachgedacht werden, wie Kindern so geholfen werden kann, dass alle ein Zuhause finden. Der BLLV verstehe Schulen als solche Orte - als Lernorte, in denen Menschen respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen, betonte Fleischmann.
Schulen versuchten jeden Tag, allen Kindern dieses „Zuhause “ zu geben. Einen Ort, in dem sie sich sicher, geborgen, angenommen und gefördert fühlen - unabhängig ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe. Es sei immer wieder berührend und schön, mitzuerleben, wie offen Kinder miteinander umgehen würden. „Erwachsene können viel von ihnen lernen. Kindern ist es oft egal, wer ihr Nachbar ist. Sie fragen nicht zuerst nach der Religionszugehörigkeit und machen auch keine sozialen Unterschiede. Sie spielen vorurteilsfrei mit jedem gerne zusammen und lernen so prima voneinander.“
Leider würden die Bemühungen der Lehrkräfte immer wieder unterlaufen von polemischer Stimmungsmache und aufgeregten Diskussionen, von herablassenden und negativen Äußerungen über Menschen anderer Nationalität. „In den vergangenen Monaten wurden solche Stimmen immer lauter. Stimmen, die auch Kinder hören, die dann das Gehörte in die Klassenzimmer tragen. Jeder Erwachsene sollte sich vor Augen führen, dass Worte Folgen haben und dass unbedachte Äußerungen letztlich auch den Schulfrieden gefährden können“, sagte Fleischmann.
Die Bemühungen der Schulen würden aber auch unterlaufen von ungenügenden Rahmenbedingungen: „Wenn es nicht genügend Lehrkräfte gibt für die individuelle Förderung junger Menschen, wenn es nicht genügend Zeit gibt für die Belange und Sorgen eines jeden einzelnen Schülers oder wenn systemisch vorgegebene Strukturen Barrieren errichten, die armen Kindern oder Kindern mit Migrationshintergrund höhere Bildungsabschlüsse erschweren, dann stoßen auch die engagiertesten Lehrkräfte an ihre Grenzen.“
Besorgniserregend sind aus Sicht Fleischmanns auch Ergebnisse des Ersten Bayerischen Kindergesundheitsberichts, der im Juni veröffentlicht wurde. Danach nehmen Entwicklungsstörungen, Verhaltens- und emotionale Störungen bei Heranwachsenden in erschreckender Weise zu. „Den meisten Kindern geht es erfreulicherweise gut, doch die Fallzahlen derer, denen es schlecht geht, steigen. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Es gilt, die Gründe für diese Entwicklung herauszufinden und dagegen zu steuern. Auch Eltern brauchen manchmal Hilfe, vor allem dann, wenn sie mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind.“ Fleischmann forderte, „Eltern in Bayern besser zu unterstützen, damit sie ihren Kindern ein Zuhause geben zu können, das ihre vielfältigen Fähigkeiten und Begabungen fördert.“
Schule habe den Auftrag, Startchancen zu egalisieren und Bildungsgerechtigkeit herzustellen, betonte Fleischmann. Deshalb sei das Motto des Weltkindertages „Kindern ein Zuhause geben“ mehr als ein Dach über dem Kopf: „Es ist die Sicherung der Zukunftschancen für ALLE Kinder. Defizite sieht die BLLV-Präsidentin auch beim Thema Armut: „Die Bildungschancen junger Menschen hängen nach wie vor stark vom Einkommen der Eltern ab - arme Kinder werden systematisch ausgegrenzt und abgehängt.“