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Bildungsgerechtigkeit Kinderrechte Individuelle Förderung Multiprofessionalität

Abgehängt: Kinder aus benachteiligten Familien verlieren den Anschluss, BLLV fordert Sofortprogramm

München – Der Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen hängt stark von ihrer sozialen Herkunft und dem Bildungsniveau ihrer Eltern ab. Diese Unterschiede werden durch die Corona-Krise massiv verstärkt. Anlässlich des "Welttags der sozialen Gerechtigkeit" am 20. Februar bekräftigt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ihre Forderung nach einem Sofortprogramm für weniger privilegierte Kinder".

Für BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann steht fest: „Soziale Gerechtigkeit ist untrennbar mit Bildungsgerechtigkeit verknüpft.“ Schon in „norma­len“ Zeiten wird die Kluft zwischen bildungsnahen und bildungs­fernen Familien immer größer. Diese Schere hat sich durch die Corona-Krise in dramatischer Weise weiter geöff­net. Die aktuelle Situation verstärkt die bestehende Bildungs­un­gleich­heit und damit die soziale Spaltung der Gesellschaft deutlich. Schulschlie­ßungen und ver­änder­te Lernbe­dingungen durch Distanz- und Wechselunterricht treffen Kinder aus sozial schwachen Familien beson­ders hart.

Schlechte digitale Ausstattung, kein soziales Netz
Studien zeigen, dass vor allem Kinder aus Nicht-Akademikerfamilien benach­teiligt sind. Sie sind oftmals nicht nur technisch schlechter ausge­stattet, sie be­kommen zu Hause auch weniger Unterstützung beim Lernen. Lehrerinnen und Lehrer haben kaum Möglichkeiten zur individuellen Hilfe­stellung, weil der persön­liche Kontakt zu diesen Familien in der Krise in vielen Fällen ganz abgerissen ist. „Wir machen uns um die Kinder große Sorgen, die nicht nur durch das digitale, sondern auch durch das soziale Netz fallen“, so Simone Fleischmann. „Hier braucht es ganz dringend ein Sofortprogramm mit ganz konkreten Maßnahmen. Diese Kinder brauchen jetzt ein engmaschiges Netz an Menschen, das sie auf­fängt, damit sie nicht verloren gehen.“

Deshalb fordert der BLLV von der Politik ein Sofortprogramm mit folgenden Bausteinen:

  • Das Netz an Beratungsfachkräften muss ausgebaut, intensiviert und an die aktuellen Bedingungen in der Corona-Zeit angepasst werden: Schulpsychologen, Beratungslehrer, Schulsozialarbeiter, Jugend­sozial­arbeiter, Therapeuten, Ärzte u.a. müssen diesen Kindern und deren Eltern agil, umfassend und schnell zur Seite stehen können.
  • Beratungsgespräche müssen gerade jetzt (trotz Corona) live, online oder per Telefon möglich sein - je nach aktueller Situation dieser Kinder und ihrer Familien.
  • Die Schulbegleiter, die die Kinder sonst im Unterricht individuell begleitet haben, müssen auch im Homeschooling unterstützen können.
  • Explizite und auf die Corona-Situation zugeschnittene Fördermaßnahmen für eben diese Kinder müssen aufgesetzt und finanziert werden: Sie brauchen zusätzliche Förderangebote beim Lernen und Üben und gerade im Bereich der außerschulischen Bildung kreative Intensivierungs­möglich­keiten.
  • Mehr Möglichkeiten für Kinder, sich auch in Jugendtreffs (eben auch virtuell) zu begegnen.
  • Sorgentelefone, Plattformen im Netz und extra installierte Hotlines für Kinder und Familien müssen ausgebaut und intensiv und passgenau kommuniziert werden.
  • Der Zugang zur Notbetreuung – auch mit ganzheitlichen Angeboten – muss für diese Kinder individuell gestaltet werden. Zusätzliches Personal – eben nicht Lehrerinnen und Lehrer – muss angestellt werden.
  • Individuelle Förderangebote in kleinen Gruppen müssen schnellstmöglich wieder aufgesetzt und intensiviert werden.  
  • Auch die Ferienangebote müssen jetzt schon aufgesetzt werden, damit diesen Kindern durch Mittagsbetreuungskräfte, Horte, Honorarkräfte und kommunale Anbieter nicht auch in den kommenden Ferien die sozialen Livebegegnungen fehlen.
  • Psychologen, Lern-Berater und andere professionelle Fachkräfte brauchen die Möglichkeit, auch in der aktuellen Situation aktiv in die Familien gehen zu dürfen und diese Kinder vor Ort unterstützen zu können.

Jetzt ist es dringender denn je, diesen Kindern eine ganzheitliche und professionelle Unterstützung zukommen zu lassen, damit die Chancengerechtigkeit nicht noch mehr auf der Strecke bleibt. „Die Corona-Krise zeigt uns wie unter einem Brenn­glas“, so Simone Fleischmann, „wie schnell Kinder den Anschluss verlieren. Schule muss gerade in einer solchen Krisensituation nicht nur Wissen vermitteln, sondern die Kinder und Jugend­lichen als ganze Menschen annehmen und fördern.
Jetzt verschärft sich die Bildungsungerechtigkeit nochmal mehr. Daher muss jetzt gehandelt werden, wenn diese Kinder nicht noch mehr abgehängt werden sollen!“

>> zur ausführlichen Positionierung des BLLV zum Thema "Kinder in Not"

>> Die Pressemitteilung als PDF-Download

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