Anfang Mai erhielten die Viertklässler in Bayern ihre Übertrittszeugnisse. Das Verfahren war somit auch Thema im Stadtgespräch auf münchen.tv, bei dem BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann am 7. Mai zu Gast war. „Der BLLV wäre interessiert an einer guten Diskussion, die da heißt, wir schauen alle Stellschrauben an im bayerischen Schulsystem. Und was kann man wie verändern, um – und das ist das einzige Ziel – maximal alle Kinder abzuholen“, erklärte Simone Fleischmann. „Ich meine übrigens nicht, um alle Kinder auf das Gymnasium zu bringen oder alle Kinder in eine Schulart zu bringen. Sondern was wir schaffen sollten, ist, jedes Kind soll auf die Schulart, in der er oder sie am besten zeigen kann, was sie oder er drauf hat.“
Die BLLV-Präsidentin sprach sich in diesem Zusammenhang für eine längere gemeinsame Schulzeit aus und stellte klar, dass es ihr um eine nachhaltige Lösung geht: „… die Freigabe des Elternwillens wäre ein Baustein, wenn wir dann auch länger gemeinsam zur Schule gehen lassen würden und mehr individuelle Förderung bieten könnten in der Schule. Deswegen geht es nicht nur an einem Schräubchen zu drehen, sondern wir müssen das große Ganze in den Blick nehmen.“
Bildungschancen
Im weiteren Gespräch zeigte sich klar, dass es bei der Diskussion auch um Bildungschancen geht: „Alle Kinder brauchen gleiche Chancen. Ich sage nicht den gleichen Abschluss, ich sage nicht die gleichen Noten, aber ich sage die gleichen Chancen. Und ich erlebe schon Gesellschaft, die sagt, ist nicht das der richtige Zugang? Alle mitnehmen zu wollen.“
„Wir sagen, wir brauchen eine Gesellschaft, wo Kinder lernen, dass es gut ist mit anderen zusammen zu sein“, sagte Simone Fleischmann. „Ich warne vor einer Spaltung in der Gesellschaft. Und da werden wir auch alles dafür tun, dass wir in die Diskussion gehen und uns mal die Frage stellen, wo wollen wir denn strukturell hin.“
Neue Herausforderungen
Auf die Frage nach den neuen Herausforderungen, die für Lehrkräfte in den vergangenen Jahren hinzugekommen sind, schilderte die BLLV-Präsidentin die Big5: „Wir haben eine starke Zunahme der Integration. Also Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Wir haben ein Recht der Eltern und des Kindes auf Inklusion in den Regelschulen. […] Wir haben eine Digitalisierung in der Welt, die kommt in die Schulen, die sollen wir stemmen. Wir haben den Anspruch auf individuelle Förderung. […] Und wir haben den letzten Punkt, der da heißt Ganztagsschule. Vergessen wir manchmal in der aktuellen Diskussion. Das ist eine Herausforderung, die hatten wir noch nicht in den Jahren zuvor. Und diese Big5 sind es, die zeigen, dass du als Lehrer mehr leisten sollst, wie du an sich kannst. Und das macht nicht immer zufrieden.“
Bei der Digitalisierung betonte die BLLV-Präsidentin, dass die Ausstattung an den Schulen nicht alles ist: „Ein Gelingensfaktor ist zentral: Und das ist die Lehrerin oder Lehrer. Mit seiner Beziehung, mit seiner Kompetenz, mit seiner Authentizität, mit seinem Können. Und der beste Lehrer ist der, der einen Bauchladen von Methoden hat und genau die rauszieht, die gerade für seine Kinder passt, die für diesen Lerngegenstand passt.“
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