Demokratie_lernen_169.jpg
Sesselwechsel im Kultusministerium Startseite Topmeldung

Alles neu? Was steht jetzt an für die neue Kultusministerin Anna Stolz?

Im Interview mit der BSZ erläutert die BLLV-Präsidentin, was der Wechsel im Kultusministerium für die Bildung bedeutet, welche Baustellen es jetzt gibt und was sie von Anna Stolz mit Blick auf die Inklusion in Bayern erwartet. Auch der BR berichtet zum Thema.

Anna Stolz, bisher Staatssekretärin, kommt aus Franken und ist die neue Kultusministerin in Bayern. Schon bei der Bekanntmachung der Personalie sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann "Wir kennen Anna Stolz und schätzen sie vor allem für ihre zuhörende Art. Wir wissen, dass die Themen Inklusion und Ganztagsunterricht ihre Herzensthemen sind." Die Bayerische Staatszeitung (BSZ) hat nochmal genau nachgefragt, was jetzt die Herausforderungen und Aufgaben für die Kultusministerin sind und auch explizit nach deren Herzensthema Inklusion gefragt.

Inklusion als Herausforderung und Chance

Was braucht es, um mehr Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen an die Regeschulen zu bekommen? "Wir benötigen an den Regelschulen Förderschullehrkräfte, die den Förderschwerpunkt des Kindes idealerweise studiert haben. Auch die Schulen müssen entsprechend umgebaut werden, dass sie beispielsweise den hör- und sehbeeinträchtigten Kindern gerecht werden. Und wir brauchen eine Lehramtsausbildung, die junge Kolleginnen und Kollegen fit für die Inklusion macht. Inklusion sollte ein Modul in der Masterphase werden. Das alles kostet – auch – Geld! Inklusion gibt’s nicht zum Nulltarif", so Simone Fleischmann. Geld das allerdings nach ihrer Meinung gut unvestiert wäre. Nicht zuletzt fordert auch die UN-Behindertenrechtskonvention, dass Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf Regelschulen besuchen sollten - ein Ziel, das in Bayern nicht annähernd umgesetzt ist. "Viele haben gemerkt, dass wir an den Regelschulen weder die nötige Ausbildung noch das nötige multiprofessionelle Personal haben, um individuell zu fördern. Vielen Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung ist deshalb bewusst, dass ihre Kinder an bayerischen Regelschulen untergehen. Das liegt nicht daran, dass wir keine Lust haben, diese Mädchen und Jungen zu unterrichten – wir haben aufgrund der schlechten Bedingungen schlicht nicht die Chance dazu. Das ist traurig!", so die BLLV-Präsidentin.

Dauerthemen Lehrerbildung und Lehrermangel

Überhaupt prägten die Dauerthemen Lehrerbildung und Lehrkräftemangel natürlich auch dieses Gespräch. "Es muss darum gehen, das Lehramt in Bayern attraktiver zu machen. Der Freistaat hat ja eine Expertenkommission zum Thema Lehrkräftebildung eingesetzt. Diese wird bald Ergebnisse präsentieren, wie mehr Nachwuchs gewonnen werden kann. Das Lehramtsstudium muss attraktiver werden. Wir schlagen das Modell der Flexiblen Lehrkräftebildung vor. Dafür benötigen wir auch die gleiche Besoldung für Grund- und Mittelschullehrer wie an anderen Schulen", betonte die BLLV-Präsidentin.

Angesprochen auf des 36-Punkte Programm des BLLV und die im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Pläne bis 2028 rund 9.000 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte und multiprofessionelle Unterstützungskräfte zu schaffen sagte sie: "Es ist gut, dass das im Koalitionsvertrag steht. Dadurch wird auch eingeräumt, dass hinten und vorne Personal fehlt. Denn man schreibt ja nicht freiwillig bis zu 9000 zusätzliche Stellen rein, wenn man keinen Bedarf erkennen würde. Die Frage ist, ob man genug Köpfe findet und auch, welche Köpfe man findet. Gelingt es, die 6000 neuen Stellen für Lehrkräfte tatsächlich mit ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrern zu besetzen? Oder sind das am Ende Seiten- oder Quereinsteiger? Es mangelt sowohl an ausgebildeten Lehrkräften als auch an Fachkräften für die zusätzlichen multiprofessionellen Teams."

Viele Baustellen für die neue Kultusministerin

Auch wenn der Lehrkräftemangel Dauerthema bleibt, ist er bei weitem nicht die einzige Baustelle. "Zuallererst muss der noch immer bestehende massive Lehrkräftemangel bekämpft werden. Frau Stolz und das Kabinett müssen sich auch dringend um die Frage kümmern, wie der ab 2026 bestehende Anspruch der Eltern auf einen Ganztagsplatz erfüllt werden kann. Auch bei der Digitalisierung bleibt es spannend. Doch zentral ist der Lehrkräftemangel. Und dieser kann mittelfristig nur behoben werden, wenn die Kernmannschaft an den Schulen gesund bleibt. Wir hoffen, dass die Ministerin unser 36-Punkte-Programm berücksichtigt und vieles davon umsetzt", so Simone Fleischmann.

Medienberichte zum Thema:

Das Campusmagazin des BR vom 12.11.2023: Neue Kultusministerin - Erwartungen, Hoffnungen, Forderungen

Simone Fleischmann im Interview mit dem Campusmagazin des BR vom 12. November 2023 (O-Töne ab Minute 2:18 und 05:00). Was sind die Erwartungen, Hoffnungen und Forderungen an die neue Kultusministerin? Wie können wie Lehrkräfte entlasten, Demokratiepädagogik stärken und den Anforderungen an Schule ...
Mehr zum Thema

„Das Lehramtsstudium muss attraktiver werden“ (BSZ vom 10.11.2023)

Simone Fleischmann (53), Präsidentin des bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), hat an die neue Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) hohe Erwartungen. Diese müsse als Erstes den massiven Lehrkräftemangel wirksam bekämpfen. Schulnoten lehnt Fleischmann ab – offenbar zum Glück von ...
Mehr zum Thema


Mehr zum Thema