Buchtipps-Mai-2022
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Von komischen Gefühlen und einer Flucht mit Büchern

Für jüngere Kinder ab 4 Jahren empfiehlt das Forum Lesen in seinen Mai-Buchtipps das hilfreiche und wichtige Sachbuch "Das komische Gefühl" von Hans-Christian Schmidt und das Buch der UNICEF-Botschafterin Muzoon Almellehan "Mit einem Koffer voller Bücher".

Das komische Gefühl

Von Hans-Christian Schmidt

 

 

Illustriert von Andreas Német

  • Verlag: Klett Kinderbuch
  • Seiten: 40
  • ISBN: 978-3-95470-268-8
  • Preis: 15 Euro
  • Altersempfehlung: ab 4 Jahren

Wer kennt das nicht? So ein komisches Gefühl im Bauch, welches man in manchen Situationen bekommt. Der Autor zeigt einige Beispiele auf, die solch ein Gefühl hervorrufen könnten und was ein Kind dann tun kann.

Dieses „Kraftbuch" für Kinder spricht das Thema sexualisierte Gewalt an. Es will Kinder dafür sensibilisieren, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Sie sollen den Mut und die Stärke haben, NEIN zu sagen und sich – falls nötig – auch Hilfe von Erwachsenen holen.

Inhalt

Zunächst wird erklärt, wie sich dieses komische Bauchgefühl körperlich äußern kann, zum Beispiel als seltsames, dumpfes Ziehen oder Hämmern und Drücken. Danach folgen einige konkrete Beispiele, in denen sich Kinder unwohl und ängstlich fühlen können, beispielsweise im Dunkeln oder wenn jemand immer näher an sie heranrückt.

Wenn sich dieses komische Gefühl einstellt, rät das Buch: „schnell zur gelben Seite blättern“. Hier steht, was man tun kann. Nämlich laut „Nein“ sagen und zeigen, dass man das nicht möchte.

Bewertung

Einfühlsam wird das „komische Gefühl“ zunächst einmal zeichnerisch unterschiedlich ausgedrückt. Es ist dieses Bauchgefühl, welches „vor Situationen, die nicht guttun“, warnt. Durch das konkrete Ansprechen des Lesers ist dieser vollkommen in die einzelnen Szenen und Erklärungen involviert. Das Sachbuch will Kinder vor Missbrauch und sexualisierter Gewalt sensibilisieren und ihnen Mut machen, sich zu wehren. Kinder haben das Recht, körperliche Zuwendungen abzulehnen und sich gegebenenfalls Hilfe bei Erwachsenen zu suchen. Die einfach gehaltenen Zeichnungen erklären die beschriebenen Situationen anschaulich und unterstützen den jeweiligen Text.

Kindgerecht und verständlich wird so ein wichtiges Thema behandelt. Das Buch will Kinder auf ihr Bauchgefühl aufmerksam machen, welches sie vor manchen Gefahren und unguten Situationen warnt. Ein sehr hilfreiches und wichtiges Sachbuch, dass in der Familie, aber auch in Kindergarten oder Schule immer wieder mit den Kindern gelesen und besprochen werden sollte.

Mit einem Koffer voller Bücher

Von Muzoon Almellehan und Ann Lecker

 

 

Illustriert von Friederike Ablang

  • Verlag: Oetinger
  • Seiten: 59
  • ISBN: 978-3-7512-0101-8
  • Preis: 10 Euro
  • Altersempfehlung: ab 6 Jahren

Muzoon ist in Syrien aufgewachsen und hat es geliebt, in die Schule zu gehen und etwas lernen zu dürfen. Doch dann brach Krieg aus und sie und ihre Familie mussten flüchten.

Ein syrisches Mädchen erzählt für Kinder ab sechs Jahren ihre persönliche Geschichte. Kindgemäß und ergreifend berichtet sie von ihrer Flucht und warum für sie Bücher und Bildung so wichtig sind.

Inhalt                     

Muzoon erzählt, dass sie in Syrien lebte und dort ihr Leben mit ihrer Familie und ihren Freunden genoss. Ganz wichtig war es ihr aber, etwas Neues zu lernen. Als Krieg ausbrach und das Leben zu gefährlich wurde, verließ die Familie ihr Zuhause.

Muzoon nahm in ihrem Koffer ihre Schulbücher mit, diese waren für sie das Wichtigste. Auch im Flüchtlingslager gab es eine Schule, worüber das Mädchen sehr glücklich war. Andere Kinder besuchten die Schule nicht. Muzoon gab ihnen Mut und machte den Familien klar, dass Bildung wichtig für die Zukunft der Kinder ist.

Mit ihrem Appell konnte sie etwas bewirken und viele Kinder gehen dank ihr nun zur Schule. Muzoon arbeitete bereits damals als UNICEF-Botschafterin mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen zusammen und setzt sich auch heute weiter für Kinderrechte ein.

Bewertung

2013 musste Muzoon mit ihrer Familie aus Syrien fliehen. Wie sie den Krieg und die Flucht erlebt hat, berichtet die junge Frau einfühlsam und auch für junge Leser und Leserinnen ab sechs Jahren gut verständlich.

Kurze Sätze, eine große Fibelschrift sowie ein kindgemäßer Wortschatz erleichtern das Leseverständnis. Auch inhaltlich werden die Kinder nicht überfordert, wenngleich die Autorin durchaus die Folgen des Krieges für die Menschen anspricht. Ganz klar vermittelt sie die Botschaft, wie wichtig Bildung für sie persönlich ist, aber vor allem ist es der jungen Frau auch ein Anliegen, das Recht eines jeden Kindes auf Bildung zu unterstützen. Hierfür setzte sie sich bereits als junges Mädchen ein. Sie wurde UNICEF-Botschafterin und kämpfte aktiv dafür.

Die farbigen Illustrationen sind sehr gelungen und bringen die Botschaft des jeweiligen Textes vortrefflich zum Ausdruck. Sie geben situationsabhängig Hoffnung und Mut, zeigen aber auch die Folgen von Krieg und Zerstörung.

Am Ende des Kinderbuches gibt es zwei Informationsseiten zum Thema UNICEF und Kinderrechtskonventionen sowie 16 Seiten abwechslungsreiche Leserätsel und Lesespiele mit Lösungen.

Dies ist ein gelungenes Kinderbuch für Leseanfänger zu einem wichtigen Thema, das sowohl Grundschullehrer und Grundschullehrerinnen als auch Familien sehr ans Herz gelegt werden kann.



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